Neues Wahrzeichen für Heidelberg: der Energie- und Zukunftsspeicher
Grüne Wärme und Eventlocation auf 55 Meter Höhe
Das 55 Meter hohe Bauwerk im Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund ist mehr als ein funktionaler Energiespeicher. In schwindelerregender Höhe entstehen eine Gastronomie mit einem weiten Blick über die Rheinebene und in den Odenwald.
Der Wärmespeicher funktioniert wie eine überdimensionale Thermoskanne und lagert Wasser aus dem Fernwärmenetz ein, welches bei Bedarf wieder ins Netz eingespeist wird.
© HeidelbergCement AG / Christian Buck
Der Energie- und Zukunftsspeicher rundet die Energiekonzeption 2030 der Stadtwerke Heidelberg ab. „Der Wärmespeicher ist ein Meilenstein in unserem Energiekonzept. Er ist ein Puffer im System und ermöglicht es zudem, umgewandelte Wärme aus Wind und Sonnenstrom dort einzulagern“, resümiert Heiko Faulhammer, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg Umwelt. Er fügt hinzu: „So nähern wir uns Schritt für Schritt dem Ziel, bis 2030 weitgehend grüne, CO2-freie Wärme zu erzeugen.“ Der Energie- und Zukunftsspeicher ging zur Heizperiode 21/22 in Betrieb und wird mit der Eröffnung der Event-Location Ende des ersten Halbjahres 2023 fertiggestellt sein.
Platz für 200 Personen auf 55 Meter Höhe
Der Speicher in der Farbe Fernblau, schon von weitem zu sehen, imponiert neben der Größe auch durch seine Architektur und schickt sich dabei an – neben Schloss sowie Alter Brücke – ein weiteres Wahrzeichen von Heidelberg zu werden. In nächster Zeit entsteht noch die filigrane Gebäudehülle über dem Speichergebäude: Ein Netz aus vielen kleinen Plättchen, die sich nach Wind und Sonne ausrichten und damit zum Symbol für Flexibilität und Energiefluss werden.
Der Energie- und Zukunftsspeicher misst eine Höhe von 55 Meter und einen Durchmesser von
25 Meter.
© HeidelbergCement AG / Christian Buck
Das Highlight für die Besucher werden die zuoberst aufgesetzten Plattformen sein. Eine auskragende Metallkonstruktion trägt zwei Ebenen mit einem Durchmesser von circa 25 Meter. Die untere Ebene bietet Raum für ein öffentliches Bistro sowie eine Eventlocation für bis zu 200 Personen, die obere Plattform wird die Aussichtsterrasse. Erreichen kann man die Plattformen über zwei Aufzüge.
Während später die horizontalen Ansichten der Plattformen ein Wechselspiel von Konstruktion und Transparenz aus den Werkstoffen Metall und Glas sein werden, wurde die Herstellung der beiden Deckenplatten mit Beton geplant. Aufgrund der besonderen Baustellensituation, mit einer nicht alltäglichen Arbeitshöhe von 55 Metern, stand von Beginn an die Frage im Raum: Wie kommt der Beton in diese Höhe? Heidelberger Betonpumpen Simonis stellte das Fahrzeug (M61) mit einer Reichweite von 55 Meter. Um die oberste Betondecke zu erreichen, musste die Betonpumpe nahezu vertikal aufgerichtet werden.
Betonage über eine Förderlänge von 75 Meter mit Easycrete F
Für diese Betonage mit entsprechender Pumpleistung fiel die Wahl auf den leicht verarbeitbaren Easycrete F in einer objektspezifischen Rezeptur, so dass das Überwinden der Höhe gemeistert werden konnte. Für das Betonieren auf der Decke waren weitere circa 20 Meter Schlauch notwendig, sodass sich insgesamt eine Förderlänge von etwa 75 Meter ergab. Dank des reibungslosen Zusammenspiels von Betonlogistik und Förderung in außergewöhnlicher Höhe – sowie der professionellen Fachhandwerker konnte die Betonage erfolgreich ausgeführt werden.
Auf schwindelerregender Höhe entsteht eine Gastronomie mit einer Aussichtsterrasse.
© HeidelbergCement AG / Christian Buck
Eine Riesen-Thermoskanne für Wärme auf Vorrat
Der Wärmespeicher funktioniert wie eine überdimensionale Thermoskanne und lagert Wasser aus dem Fernwärmenetz ein, welches bei Bedarf wieder ins Netz eingespeist wird. Damit werden Lastspitzen abgefangen. Als Speichertechnik wird ein atmosphärischer Zweizonenspeicher eingesetzt: In der unteren Zone, mit einem Volumen von 12.800 Kubikmetern, wird heißes Wasser bis maximal 115°C gespeichert. Der obere Teil des Speichers ist mit etwas kälterem Wasser befüllt. So entsteht der nötige Druck, damit sich das Heizwasser auch bei über 100°C einlagern lässt – anstelle zu verdampfen. Es dauert 17 Stunden, bis der Energie- und Zukunftsspeicher vollkommen geleert ist und wiederum 17 Stunden bis zur maximalen Füllung.
Heidelberg Beton GmbH
Objektsteckbrief
Architektonischer Entwurf: LAVA – Laboratory for visionary architecture, Berlin
Begleitung: IBA Heidelberg
Gesamtprojektleitung: IBF Consulting, Mannheim
Partner für Energie-und Bewegungspark: adViva, Heidelberg
Generalplanung: LAVA mit Wenzel+Wenzel, Karlsruhe
Tragwerks- und Ausführungsplanung: WES - Weber Engineering Service, Weinheim
Tragwerksplaner: sbp schlaich bergermann partner, Stuttgart
Beton: Easycrete F
Lieferwerk: Heidelberger Beton GmbH, Gebiet Kurpfalz/Karlsruhe, Eppelheim
Betonpumpe: Heidelberger Betonpumpen Simonis GmbH & Co.KG, Ubstadt-Weiher
Kenndaten des Energie- und Zukunftsspeichers
Höhe: 55 Meter
Durchmesser: 25 Meter
Bruttovolumen: 20.000 Kubikmeter
Nutzvolumen: 12.800 Kubikmeter
Zweizonenspeicher mit maximaler Speichertemperatur von 115°C