Azubi gesucht!
Die Bauunternehmen planen, 2012 mehr Ausbildungsplätze anzubieten als im Vorjahr. Ob diese aber auch besetzt werden können, ist fraglich, da immer mehr Unternehmen Probleme haben, geeignete, ja überhaupt noch Auszubildende zu finden. Im Gegenzug hat die Bereitschaft, lernschwachen Jugendlichen eine Chance zu geben, stark zugenommen. Die Bauunternehmen versuchen, das Problem vermehrt mit dem Angebot von betrieblichen Einstiegsqualifizierungen, Nachhilfe und dem Einsatz von Mentoren zu lösen.
Die Ausbildungsbereitschaft der deutschen Bauwirtschaft in diesem Jahr ist erfreulich hoch: Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) vom Februar diesen Jahres planen 17 % der 660 befragten Bauunternehmen, im laufenden Jahr mehr Ausbildungsplätze anzubieten als im Vorjahr. Gleichzeitig planen 68 %, ihr Stellenangebot nicht zu verändern. Lediglich 15 % gaben an, das Angebot an Ausbildungsstellen zu reduzieren. Die Chance, dass sich die gute Entwicklung des Ausbildungsjahres 2011/2012 – die Unternehmen haben die Zahl der neuen Lehrverträge um 2,1 % auf 12.200 erhöht – weiter fortsetzen wird, ist somit hoch.
Ob sich diese positiven Ausbildungsabsichten in steigenden Ausbildungszahlen niederschlagen werden, hängt aber auch von der Möglichkeit ab, offene Stellen zu besetzen. Anfang des Jahres klagten 27 % der befragten Bauunternehmen über Schwierigkeiten, ihre angebotenen Ausbildungsplätze im Jahr 2011 zu belegen. Das war nicht nur darauf zurückzuführen, dass keine geeigneten Bewerbungen vorlagen – dies gaben drei Viertel der Befragten an; es lag auch daran, dass überhaupt keine Bewerbungen eingegangen waren. Hiervon waren in der Bauwirtschaft 28 % der Befragten betroffen – ein Jahr zuvor waren es nur 12 %. Im Hinblick auf die demografische Entwicklung und die abnehmenden Schulabgängerzahlen wird sich dieses Problem in Zukunft sicher noch verschärfen.
Zur sinkenden Quantität kommt auch noch die schlechte Qualität der Bewerber – die Ausbildungshemmnisse nehmen weiter zu. Hier dominiert nach wie vor die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger: 75 % der befragten Bauunternehmen gaben an, dass sich dies negativ auf ihren Betrieb auswirkt. An erster Stelle stehen weiterhin die Schwächen bei den elementaren Rechenfertigkeiten: 55 % der Befragten stellten hier eklatante Mängel fest.
Die Unternehmen versuchen mit verschiedenen Maßnahmen, sich im Wettbewerb um den abnehmenden Fachkräftenachwuchs gut zu positionieren: 33 % der betroffenen Bauunternehmen (Mehrfachnennungen möglich) kooperieren mit Schulen; sie unterstützen Projektwochen und arbeiten mit Schulen bei der Berufsorientierung zusammen. 32 % der Befragten bieten Praktika an, jedes vierte Bauunternehmen verbessert zudem sein Ausbildungsmarketing. Gleichzeitig reagiert aber auch – notgedrungen – jeder fünfte Betrieb auf die rückläufigen Bewerberzahlen mit der Senkung der Anforderungen an die Vorbildung von Bewerbern – 2011 gab dies nur jedes zehnte Unternehmen an.
Aus den Umfrageergebnissen wird deutlich, dass die Bauunternehmen unter bestimmten Voraussetzungen auch dazu bereit sind, schlechter qualifizierten Jugendlichen eine Chance zu geben: Drei Viertel der befragten Baubetriebe gaben dies an – mehr als in anderen Branchen. Für die Unternehmen bedeutet dies jedoch, dass sie aufwändige Nachhilfe für die betreffenden Jugendlichen organisieren müssen, um den Ausbildungserfolg zu sichern: 14 % der Bauunternehmen gaben an, dass sie lernschwachen Jugendlichen dadurch helfen wollen, dass sie den Übergang in die Ausbildung durch Einstiegsqualifizierung vorbereiten und innerbetriebliche Nachqualifizierung anbieten. Allerdings achten die Bauunternehmen auch auf die Kosten: 22 % wären nur zu einer Einstellung bereit, wenn Fördermittel bereitgestellt werden, und 14 %, wenn öffentlich finanzierte Unterstützungsleistungen während der Ausbildung gewährt werden. Aufgrund des rückläufigen Lehrlingsangebots wächst aber auch der Anteil der Bauunternehmen, die bereit sind, lernschwachen Jugendlichen auch ohne öffentliche Unterstützung eine Chance zu geben: In der aktuellen Umfrage gab dies fast ein Drittel der Befragten an – in der Vorumfrage war nur jeder Vierte dazu bereit. Die sozialen Aspekte kommen aber nicht zu kurz: 24 % der Bauunternehmen wären zu einer Einstellung lernschwacher Jugendlicher bereit, wenn sie – über die Schulzeugnisse hinaus – über die Stärken und Schwächen der Jugendlichen informiert würden.
Die vollständige Auswertung kann bei der Autorin bezogen werden.
Petra Kraus, Berlin
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