Nachhaltiges Regenwassermanagement

Komplexes Projekt für Sportartikelhersteller

Bei der Baumaßnahme auf dem Werksgelände eines Sportartikelherstellers waren sowohl Umfang als auch Zeitplan eine Herausforderung. Zudem musste die Systemlösung mit einem Volumen von 1500 Kubikmetern in einer Tiefe von 7,2 Metern gelegt werden – einer der tiefsten Regenwasserspeicher, den Rehau je gebaut hat.

Das Werksgelände des Sportartikelherstellers gleicht einem Campus mit Aufenthalts- und Sportbereichen für die Mitarbeiter. Es gibt viel Grün, aber auch versiegelte Flächen, über die das Regenwasser direkt in die Vorflut abgeleitet wird. Deswegen hat sich das Unternehmen entschlossen, am Hauptsitz in Herzogenaurach eine Anlage für die Speicherung von Oberflächenwasser zu installieren, das in trockenen Perioden für die Bewässerung der Sportplätze und weiteren Grünflächen genutzt werden kann. Das System sollte unter dem zentralen Firmenparkplatz verbaut werden.

Der enge Zeitplan war die größte Herausforderung

Der Startschuss für das Projekt erfolgte Ende Juni 2023. Beauftragt wurde das Ingenieurbüro GBI mit der Planung und Bauleitung, der Polymerverarbeiter Rehau stellte die Lösungen für die Regenwasserbewirtschaftung bereit. Da die deutsche Nationalmannschaft während der Fußball-EM 2024 auf dem Campus in Herzogenaurach untergebracht war und dort trainierte, mussten die Baumaßnahmen vor dem 31. Mai 2024 abgeschlossen und abgenommen sein, denn an diesem Tag reiste das Team mit seiner Entourage an. „Die Zeitschiene war das Schwierigste“, sagt GBI-Geschäftsführer Andreas Zacherl. „Für die Planung und Ausführung blieben uns gerade einmal neun Monate.“

Die Maßnahme hatte gleich mehrere Herausforderungen parat. Neben dem engen Zeitrahmen war die Unmenge an Speicherboxen, die für einen Regenwasserspeicher mit einem Volumen von 1500 Kubikmetern nötig ist, die zweite Hürde, die gemeistert werden musste. Verbaut wurden insgesamt 3810 Hochlast-Boxen mit der Modellbezeichnung Rausikko Box 8.6 H und weitere 40 vom Typ Rausikko Box 8.6 HC mit integriertem Verteilkanal. „In dem extrem kurzen Zeitfenster brauchten wir für dieses Projekt neben den laufenden Aufträgen zusätzlich diese Vielzahl an Boxen“, weiß Patrick Harrer, bei Rehau für den Vertrieb Regenwasserbewirtschaftung zuständig. „Wir mussten zeitweise die Produktionslinie komplett für diesen Auftrag vorhalten und haben ausschließlich Boxen für Herzogenaurach gefertigt.“

Extrem tiefe Boxen-Anlage

Herausforderung Nummer drei war die extreme Tiefe, in der das System angelegt werden sollte. Die Sohle der untersten Lage der Speicherboxen lag bei 7,2 Metern. „Unsere Hochlast-Variante kann ohne objektbezogene statische Berechnung auf eine Tiefe von 6 Metern gelegt werden“, sagt Harrer. „Da wir hier aber 1,2 Meter tiefer gehen, musste das Thema statisch neu bemessen werden.“ Dafür wurde eine lokale Aufnahme der Örtlichkeiten mit einem Bodengutachten durchgeführt. Dabei geht es um die Beschaffung des umliegenden Erdreichs, um Verdichtungen und Reibungswinkel der Verfüllmaterialien. Am Ende gaben die Spezialisten von Rehau grünes Licht. Die Hochlast-Box kann in der geforderten Tiefe verbaut werden. „Rehau hat uns während der Planungsphase mit Berechnungen und statischen Nachweisen unterstützt“, betont Zacherl. „Das ist schon außergewöhnlich und sehr hilfreich für uns in der Planungsphase.“ Der Parkplatz, unter dem der Wasserspeicher angelegt werden sollte, ist die zentrale Parkplatzfläche für die Angestellten und Besucher und musste auch während der Bauphase zur Verfügung stehen. Ebenso der in der Nähe der Baustelle gelegene Zugang zum firmeneigenen Sportstudio und Fitnessbereich. Das alles erforderte besondere Absicherungsmaßnahmen, damit sich die Mitarbeiter dort gefahrlos auch während des Betriebs der großen Baumaschinen bewegen konnten. Das Baufeld allein umfasste etwa ein Viertel des gesamten Parkplatzes.

Über 3800 Rausikko-Boxen in einer Woche verbaut

Im September 2023 waren die Planungen abgeschlossen und es konnte losgehen. Das Nürnberger Bau-unternehmen Ochs rückte mit Bagger und Lastwagen in Herzogenaurach an und hob die Baugrube aus. Die Aushubmasse betrug 8500 Kubikmeter, was etwa 400 Lkw-Ladungen entspricht. Bereits in 2,5 Metern Tiefe stieß der Bagger auf harten Sandstein, der herausgerissen werden musste. Das verzögerte den Aushub, wirkte sich aber nicht auf den Gesamt-Zeitplan aus.

In dieser Phase setzten die Oberfranken zwei Sedimentationsschächte, in die das Regenwasser zuerst eingeleitet wird und wo sich grober Schmutz wie Blätter und kleine Steinchen am Boden absetzen können. Erst dann fließt das kostbare Nass weiter in den Regenwasserspeicher. An der anderen Seite der Baugrube wurde ein Pumpenschacht angelegt, über den bei Bedarf das Wasser aus dem Speicher entnommen und zur Bewässerung genutzt werden kann. Die vorhandenen Bäume wurden versetzt und an anderer Stelle auf dem Campus wieder eingepflanzt. Schließlich wurde die 2200 Quadratmeter große Grundfläche der Grube gesäubert, eingeebnet und mit einer Folie ausgelegt.

Im nächsten Schritt setzten drei Mitarbeiter der Firma Ochs innerhalb einer Woche die insgesamt 3850 Boxen auf drei Ebenen. Die einzelnen Elemente wurden mit integrierten Rastnocken aufeinander fixiert und zusätzlich mit speziellen Verbindungs-Clips stabilisiert. Am Ende wurde die Folie eingeschlagen, verschweißt und die Grube wieder verfüllt.

Obwohl die Baumaßnahmen in der Winterperiode durchgeführt wurden, lief alles reibungslos. Es gab keine Wetterunterbrechungen, kein Lieferverzug und auch keine Probleme bei den Schweißarbeiten. Ende April 2024 konnte die fertige Anlage termingerecht abgenommen werden.

Aus Sicht von Andreas Zacherl war die Zusammenarbeit mit Rehau sehr gut. „Es waren oft Mitarbeiter von Rehau vor Ort, haben die Bauphase unterstützt und die Einbau-Qualität gesichert“, sagt der GBI-Geschäftsführer. „Wenn alle mit der nötigen Konzentration an die Sache herangehen und jeder firmenübergreifend an einem Strang zieht, dann funktionieren komplexe Projekte auch unter Zeitdruck.“

Rehau Building Solutions
bs.rehau.com

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