„Als Service-Führer ist es wichtig, die Kunden zu verstehen“

Schalungshersteller Paschal mit neuen Produkten auf der Bauma

Gespräch mit Paschal-Geschäftsführer Dr.-Ing. Dr.rer.pol. Marius Wunder über neue Produkte zur Bauma, über alte und neue Wege, Kunden zu erreichen, und über Paschals Anstrengungen, die Preise für ihre Kunden stabil zu halten

THIS: Herr Dr. Wunder, wie empfinden Sie die Corona-Zeit mit Ihren Einschränkungen?

Marius Wunder: Video-Konferenzen haben es Menschen ermöglicht, die grundsätzliche Kommunikation unter Corona-Bedingungen aufrecht zu erhalten. Das war immens wichtig. Angesichts der Beruhigung der Corona-Lage müssen wir wieder Konferenzen und Anwendungstechniker-Tagungen ausrichten oder Kunden vor Ort besuchen und informieren, ihnen und ihren Nachunternehmern Schulungen anzubieten – genauso häufig wie vor Corona.

THIS: Dann freuen Sie sich sicherlich auf die in Kürze stattfindende Bauma?

Marius Wunder: Ja, sehr, weil wir dann endlich wieder mit unseren Kunden in den direkten Austausch gehen können. Wir freuen uns darauf, die Menschen wiederzutreffen, zu denen wir in langen Jahren ein intensives und wirklich vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut haben. Und natürlich freuen wir uns darauf, unsere zahlreichen Produktneuheiten wie NeoR, Logo.pro, Paschal Maturix und Systeme für die Arbeitssicherheit wie Secuset vorzustellen und live zu zeigen.

THIS: Kein Restgefühl von Unsicherheit?

Marius Wunder: Niemand kann schon jetzt die Situation in München drei Wochen nach dem Oktoberfest vorhersehen. Da uns die Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeitenden sehr am Herzen liegt, haben wir den Stand etwas anders konzipiert als sonst. Aber wir haben auch Verständnis für jeden, der sich vorsichtig verhält. Deswegen bereiten wir zur Bauma auch einen digitalen Messestand vor.

THIS: Also liefern Sie auch Informationen für
Kunden, die auf Nummer Sicher gehen wollen?

Marius Wunder: Es handelt sich um ein hybrides Modell für die Präsentationen unserer Produkte und Neuheiten. Unser digitaler Messestand ist viel mehr als nur als eine Kopie unseres realen Messestands auf der Bauma. Es ist schon beeindruckend, was da inzwischen alles möglich ist – von den hoch aufgelösten Renderings, von der grafischen Qualität, der Einbettung von Kurzvideos, der Darstellung, der Ausleuchtung der Produkte, bis hin zur Interaktivität und Benutzerführung. Wenn man den realen und den virtuellen Messeauftritt zusammenrechnet, ist unser Messestand größer als der unserer beiden größten Wettbewerber zusammengenommen.

THIS: Es ist die Bauma, aber so viel Aufwand nur für einen Messe-Auftritt?

Marius Wunder: Nein, der virtuelle Stand wird nicht nur für die Dauer der bauma aufgebaut und dann wieder abgerissen. Er bleibt dauerhaft bestehen. Damit bieten wir eine wirklich gelungene Möglichkeit, Produkte, Neuheiten und Themen darzustellen, auch weit über die bauma hinaus.

Aber der beste Zeitpunkt für den Start ist natürlich die Bauma. Wir werden den virtuellen Messestand auch mit Virtual Reality-Brillen während der Bauma bewerben. Wir sind davon überzeugt, dass viele Kunden in den Wochen danach auf unseren virtuellen Messestand kommen. Dort können sie mit unseren Fachberatern in Interaktion treten, um sich über die Vorteile unserer Produkte informieren.

THIS: Sie machen mich neugierig. Was für Neuheiten zeigen Sie denn auf der Bauma bzw. auf Ihrem virtuellen Messestand?

Marius Wunder: Wir werden vor allem unser neues Handschalungssystem NeoR vorstellen. Außerdem werden wir unter anderem die Logo.pro-Wandschalung mit einseitiger Ankertechnik zeigen. Hier haben wir ein Großflächenelement mit 3,40 m Höhe entwickelt, was unser Logo.pro-Schalungssystem zum echten Industriebaukasten macht. Diese Schalhöhe ist üblicherweise das Maximum, was im Industriebau zum Einsatz kommt. Viele unserer Kunden investieren gerade in diesem Bereich. Wir wollen den Kunden die Möglichkeit bieten, hier effizienter und schneller mehr Bauleistung zu erbringen.

THIS: Ich hatte mich vor einiger Zeit mit einem Bauunternehmer unterhalten, der von Ihrer NeoR-Schalung hochbegeistert war. Zeigen Sie auch hier Produkt-Ergänzungen und Neuheiten?

Marius Wunder: In der Tat, unsere neues NeoR-Schalungssystem ist ein tolles Produkt, das viel Anklang findet. Die NeoR ist ein Handschalungssystem, und der Name NeoR leitet sich von Neo-Raster ab; Auf dem Raster-Universalschalungssystems war ein Großteil des Paschal-Erfolgs der vergangenen Jahrzehnte aufgebaut. Mit der NeoR ist es uns tatsächlich gelungen, ein Schalsystem zu entwickeln, das noch leichter und leistungsfähiger ist als der Vorgänger.

Es ist eine Leichtschalung und durch das geringe Gewicht leicht von Hand versetzbar - ideal für Baustellen, auch ohne Kran. Mit der NeoR, die leichter zu handhaben ist und einen höheren Betondruck aufnimmt, können wir Bauunternehmer dabei unterstützen, noch wirtschaftlicher und effizienter zu arbeiten.

Für die NeoR haben wir zusätzlich ein neues Bauteil im Programm, das Multi-Element. Es erhöht die Flexibilität im Einsatz, etwa bei der Schalung von Stützen und Endabstellungen deutlich.

THIS: Was tut sich in den Bereichen Digitalisierung und
Services?

Marius Wunder: Unsere Tradition, unsere Historie ist durch und durch digital. Wir haben bereits 2007 Transponder in jedes einzelne Logo-Element eingebaut, so dass man jedes einzelne Element eindeutig zuordnen, tracken und bewerten konnte; das war vor 15 Jahren keineswegs üblich und die Technologie findet sich heute in unserem Produkt Paschal-Ident wieder. Weitere digitale Angebote sind unsere Planungstools PPL und PPPro, die es unseren Kunden ermöglichen, unsere Schalungssysteme für das jeweilige Bauprojekt effizient und schnell zu planen und sparsam vor allem auch. Und natürlich unser System Paschal Maturix.

THIS:  Paschal Maturix – was genau ist das?

Marius Wunder: Paschal Maturix ist ein komplett neues Monitoring-System, das es den Kunden ermöglicht, die Betontemperatur die Festigkeitsentwicklung im Beton zu überwachen. Das hat den großen Vorteil, dass Bauunternehmer zum Beispiel früher ausschalen oder höhere Sichtbetonqualität herstellen können. Das frühere Ausschalen ist vor allem unter extremen Wetterbedingungen, wie sie etwa in skandinavischen Ländern auftreten, absolut von Vorteil.

THIS: Mit welchen Schalungssystemen ist Paschal Maturix kompatibel?

Marius Wunder: Mit allen, auch mit den Schalungssystemen anderer Hersteller. Für uns ist das praktisch, denn mit Maturix können wir nun auch Neukunden ansprechen. Diese beschäftigen sich über dieses System, über diesen Weg etwas intensiver mit uns. Und in dem Moment, wo sich ein Kunde mit uns beschäftigt, haben wir eigentlich schon gewonnen, weil unser Produktportfolio ja wirklich bemerkenswert ist.

THIS: In unserer Gesellschaft verändert sich derzeit Einiges – wir haben den Klimawandel mit dem enormen Druck zur Nachhaltigkeit. Inwieweit wirkt sich das auf Paschal aus?

Marius Wunder: Paschal hat als Familienunternehmen ein ganz klares Bekenntnis zu gesellschaftlicher Verantwortung. Zum Thema Nachhaltigkeit drückt sich dieses Bekenntnis darin aus, dass wir Schalsysteme produzieren, die eine extrem lange Lebensdauer haben – etwas, dass der guten Qualität unserer Produktion geschuldet ist. Einige unserer Schalsysteme sind seit fast vier Jahrzehnten im Einsatz. Und etwas Nachhaltigeres als ein Produkt, das  fast ein Leben lang hält, gibt es nicht.

Dazu kommt, dass wir das Verschleißteil, das man in diesen Elementen hat, nämlich die Schalhaut, aus Holz fertigen. Da sind wir Überzeugungstäter: Wir wollen kein Mikroplastik im Grundwasser durch Plastik-Schalelemente fördern, und wir wollen unseren Kunden das nachhaltige Recycling dieses Verschleißteils ermöglichen. Wir wollen keinen zusätzlichen Müll produzieren, sondern im Zweifel etwas, das als Roh- oder Brennstoff wiederverwertet werden kann. Und wir sind glücklich darüber, Partner zu haben, die uns derart hochwertige Holzschalhäute liefern, dass wir weder bei der Qualität noch bei der Nachhaltigkeit Abstriche machen müssen.

THIS: Ein weiteres drängendes Thema ist die durch den
russischen Überfall auf die Ukraine befeuerte Rohstoff-Knappheit. Ist auch Paschal davon betroffen?

Marius Wunder: Ja, wer nicht? Aber wir versuchen, diese Preissteigerung bislang nicht an unsere Kunden weiterzugeben, und wollen, solange es eben geht, an unseren bisherigen Preisen festhalten. Unsere letzte Preiserhöhung haben wir im November letzten Jahres vollzogen. Die haben wir aber so rechtzeitig unseren Kunden angekündigt, dass jeder, der das wollte, die Möglichkeit hatte, noch zu den alten Preisen die Mengen zu bestellen, die er in seinem Planungshorizont brauchte. Trotz teilweiser dramatischer Preissteigerungen bei unseren drei Hauptprodukten Aluminium, Stahl und Holz, trotz kräftig steigender Energiepreise ist es uns tatsächlich gelungen, bis heute keine neue Preiserhöhung zu machen.

Das halte ich schon für eine bemerkenswerte Leistung unseren Kunden gegenüber. Und das wird von unseren Kunden auch so wahrgenommen und Wert geschätzt. Gerade von kleineren Bauunternehmen, die ja die Angebote für aktuelle Bauprojekte schon abgegeben und den Zuschlag schon bekommen hatten, ist die Resonanz durchaus positiv. Diese können ihre Kalkulation während laufender Bauprojekte nicht noch mal einfach so ändern.

Ich denke, was uns als Serviceführer im Markt auszeichnet ist, dass wir genau verstehen, wie unsere Kunden aufgestellt sind, in welchen Modellen sie arbeiten, wie ihre Baustellen funktionieren, wie ihre Kalkulationen funktionieren, wie die Preisfindung auf so einer Baustelle abläuft. Darauf nehmen wir Rücksicht, soweit es geht, so dass unsere Kunden mit unserer Unterstützung erfolgreich sein können.

Paschal-Werk G. Maier GmbH

www.paschal.de

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