Mehr Sicherheit bei Tiefbauarbeiten
Hohe Qualitätsstandards dank automatisierter ProzesseAls wichtiger Partner der Bauwirtschaft ermöglicht das infrest Leitungsauskunftsportal deutschlandweit die flächendeckende Einholung von Leitungs- und Planauskünften bei den Infrastrukturbetreibern.
Mehr als 770.000 Leitungsanfragen und Meldungen wurden allein im letzten Jahr über das infrest Leitungsauskunftsportal verschickt.
© infrest – Infrastruktur eStrasse GmbH
Wer Tiefbaumaßnahmen plant oder durchführt, muss sich vorab bei den Netz- und Infrastrukturbetreibern über mögliche Leitungsverläufe und Anlagen informieren. Laut einer höchstrichterlichen Entscheidung des Bundesgerichtshofs (VI ZR 31/95) aus dem Jahr 1995 sind „bei Tiefbauarbeiten im Bereich von Versorgungsleitungen wegen nicht absehbarer, unverhältnismäßig hoher Schadensfolgen, an die Erkundigungs- und Sicherungspflichten hohe Anforderungen zu stellen“. Sonst droht den ausführenden Bauunternehmen bei einer Beschädigung von Leitungen nach § 823 BGB eine Schadensersatzpflicht gegenüber den betroffenen Netzbetreibern, neben möglichen Versorgungsausfällen.
Weiterer Ausbau der Leitungsnetze
Dank seiner leistungsfähigen Infrastruktur verfügt Deutschland über eine Vielzahl unterschiedlicher Leitungsnetze, die kontinuierlich wachsen. Allein die Netze der städtischen Versorger haben nach Angaben des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) eine Länge von mehr als 2 Mio. Kilometer (Strom, Wasser, Gas, Wärme, etc.). Im Bereich Internet/Telekommunikation wurden im Rahmen des politisch forcierten Ausbaus der digitalen Infrastruktur nach Aussagen des Branchenverbandes BREKO in den vergangenen zwei Jahren rund 4,4 Millionen neue Glasfaseranschlüsse realisiert. Die Deutsche Telekom als Branchenprimus hat nach Aussagen von MPC Consulting im Jahr 2021 allein rund 70.000 Kilometer Glasfaserkabel neu verlegt. Zusätzlich wachsen die deutschen Leitungsnetze auch durch den Ausbau im Bereich Wind- und Solarenergie, wo die neu errichteten Anlagen an die öffentlichen Übertragungs- und Verteilnetze angebunden werden müssen.
Nicht zuletzt durch den hohen Zeitdruck kommt es gerade bei den Bauarbeiten im Breitbandbereich immer wieder zu Beschädigungen der bestehenden Infrastruktur. Jährlich werden den Versicherungen deutschlandweit rund 100.000 bekannte Fälle gemeldet, bei denen Bauunternehmen Versorgungsleitungen beschädigt haben. Die daraus resultierenden Entschädigungsforderungen der Netzbetreiber betragen nach Aussagen des aktuellen VHV-Schadensberichts mehr als 500 Mio. Euro jährlich!
In fünf Schritten können über das infrest Leitungsauskunftsportal schnell und effizient Leitungs- und Planauskünfte eingeholt werden.
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Schadensvermeidung durch umfassende Planauskünfte
Neben den rein materiellen Schäden und Versorgungsausfällen gilt es aber auch die eigenen Mitarbeiter zu schützen, die an den Baumaßnahmen beteiligt sind. Um diesen ein höchstmögliches Maß an Sicherheit zu bieten und die im Boden befindliche Infrastruktur vor Beschädigungen zu schützen, kommt dem Einholen von Plan- und Leitungsauskünften bei den Infrastrukturbetreibern sehr große Bedeutung zu. Bei einer vom Institut für Bauforschung (IFB) im Jahr 2020 durchgeführten Untersuchung gaben 90 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie eine exakte Planauskunft für potenziell schadensvermeidend halten.
Waren die anzufragenden Infrastrukturbetreiber früher sehr schnell zu identifizieren und anzufragen, hat sich die Situation aufgrund des beschriebenen Ausbaus der Infrastrukturnetze in den vergangenen Jahren erheblich verändert. Deshalb sind webbasierte Metasystemportale, über welche mit einer Anfrage alle für eine Baumaßnahme relevanten Netz- und In-frastrukturbetreiber identifiziert werden und gebündelt aktuelle Planauskünfte zu den Leitungsverläufen angefordert werden können, bei Planern und Bauunternehmen sehr gefragt. Hierzu zählt das sehr leistungsstarke Leitungsauskunftsportal der infrest.
Um der Bauwirtschaft diesen Service deutschlandweit zu bieten, hat die infrest mit einem eigenen Recherche-Team inzwischen mehr als 13.750 Infrastrukturbetreiber und Träger öffentlicher Belange identifiziert und in ihrem System hinterlegt. Die recherchierten Informationen werden regelmäßig aktualisiert und gewährleisten so eine sehr hohe Datenqualität. Durch eine kostenfreie Hinterlegung der eigenen Netzgebiete können die Netzbetreiber sicherstellen, dass sie nur an den Anfragen beteiligt werden, die sie wirklich betreffen. Außerdem stellt die infrest eine Vielzahl standardisierter Schnittstellen für die Netzbetreiber zur Verfügung, mittels derer sie die über das System eingehenden Anfragen medienbruchfrei in ihre hausinternen Geoinformationssysteme (GIS) übertragen können, um sie dort digital weiter zu verarbeiten.
Einfache und schnelle Leitungsanfrage
Der Prozess zum gebündelten Einholen von Leitungs- und Planauskünften über das infrest Leitungsauskunftsportal ist sehr einfach. Nach der einmaligen Anmeldung im System können die Mitarbeiter der Planungs- und Bauunternehmen, u.a. die geplanten Baumaßnahmen durch das Einzeichnen einer oder mehrerer Flächen in einer Karte hinterlegen. Auf Basis dieser Informationen ermittelt das System die Netzbetreiber (Strom, Gas, Wärme, (Ab-) Wasser, Telekommunikation, Erneuerbare Energie, Bahn, ÖPNV etc.), die dann in einem Vorgang gebündelt angefragt werden können.
Die Leitungsnetze in Deutschland wachsen kontinuierlich.
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Diese automatisierten Prozesse verringern den Arbeitsaufwand erheblich und führen zu einer Kosten- und Zeitersparnis. Die Antworten der Netzbetreiber erfolgen entweder über das Leitungsauskunftsportal oder direkt an die anfragenden Unternehmen. Über ein Ampelsystem können die Mitarbeiter den aktuellen Bearbeitungsstand ihrer Anfragen jederzeit im Blick behalten. Alle über das System gestellten Anfragen werden revisionssicher sechs Jahre im System archiviert und können von dort jederzeit abgerufen werden. Nicht zuletzt aufgrund dieser einfachen Prozesse und der hohen Datenqualität hat sich das Leitungsauskunftsportal inzwischen zum führenden Portal entwickelt. So wurden allein im vergangenen Jahr deutschlandweit mehr als 770.000 Leitungsanfragen und Meldungen an Infrastrukturbetreiber und andere Träger öffentlicher Belange über das Portal verschickt, Tendenz weiter steigend.
Neuer Komplettservice für Bauwirtschaft und neue digitale Antragsverfahren
Planern und Bauunternehmen, die sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren wollen und ihre Personalressourcen projektgebunden einsetzen möchten, bietet die infrest auch einen Komplettservice zur Einholung von Leitungsauskünften. Im Rahmen des Komplettservice übernehmen Experten den kompletten Prozess zum Einholen der Leitungsauskünfte, halten für die Unternehmen über das infrest Portal Kontakt zu den angefragten Stellen, behalten die Zeitvorgaben im Blick und sorgen für eine zeitnahe Rückmeldung zu den gestellten Anfragen.
Darüber hinaus hat die infrest Schnittstellen vom Leitungsauskunftsportal zu führenden Fachverfahrensherstellern (bspw. Dr. Haller, Archikart, Caigos) entwickelt, mittels derer Kommunen ihre Antragsverfahren für Tiefbauarbeiten im Bereich der Ver- und Entsorgungsinfrastruktur konform zum Onlinezugangsgesetz (OZG) digitalisieren können. Kommunen können so Bescheide inkl. Nachforderungsmanagement medienbruchfrei digital übermitteln. Neben den Genehmigungsverfahren zur Verkehrsrechtlichen Anordnung (VRAO) werden in Berlin bereits auch das Antragsverfahren auf Zustimmung gemäß §127 des neu gefassten Telekommunikationsgesetzes (TKMG) sowie zu Sondernutzungen bzw. Aufbrüche digital abgewickelt. Weitere digitale Antragsverfahren starten demnächst in Teilen von Brandenburg und Rheinland-Pfalz.