Auf die Betriebskosten kommt es an
Oberflächenschutz bei ParkbautenFür die Sanierung von Parkhäusern oder Tiefgaragen zeigt ein neues Tool des TÜV Süd jetzt auf, welcher Oberflächenschutz über die gesamte Lebensdauer eines
Objekts hinweg der wirtschaftlichste ist.
„Unser Ziel ist es, Planern, Bauherren und Betreibern eine unabhängige Entscheidungsgrundlage zu liefern, um für ihr Objekt den passenden Oberflächenschutz auszuwählen“, erklärt Norbert Swoboda, Fachgruppenleiter Sanierung & Instandsetzung bei TÜV Süd. Wie sich die Wahl eines Oberflächenschutzes auf die Wirtschaftlichkeit eines Baus auswirken kann, zeigt das Beispiel der Tiefgarage eines Verwaltungsgebäudes. Für diesen Bau mit einer Fläche von insgesamt 14.500 m2 haben TÜV Süd-Experten die Lebenszykluskosten verschiedener Kunstharz- und bituminöser Varianten mit Hilfe des sogenannten Life-Cycle-Cost-Rechners analysiert und verglichen.
Günstig ist nicht gleichzeitig wirtschaftlicher
Dabei zeigte sich, dass die Kunstharzlösungen zwar in der Anschaffung deutlich kostengünstiger sind: Konkret sind die Investitionen mit etwa 380.000 Euro
(netto) gut halb so hoch wie bei bituminösem Oberflächenschutz. Hier hätten sich die Kosten auf etwa 735.000 Euro (netto) belaufen. Nach bereits zehn Jahren hätte sich diese Differenz allerdings amortisiert.
Der Grund: Die Kunstharz-Systeme sind deutlich wartungsintensiver. Sie sind weniger robust gegenüber mechanischer Beanspruchung und müssen nach vergleichsweise kurzer Zeit erneuert werden. Daher sind die Betriebskosten höher als bei bituminösen Sys-temen. Hochgerechnet auf die geplante Lebensdauer von 60 Jahren spart der Betreiber mit bituminösem Oberflächenschutz rund eine Million Euro. Das macht mehr als 16.000 Euro pro Jahr.
Korrosion durch Chlorideinwirkung und
Karbonatisierung
Bis Ende der neunziger Jahre wurde Oberflächenschutz nur in Sonderfällen auf die Stahlbetonteile von Parkbauten aufgebracht. Erst die DIN 1045-1 legte größeren Wert auf die Dauerhaftigkeit von Stahlbetonbauten. Befahrene Oberflächen wie Fahrbahnen, Stellplätze und Rampen vor Korrosion zu schützen gewann damit an Bedeutung. Verantwortlich für diese Korrosion ist vor allem Chlorid: Im Winter tragen Fahrzeuge Schnee und Schmelzwasser ein. Als Bestandteil von Streusalzen ist darin auch Chlorid gelöst. Über kleinste Risse dringt es in den Beton ein und verursacht Lochfraß an den verbauten Bewehrungseisen. Die Folge kann letztlich eine verringerte Tragfähigkeit sein. Dabei zeigt diese Art der Korrosion häufig keine offensichtlichen Anzeichen an der Bauteiloberfläche und ist somit nicht einfach zu erkennen. Leistungs-fähige Schutzsysteme dichten die Oberflächen ab und verhindern, dass Chlorid eindringt.
Zudem kann auch die durch Karbonatisierung induzierte Korrosion Stahlbetonbauten schädigen: Reagiert Kohlenstoffdioxid aus der Luft mit dem ungeschützten bzw. unbeschichteten Beton, wird das alkalische Milieu des Betons herabgesetzt. Dadurch geht der natürliche Korrosionsschutz der eingebetteten Betonstahlbewehrung mit fortschreitendem Bauteilalter verloren. Auch hier schafft ein intakter Oberflächenschutz Abhilfe.
Objektspezifische Analyse
Mit dem Life-Cycle-Cost-Rechner lassen sich verschiedene Kunstharzsysteme vergleichen. Hinzu kommen bituminöse Varianten des Oberflächenschutzes sowie PMMA-basierte Systeme (Flüssigkunststoff). Dass bituminöser Oberflächenschutz, wie im obigen Beispiel, wirtschaftlicher ist, gilt nicht zwangsläufig für jeden Parkbau. Vielmehr hängt die Bilanz von vielen verschiedenen objektspezifischen Aspekten ab. Dazu gehören etwa die Nutzungsart und -intensität. Handelt es sich um die Tiefgarage eines Wohnhauses? Dann wird die Fahrzeug-Fluktuation absehbar gering sein. Hier kann sich gegebenenfalls auch ein weniger widerstandsfähiger Kunstharzschutz lohnen.
Handelt es sich hingegen um das Parkhaus eines Einkaufszentrums, ist mit einer sehr hohen Fluktuation zu rechnen. Das bedeutet auch höhere Belastungen, denen die Oberflächen standhalten müssen. In der Regel ist bituminöser Schutz unter diesen Bedingungen sinnvoller. Daher ist die Nutzungsintensität ein Parameter, der in die Berechnungen mit eingeht. Weniger als eine Fahrzeugbewegung pro Stellplatz und Tag gelten dabei als geringe, mehr als fünf als hohe Nutzungsintensität. Ein weiterer Parameter ist die Auslastung, also die Belegung bezogen auf die verfügbaren Stellplätze in Prozent. Neben der Nutzung spielt auch die Konstruktion des Objektes eine große Rolle bei der Beurteilung des optimalen Oberflächenschutzes. Offene, oberirdische Parkhäuser und Freidecks sind der Witterung deutlich stärker ausgesetzt als geschlossene Parkhäuser oder Tiefgaragen. Temperatur-
schwankungen und häufige Wechsel zwischen trockenem und nassem Zustand belasten aber das Material. Die Analyse berücksichtigt auch diese
Faktoren.
Entscheidungshilfe bei Neubau und Sanierung
Je länger das Objekt genutzt werden soll, desto stärker fallen Betriebskosten ins Gewicht. In ihrer Analyse berücksichtigen die TÜV Süd-Sachverständigen daher auch die geplante Lebensdauer eines neuen Objektes. Bei Bestandsbauten fließt die verbleibende Restlebensdauer mit ein. So können Planer und Betreiber beispielsweise entscheiden, ob die Komplett-erneuerung des Oberflächenschutzes kurz vor Ablauf der Nutzungsdauer in Frage kommt oder nicht. Sie kann sinnvoll sein, etwa um das Objekt für neue Käufer attraktiver zu machen. Nicht nur bei der Planung neuer Parkbauten, sondern auch bei der Sanierung bestehender Objekte können die TÜV Süd-Experten mit dem Life-Cycle-Cost-Rechner Entscheidungsträgern so eine Orientierungshilfe bieten. Dazu gibt der Rechner die Ergebnisse zum einen tabellarisch aus. Teilflächen, Oberflächenschutz-Varianten und andere Parameter können dabei nach Bedarf zugeschaltet werden, um ihren Einfluss auf die Lebensdauerkosten zu ermitteln.
Dabei kann der Oberflächenschutz für Teilflächen mit unterschiedlichen Anforderungen variiert werden. Die Kosten können zudem auch flächen- und stellplatzbezogenen ausgegeben werden. Eine graphische Ergebnisdarstellung visualisiert anschaulich, wie sich die Kosten der verschiedenen Varianten im Verlauf der Nutzung entwickeln. Die Grundlage der Berechnungen bildet eine Datenbank, in der die Investitions- und
Betriebskosten der verschiedenen Oberflächenschutzsysteme hinterlegt sind. Die Werte basieren auf einer Marktumfrage, die TÜV Süd unter Herstellern, Baufirmen, Bauträgern, Betreibern, Planern und Bau-Ausschüssen durchgeführt hat.
Dauerhaft und wirtschaftlich
Die gutachterliche Beurteilung, die die TÜV Süd-Experten mit Hilfe des Life-Cycle-Cost-Rechners erstellen, schafft Planungs- und Budgetsicherheit. „Sie macht transparent, mit welchen Investitions- und Betriebskosten Planer und Betreiber rechnen müssen, wenn sie sich für eine Oberflächenschutz-Alternative entscheiden“, so Norbert Swoboda. „Damit ist gewährleistet, dass sie den Oberflächenschutz wählen, der Langlebigkeit und Kosten für ihr spezifisches
Objekt optimiert“.