Erfahrungen ausgetauscht
Am 29. Januar 2013 fand in Baden-Württemberg der 8. Erfahrungsaustausch der Fachkollegen aus Entwässerungsbetrieben, Ingenieurbüros sowie Bauunternehmen mit RAL-Gütezeichen Kanalbau statt. Der Fokus lag auf dem Austausch zur Qualität bei „Herstellung und Instandhaltung von Abwasserleitungen und -kanälen“. Maßnahmen zur fachgerechten Bauausführung und Fehlervermeidung standen im Mittelpunkt der Berichte der vom RAL-Güteausschuss beauftragten Prüfingenieure.
Gelegenheit zum Austausch
Mit der RAL-Gütesicherung verfolgen die Mitglieder der Gütegemeinschaft das gemeinsame Ziel, Qualitätsstandards bei Planung, Ausschreibung, Bau und Sanierung von Abwasserleitungen und -kanälen zu verbessern. Zu diesem Zweck wurde die Gütegemeinschaft gemeinsam von Auftraggebern und Auftragnehmern gegründet. Zur Praxis der Vergabe und Bauausführung bietet die Gütegemeinschaft seit Jahren regelmäßige Erfahrungsaustausche an. Einerseits als Diskussionsforen für die stetige Weiterentwicklung der Gütesicherung im Sinne der Mitglieder und andererseits als Plattform für den kontinuierlichen Austausch der Beteiligten zum Thema „Qualität und Qualifikation“. Schwerpunkt des Programms ist der Austausch von Erfahrungen zur fachgerechten Bauausführung und Fehlervermeidung.
Qualität und Funktion von Abwasserleitungen und -kanälen werden bestimmt durch die Bauausführung auf Grundlage einer fachgerechten Ausschreibung und Bauüberwachung. Ausführende Unternehmen belegen ihre Qualifikation mit einem Gütezeichen zu einer oder mehreren Beurteilungsgruppen in den Bereichen Offener Kanalbau (AK3, AK2, AK1), Vortrieb (VP, VM, VMD, VO, VOD), Sanierung (S), Inspektion (I), Reinigung (R) und Dichtheitsprüfung (D). Firmen, die diesen Nachweis führen, erfüllen die von Auftraggebern, Ingenieurbüros und Auftragnehmern gemeinsam definierten Anforderungen an die Bieter-Qualifikation „RAL-GZ 961“. In der Veranstaltung in Stuttgart wurden strukturiert nach Ausführungsbereichen regional wichtige Themen von den Referenten der Gütegemeinschaft angesprochen; dabei hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich bei für sie besonders wichtigen Themen in die Diskussion einzuschalten.
Win-Win-Situation
Das Ziel, die Qualität zu verbessern, verfolgt die Gütegemeinschaft neben der Gütesicherung durch technische Information und Förderung des Austausches zwischen den Beteiligten, etwa mit der Organisation von Veranstaltungen wie der in Stuttgart. Insbesondere haben die Veranstaltungen den Anspruch, die Diskussion zwischen Auftraggebern, Planern und Auftraggebern zum Thema Qualität und Qualifikation in Gang zu halten. Gleichzeitig werden die Mitglieder der Gütegemeinschaft über die Aktivitäten der Gütegemeinschaft informiert und Anregungen der Beteiligten zur Gütesicherung und zur Arbeit der Gütegemeinschaft gesammelt – eine Vorgehensweise, von der alle gleichermaßen profitieren.
Im Auftrag der Mitglieder – zu denen derzeit unter anderem fast 800 Auftraggeber und Ingenieurbüros gehören – wirbt die Gütegemeinschaft dafür, dass bei der Vergabe die Bieter-Qualifikation berücksichtigt wird und so Grundlagen für Qualität und fairen Wettbewerb geschaffen werden. Was für die Ausführung zum Standard gehört, sollte auch auf Seiten der Ausschreibung und Bauüberwachung selbstverständlich sein – auch hierüber wurde in Stuttgart gesprochen. Es ist anspruchsvolle Aufgabe der Planer, dafür Sorge zu tragen, das geeignete Verfahren vor Ort nach den Regeln der Technik eingesetzt werden. Zur Realisierung einer technisch und wirtschaftlich erfolgreichen Maßnahme ist deshalb auch bei der Vergabe von Leistungen der Ausschreibung und Bauüberwachung die diesbezügliche Erfahrung und Fachkunde zu berücksichtigen. Deshalb ist es konsequent, dass auch ausschreibende und bauüberwachende Stellen ihre Qualifikation nachweisen – eine sinnvolle Sache nach Meinung der Vielzahl der Teilnehmer.
Ausschreibung und Bauüberwachung
Folgerichtig hat der Güteausschuss der Gütegemeinschaft Kanalbau – als zentrales Organ zur Verwirklichung des Gütesicherungsgedankens – auf Initiative der Mitgliederversammlung sukzessive Gütezeichen für die fachtechnische Eignung von Organisationen geschaffen, die mit der Ausschreibung und Bauüberwachung von Maßnahmen beauftragt sind. Konsequent wurde die Ingenieurleistung im Bereich Ausschreibung (A) und Bauüberwachung (B) im offenen Kanalbau (AK), bei grabenlosem Einbau (V) und der grabenlosen Sanierung (S) von Abwasserleitungen und -kanälen als Beurteilungsgruppen ABAK, ABV und ABS in die Güte- und Prüfbestimmungen aufgenommen. Auftraggeber und Ingenieurbüros dokumentieren damit Erfahrung und Zuverlässigkeit der Organisation und des eingesetzten Personals. Auch hierüber wurde in Stuttgart diskutiert.
Informationen zu allen Themen
Weitere Informationen enthält die Broschüre „Gütegesicherte Ausschreibung und Bauüberwachung“. Diese Broschüre haben die Teilnehmer des Erfahrungsaustauschs zusammen mit den Broschüren „Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 961“, „Technische Regeln im Kanalbau“ sowie Beispielen zu den „Leitfäden für die Eigenüberwachung“ erhalten. Die Leitfäden der Gütegemeinschaft dienen den Anwendern als Hilfsmittel zur Dokumentation der Eigenüberwachung im Rahmen der „Ausschreibung und Bauüberwachung“ oder für Maßnahmen des offenen Kanalbaus, Vortriebs, Inspektion, Reinigung oder Dichtheitsprüfung. Diese Leitfäden wurden im Bereich der Ausschreibung und Bauüberwachung von der Gütegemeinschaft gemeinsam mit Vertretern der Ingenieurbüros erarbeitet und den Anwendern helfen diese, alle relevanten Randbedingungen einer Maßnahme systematisch zu berücksichtigen.
Mehrwert der Gütesicherung
Die Leitfäden stehen zum kostenlosen Download unter www.kanalbau.com zur Verfügung. In einem nur für Gütezeicheninhaber zugänglichen „Login-Bereich“ können die verschiedenen Dokumente auch als online bearbeitbare Version herunter geladen werden. Der Login-Bereich ist ein Beispiel für das Dienstleistungspaket Gütesicherung Kanalbau. Die Gütegemeinschaft ergänzt diesen Bereich stetig, um den Nutzen der Gütesicherung für die Anwender zu erweitern. Gütezeicheninhaber können nun unter anderem Übersichten über den Stand der firmeninternen Weiterbildung einzelner Mitarbeiter oder des ganzen Unternehmens abrufen oder individuelle Projektlisten zur detaillierten Darstellung der Erfahrung des Unternehmens erstellen.
Der Erfahrungsaustausch in Stuttgart machte deutlich: Es ist Sache des Auftraggebers, seinen Anspruch an Qualität und Qualifikation zu definieren, durchzusetzen und so für die Nachhaltigkeit der getätigten Investitionen zu sorgen. In der Praxis ist die Entwicklung zu einer verbesserten Ausführungsqualität insbesondere in einem gemeinsamen Prozess zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer erfolgversprechend. Gütesicherung Kanalbau unterstützt diesen Prozess. Die konsequente Eignungsprüfung ist dabei von entscheidender Bedeutung. Unternehmen, die den Eignungsanforderungen nicht genügen, werden von der Vergabe konsequent ausgeschlossen. Das ist die Voraussetzung für fairen Wettbewerb und nur so haben Unternehmen auf Dauer die Chance, Aufträge in der erwarteten Qualität anzubieten.
Die Praxis zeigt – auch das ein Fazit in Stuttgart – dass die RAL-Gütesicherung zu den gewünschten Ergebnissen führt, wenn sie von den Beteiligten gemeinsam getragen und gelebt wird.
Weitere Erfahrungsaustausche sind in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg sowie in Rheinland-Pfalz und im Saarland geplant.
RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau