Anspruchsvolle Bohrung auf historischem Grund
Im Auftrag der Gemeinde Schneizlreuth bei Bad Reichenhall musste eine Abwasserdruckleitung verlegt werden. Zweck der Verlegung ist die Anbindung mehrerer Ortsteile bis hin zur Kläranlage im 4,5 km entfernten österreichischen Unken.
Der Trassenverlauf führte zeitweilig über einen schmalen, historischen Wanderweg parallel zum Flüsschen Saalach. Die Verlegung des HDPE Rohres DA 140 SDR 11 mit 12,4 mm Wanddicke erfolgte größtenteils mit einer Fräse in einer mittleren Verlegetiefe von 1,50 m.
Arbeitssicherheit hat Vorrang
Die Verlegearbeiten, die von der Firma J. Mayer Frästechnik GmbH aus Niederraunau (Krumbach) durchgeführt wurden, wurden an einer besonders engen Stelle des Wanderweges mit steil aufragenden überhängenden Felswänden unterbrochen. Die Berufsgenossenschaft hatte einen offenen Eingriff auf diesem Teilabschnitt von etwa 250 m Länge wegen der möglicherweise dadurch verursachten Felssturzgefahr nicht genehmigt und empfahl den Einsatz im HDD Spülbohrverfahren.
Zum Einsatz kam der Grundodrill 18 ACS der Tracto-Technik GmbH. Dieser Maschinentyp wurde konzipiert für wechselhafte und schwierige geologische Verhältnisse, insbesondere für harte Festgesteine, Auffüllböden, Solifluktionsböden, Nagelfluhböden und groben Kies- und Flussschotter. In diesem Einsatzfall hatte es der Grundodrill 18 ACS mit einem harten Dolomitfels bis 220 N/mm2 zu tun.
Auf engstem Raum
Den Bohrarbeiten kam die geringe Arbeitsbreite des Bohrgeräts von nur 2,30 m auf dem etwa 2,5 m bis 3 m schmalen Weg zugute. Aufgrund der engen Platzverhältnisse musste der Versorgungs-Lkw jedoch hinter der Bohranlage aufgestellt werden, wodurch die Betriebsabläufe nicht optimal koordiniert und ausgeführt werden konnten. Sonstige Behinderungen, etwa durch Wandergruppen oder den Forstbetrieb schlugen glücklicherweise nicht zusätzlich erschwerend zu Buche, da der Wanderweg im Winter wegen Steinschlaggefahr gesperrt ist. Dennoch musste gerade auch deshalb auf die Arbeitssicherheit geachtet werden. Denn durch den tagsüber auftauenden Boden kam es immer wieder zu kleineren Steinabgängen.
Effizient und ökonomisch
Von Vorteil gegenüber anderen Bohranlagen war der relativ geringe Bohrspülungsverbrauch. Zudem konnte das dafür notwendige Wasser direkt im Rahmen einer genehmigten Oberflächenwasserentnahme aus der parallel fließenden Saalach gepumpt werden. Dadurch stand die Bohrspülung ohne die sonst üblichen zeitraubenden Unterbrechungen durch Betankung, Transport etc. permanent bereit. Auch die verbrauchte Spülungsmenge, die abgepumpt und entsorgt werden musste, fiel deutlich geringer aus. Die Bohrtrasse verlief - auf Wegbreite begrenzt - geländebedingt unterhalb des aufgeschütteten Bodens zwischen 2 m und 7 m Tiefe im gewachsenen Fels. Dabei waren mehrere Wegkurven zu berücksichtigen. Deshalb wurden vor Bohrbeginn mit der Bohrplaner Software von Tracto-Technik die optimalen Bohrradien exakt berechnet. Von Anfang stand fest: Der Eingriff in diesem sensiblen Umfeld musste wegen des Landschaftsschutzes äußerst behutsam und schonend erfolgen.
Exakte Bauausführung
Die 235 m Pilotbohrung begann am 27.2. und konnte nach weiteren 4 Tagen mit frostbedingten Arbeitsunterbrechungen abgeschlossen werden. Damit war der schwierigste Teil beendet. Die Bohrarbeiten verlangten von der Bohrcrew Uwe Zimmermann und Hubertus Göddecke viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Dazu gehörte nach jeder Bohrgestängelänge eine kritische Bewertung des Bohrfortschritts und gleichzeitig ein vorausschauender Blick auf den Einzug des nächsten Bohrgestänges, stets unter Berücksichtigung der auf dem Touch-Screen-Display digital angezeigten Daten.
Mit einem 10“ Holeopener begann am 8.3. die Aufweitung der Bohrung, wofür ebenfalls ca. 4 Arbeitstage benötigt wurden. Als Letztes wurde das Bohrloch im sogenannten Cleaning-Run-Verfahren für den Rohreinzug vorbereitet, bevor das Abwasserdruckrohr mit einem 230er Barrel-Backreamer innerhalb von einem Tag eingezogen werden konnte.
Mit dem erfolgreichen Abschluss dieser in vielerlei Hinsicht bohrtechnisch anspruchsvollen Aufgabe und unter Berücksichtigung der widrigen Wetterbedingungen waren die Projektverantwortlichen sehr zufrieden.
Tracto-Technik GmbH & Co. KG, Günter Naujoks