SANIERUNG EINES ZUCKERSILOS

Bewehrung von der Rolle

Die große Stärke von textilen Bewehrungen liegt in der Korrosionsbeständigkeit und der hohen Festigkeit ihrer Fasermaterialien. Insbesondere Carbonfasern zeichnen sich durch eine außerordentlich große Zugfestigkeit in Faserrichtung aus (etwa zwei- bis vierfach im Vergleich zu Betonstahl). Textilbewehrungen ermöglichen Betonbauteile und Betonverstärkungsschichten mit sehr geringen Abmessungen.

An einem Silo der Nordzucker AG kam im Rahmen einer großflächigen Sanierung Textilbeton mit Carbonfaserbewehrung zum Einsatz. In vier Lagen wurden dabei insgesamt rund 14 000 Quadratmeter 2-D-Textil sowie 150 Tonnen Feinbeton verbaut. Circa 3100 Quadratmeter Sanierungsfläche wurden so instandgesetzt.

Risse im Beton

Bei einer Inspektion des Doppelkammersilo aus den 1960er Jahren in der Zuckerfabrik Uelzen waren zuvor umfangreiche und deutlich sichtbare Schäden in der Zwischendecke sowie an der inneren Oberfläche der Siloschale festgestellt worden. Die Außenschale, die in den 1990er Jahren bereits statisch saniert worden war, zeigte auf der Innenseite großflächige Risse. Um die Bausubstanz des Silos zu erhalten und die hochreine Lagerung von Lebensmitteln weiterhin zu gewährleisten, sollte der Zustand und das Rissbild im Inneren des Zuckersilos mit Hilfe von Textilbeton verbessert werden. Ziel der Instandsetzung war, die Rissbreiten zu reduzieren und damit die Gebrauchstauglichkeit wieder herzustellen. Die Textilbeton-Verstärkungsschicht trägt dabei zur Erhöhung der Biegefestigkeit und zur Verbesserung der Rissverteilung/-breiten für den Lastfall der Siloentleerung mit lokalen und exzentrischen Beanspruchungen bei. In einer Voruntersuchung der IPRO Industrieprojekt GmbH überwogen die Vorteile von Textilbeton gegenüber einer Sanierung mit aufgeklebten, kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen (CFK). Besonders vorteilhaft war dabei, dass die langjährig erprobte lebensmittelechte Endbeschichtung auf eine rein mineralische Textilbetonschicht aufgetragen wird.

Für die Sanierung mit dem mineralischen Verbundwerkstoff Textilbeton aus einem 2-D Carbontextil in Tudalit-Qualität der SGL Technologies GmbH in Kooperation mit der V. Fraas Solutions in Textile GmbH und Pagel Tudalit-Feinbeton TF-10 war eine Zulassung im Einzelfall beantragt und genehmigt worden. Das Textil wurde in Anlehnung an bereits verwendete Textilien erstmalig für dieses Sanierungsprojekt in einer Breite von circa 2,50 m konfiguriert.

Sanierungsablauf und Qualitätskontrolle

Die Textilbetonarbeiten zur Instandsetzung des Zuckersilos konnten in rund einem Monat durchgeführt werden. Vorab war nach der Bestandsaufnahme der Untergrund mit Trockenstrahlarbeiten aufgeraut worden. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden die Textilrollen über die gesamten 33 m Länge der Sanierungsschale direkt am Arbeitsort von oben nach unten abgerollt und anschließend im Spritzverfahren in den vorgemischten Pagel Tudalit-Feinbeton TF-10 eingearbeitet. Pro Bahn wurden vier Lagen Textil im Versatz verarbeitet, um auf der gesamte Fläche eine homogene Schicht zu gewährleisten. Die Auftragsstärke des Feinbetons betrug insgesamt circa 2 cm. Um bei der letzten Schicht eine gute Oberfläche zu erhalten, kam es maßgeblich auf die Handwerksarbeit der Verarbeiter an. Aus diesem Grund legte der Bauherr Nordzucker AG bei der Auftragsvergabe besonders viel Wert auf die Kompetenz des ausführenden Unternehmens. Rissverpressung und Textilbetonarbeiten führte die Torkret Substanzbau AG (Hamburg) durch, Gerüstbau, Untergrundvorbereitung und Endbeschichtung die Firma Wiegand GmbH aus  Schellerten/Dinklar. Die Planung erfolgte seitens der IPRO Industrieprojekt GmbH (Braunschweig) in Zusammenarbeit mit der planzwo GmbH aus Hamburg. Zur Qualitätssicherung wurde eine Projektbegleitung in Eigenüberwachung (planzwo GmbH, Dr. Weiland) und in Fremdüberwachung (TU Dresden bzw. TUDAG, Dt. Zentrum Textilbeton, Dr. Schladitz) installiert. In diesem Rahmen wurden auch baubegleitende Proben erstellt, um die Qualität der Materialien zu verifizieren. So wurde beispielsweise das Ausbreitmaß des Feinbetons ermittelt. An auf der Baustelle hergestellten Textilbetonprobekörpern führte man zudem Prüfungen zur Zug- und Verbundfestigeit des Textilbeton durch. Nach dem ersten Füllzyklus, etwa Mitte des Jahres 2013, wird die erste Kontrollbegehung der Baustelle stattfinden.

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