Abwasserkanäle als Kunstobjekt

Großformatige Fotos in Berlin präsentiert

Kann ein Abwasserrohr Kunstobjekt sein? Fest davon überzeugt ist der Ingenieur und Fotograf Ulrich Winkler, Lage. Seine Fotoausstellung „unter uns“ zeigte die Deutsche Gesellschaft für Grabenloses Bauen und Instandhaltung von Leitungen e.V. (GSTT) anlässlich der Fachmesse WASSER BERLIN International, die in Verbindung mit dem Kongress INTERNATIONAL NO DIG BERLIN 2011 vom 2. bis zum 5. Mai 2011 rund 28 000 Besucher in die Messe Berlin lockte.  
Das Spektrum der Reaktionen auf seine großformatigen Fotos, die die Unterwelt der Stadt in teils recht ungewöhnlichen Perspektiven zeigen, erlebte Winkler als durchaus unterschiedlich. Es reichte vom schulterzuckenden vorbei Hasten bis zu intensiver Betrachtung und Auseinandersetzung. Winkler: „Diese Bilder auf einer Fachausstellung – damit trägt man natürlich die sprichwörtlichen Eulen nach Athen. Aber es war dennoch bei dem einen oder anderen deutlich die Faszination zu spüren, die eine vollkommen andere Sicht auf ein vertrautes Thema ausüben kann.“ Insbesondere die Fotos, die auf den ersten Hinblick kaum von expressionistischer Malerei zu unterscheiden waren, zogen die Aufmerksamkeit auf sich, was den Fotografen sehr freut. Aber es gab auch den einen oder anderen Experten, der sich postwendend meldete, um auf ihm kritisch erscheinende technische Einzelheiten des jeweils dargestellten Prozesses zu verweisen: Hier eine Kleinigkeit, die auf Produktionsprobleme schließen lassen könnte und dort ein Detail, das sicherheitstechnisch fragwürdig sei. Winkler schmunzelnd: „Es gelingt eben auch in solchen Rahmen nicht jedem, die technische Brille auf Kommando abzusetzen.“   
Ein wenig gefehlt hat dem Künstler in Berlin der normale Bürger. Denn den  will Winkler mit seinen Bildern ansprechen, um klar zu machen, welche Werte unter uns liegen und welche Leistungen täglich von Menschen erbracht werden, um die lebensnotwendige Infrastruktur in Schuss zu halten. Dass dabei immer wieder grabenlose Technologien im Fokus der Betrachtung stehen, ist kein Zufall und die Hauptmotivation der GSTT, sich für die Ausstellung einzusetzen, die im Übrigen als Wanderausstellung geplant ist.  
Insbesondere in NRW, wo angesichts der Debatten um die Dichtheitsprüfung  die Stadtentwässerung momentan überhaupt zu ersten Mal Thema öffentlicher Wahrnehmung wird, sehen Winkler und GSTT-Geschäftsführer Dr. Klaus Beyer derzeit einen erheblichen Bedarf für eine solche Präsentation: Auch ein Bild aus dem Untergrund sagt eben mehr als 1000 Worte. Die fast 30 Fotografien der Ausstellung „unter uns“, zu der interessierte Kommunen beim Fotografen Informationsmaterial abrufen können, sind somit durchaus geeignet, in der Öffentlichkeit eine Menge anschauliche Aufklärungsarbeit zum „warum und wie“ der Stadtentwässerung zu leisten. Besonderen Dank sprach Winkler sowohl den Sponsoren aus, ohne deren Förderung die Ausstellung nicht zu realisieren gewesen wäre, als auch den Fachverbänden, die das Projekt ideell unterstützen.

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