RAL-GÜTEZEICHEN KANALBAU WIRD 25

„Ein klares Bekenntnis zur Bauqualität“

2015 nehmen die Mitglieder des Vorstandes der Gütegemeinschaft Kanalbau zu Fragen rund um das Thema Gütesicherung Stellung. Sie berichten dabei über ihre Erfahrungen und geben Einblicke in ihre ganz persönlichen Sichtweisen. Dieses Mal: Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR.

Herr Schaaf, wann und wo haben Sie persönlich das RAL-Gütezeichen Kanalbau das erste Mal wahrgenommen?

Das erste Mal habe ich das Thema Gütesicherung Kanalbau in der Gründungsphase vor mehr als 25 Jahren wahrgenommen, da die damalige Abwassertechnische Vereinigung e. V. (ATV) – heute Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) – ganz wesentlich mitgeholfen hat, den Güteschutz Kanalbau aus der Taufe zu heben.

Wie haben Sie die Entwicklung des Gütezeichens Kanalbau in 25 Jahren wahrgenommen?

Rasant. Ich habe es anfänglich nicht für möglich gehalten, dass sich so viele Unternehmen eindeutig zur Gütesicherung bekennen würden. Für die Seite der Auftraggeber gilt das gleichermaßen. Allerdings würde ich mir aus heutiger Sicht gerade hier noch mehr Beteiligung wünschen.

Was ist für Sie das Besondere an der Gütesicherung ­Kanalbau?

Die Besonderheit liegt für mich im Wesentlichen in zwei Aspekten. Zum einen ist die Gütesicherung ein klares Bekenntnis zur Bauqualität. Damit ist der Wettbewerbsschwerpunkt nicht allein der Angebotspreis. Zum anderen beinhaltet die Gütesicherung Kanalbau ein sehr hohes Maß an Glaubwürdigkeit, weil sich Auftragnehmer und Auftraggeber gleichberechtigt auf bestimmte Standards verständigen mussten und müssen, die dann in sehr transparenter Form auch auf der Baustelle eingefordert werden.

Seit wann und warum engagieren Sie sich in der Gütegemeinschaft Kanalbau?

Anfangs habe ich mich noch schwer getan, die Vorteile des Güteschutzes für meine tägliche Arbeit zu erkennen. Wir haben in Köln eine sehr gute Mannschaft, mit der wir sowohl bei den Ausschreibungen als auch auf den Baustellen eine hohe Qualität sicherstellen können. Wozu dann noch Gütesicherung? Die Antwort haben wir 1998 mit unserem Beitritt zum Güteschutz Kanalbau gegeben. Wir wollten vor allem zeigen, dass wir die Idee des Güteschutzes nicht nur ideell, sondern auch ganz praktisch schätzen und unterstützen. In der praktischen Zusammenarbeit wurde dann auch schnell deutlich, dass uns hierdurch die Arbeit im Vergabeverfahren, aber auch auf der Baustelle erleichtert wurde. Das hat uns letztendlich noch mehr von der Notwendigkeit des Güteschutzes überzeugt. Personell engagiere ich mich seit dem Jahr 2007 im Vorstand der Gütegemeinschaft. Dieses Mandat bekleide ich im Rahmen meiner DWA-Präsidentschaft beziehungsweise in meiner Funktion als Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik e.V. (GfA).

Inwieweit nutzt Ihre Organisation/Ihr Unternehmen die Gütesicherung Kanalbau bzw. profitiert von ihr?

Der Güteschutz Kanalbau ist für uns in zwei wesentlichen Bereichen ein verlässlicher Partner: Zum einen bei der Prüfung der fachlichen Eignung eines Bieters im Vergabeverfahren und zum anderen bei der Qualitätssicherung auf der Baustelle. Dadurch wird zudem die Gesamtwirtschaftlichkeit der Maßnahmen im Sinne des Gebührenzahlers gefördert. Darüber hinaus schätzen unsere Bauleiter die Angebote zum Informationsaustausch sehr und nehmen regelmäßig an den Schulungen der Gütegemeinschaft teil.

Was bedeutet Gütesicherung Kanalbau für Sie bzw. was verbinden Sie mit dem Gütezeichen Kanalbau?

Zum einen bekennen sich die Unternehmen in Form einer firmeneigenen Selbstbindung zu einem hohen Qualitätsstandard. Zum anderen ist der Güteschutz eine sehr gute und sehr sinnvolle Ergänzung im Kanalbau, aber kein Ersatz für die eigene Bauüberwachung. Diese ist und bleibt weiter wichtig. Für eine reibungslose Zusammenarbeit mit den Auftragnehmern ist es zwingend notwendig, die Fachkompetenz im eigenen Haus zu halten und zu stärken. Darüber hinaus ist der Güteschutz Kanalbau ein bedeutender Partner bei der Fragestellung, welche Qualitätsstandards hinsichtlich Materialien, Bauausführung und Arbeitssicherheit zum Tragen kommen.

Welche wesentlichen Ziele sehen Sie für die Gütesicherung Kanalbau, und welche Entwicklung ist Ihnen wichtig?

Mir persönlich ist wichtig – und diese Sichtweise teile ich mit unseren Bauleitern – dass sich der Güteschutz Kanalbau auch in Zukunft als Marke weiter entwickelt. Stichworte sind hier: neue Materialen, neue Verfahren, Kanalsanierung, usw. Ein wesentlicher Grund für das heute sehr hohe Niveau im Kanalbau in Deutschland ist sicherlich die gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern, wie die aktive Mitarbeit bei der Entwicklung von Standards – so wie sie vom Güteschutz Kanalbau organisiert wird. Perspektivisch könnte ich mir vorstellen, dass es lohnenswert wäre, die guten Erfahrungen über den Kanalbau hinaus in Richtung Straßen- und allgemeinem Leitungsbau zu entwickeln. Heute sind immer häufiger Mehrspartenunternehmen auf dem Markt vertreten, denen die Vorteile der RAL-Gütesicherung nicht vorenthalten werden sollten. Last but not least finde ich die Beratungsleistungen des Güteschutzes ein wichtiges und hilfreiches Instrument, besonders für kleinere und mittlere Unternehmen. Ziel sollte es hier sein, besonders auch aus diesem Segment weitere Mitglieder zu gewinnen.

Welche Rolle spielt die Gütesicherung Kanalbau in Bezug auf Umwelt und Gebührenhöhe?

Die Gütesicherung trägt wesentlich zu einer qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Entwicklung unserer Kanalisation bei. Die auf Basis der vereinbarten Standards ausgeschriebenen Maßnahmen brauchen zudem wirtschaftlich keinerlei Vergleich zu scheuen. So trägt der Güteschutz in nicht unerheblichem Maß zu einer intakten Umwelt, günstigen Gebühren und einer funktionierenden Infrastruktur bei.⇥■

Herr Schaaf, vielen Dank für das Interview.
Stadtentwässerung in Köln - Gestern und Heute


Das Entwässerungssystem in Köln hat eine lange Geschichte. Das erste zusammenhängende Kanalnetz stammt aus der Epoche der römischen Stadtgeschichte. Nach der weitestgehenden Zerstörung der römischen Anlagen gab es in Köln über Jahrhunderte kein erkennbares System der Abwasserentsorgung, sondern nur dezentrale individuelle Lösungen. Erst die rasch fortschreitende Industrialisierung und die damit einhergehende Bevölkerungsexplosion zum Ende des 19. Jahrhunderts läuteten den Beginn der modernen Stadtentwässerung ein. Carl ­Steuernagel, der seit 1881 verantwortlicher Planer in Köln war, entwickelte ein neues umfassendes System der Stadtentwässerung. In seinen Grundzügen hat dieses System bis heute Bestand. Um den gewachsenen Anforderungen der Abwasserbeseitigung und des Umweltschutzes bis ins Jahr 2000 gerecht zu werden, entwickelte das Amt für Stadtentwässerung Mitte der 1980er Jahre das umfassende Abwasserbeseitigungskonzept „ABK 2000“. Im Jahr 2001 wurde das Amt für Stadtentwässerung der Stadt Köln zum kommunalen Unternehmen „Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR (Anstalt öffentlichen Rechts) umstrukturiert. Zu den abwassertechnischen Anlagen im 2.377 km langen Kölner Kanalnetz gehören 5 Klärwerke, mehr als 94.000 Straßenabläufe und 58.000 Kanalschächte, 148 Pumpanlagen, 197 Regenbecken sowie mehr als 1.000 Hochwasser- und Betriebsschieber. Bei einem Umsatz von rund 200 Millionen Euro jährlich, werden rund 80 Millionen Euro in die Abwasserbeseitigung investiert.

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