Fachgerechte Ausschreibung, Ausführung und Bauüberwachung
„Ausgewählte Aspekte fachgerechter Rohrvortriebsarbeiten, Ausschreibung und Bauausführung – Grundlagen, Erfahrungen und Hinweise“ lautete der Titel der Auftraggeber-Fachgespräche zum Thema Rohrvortrieb, zu dem die RAL-Gütegemeinschaft Kanalbau im September kommunale Auftraggeber und Mitarbeiter von Ingenieurbüros nach Dahlewitz, Duisburg und Kassel eingeladen hatte.
Die von Dipl.-Ing. Stephan Tolkmitt, einem der vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft Kanalbau beauftragten Prüfingenieure, moderierte Diskussionsplattform ist Bestandteil einer umfangreichen Veranstaltungsreihe, welche die Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau für Auftraggeber und beratende Ingenieure anbietet.
Zum Programm der Veranstaltungsreihe gehört neben einer allgemeinen Einführung zum Thema „Gütesicherung – Neuerungen und Entwicklungen“ eine kurze Übersicht über die technischen Regeln. Darüber hinaus werden „Anforderungen an Planung und Ausschreibung“ vorgestellt und über die „Bemessung der Rohre und vortriebsbegleitende Messwertaufzeichnung“ gesprochen. „Bauausführung nach den Regeln der Technik“ sowie „Abschlussprüfungen“ runden die Veranstaltung inhaltlich ab.
Aktuelle Entwicklungen und Regelwerke
„Mit den praxisbezogenen Vorträgen zu den einzelnen Themenbereichen bringt die Veranstaltung für Auftraggeber und Mitarbeiter von Ingenieurbüros auf den Punkt, was für den Rohrvortrieb wichtig ist“, erklärt Referent Stephan Tolkmitt. Das kommt bei den Teilnehmern gut an. Ebenso wie die vielfältigen Informationen zu aktuellen technischen Entwicklungen und Regelwerken.
Etwa zur Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB), Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Rohrvortriebsarbeiten. In der neuen Ausgabe 2012-09 wurden gegenüber der DIN 18319 von April 2010 Änderungen vorgenommen. So wurde das Dokument redaktionell überarbeitet, die Verweisungen auf VOB/A und VOB/C und Normenverweisungen aktualisiert. Behandelt wurden unter anderem Neuerscheinungen bei den Technischen Regelwerken, wie zum Beispiel die DIN 4123 – Ausschachtungen, Gründungen und Unterfangungen im Bereich bestehender Gebäude (Stand 05/2011), die DIN 4124 Baugruben und Gräben – Böschungen, Verbau, Arbeitsraumbreiten (Stand 01/2012), die DIN 1986-30 – Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke Teil 30: Instandhaltung (Stand 02/2012) oder Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Aufgrabungen in Verkehrsflächen, ZTV A-Stb 12 02/2012.
Ebenso im Fokus mit A 125 „Rohrvortrieb und verwandte Verfahren“ (Dezember 2008) und A 161 „Statische Berechnung von Vortriebsrohren“ (Gelbdruck 2010), die Arbeitsblätter für den Rohrvortrieb. „Hier sind durchaus nicht immer alle auf dem gleichen Kenntnisstand“, weiß Tolkmitt aus Erfahrung. Viele Teilnehmer schätzen deshalb, dass solche Informationen im Rahmen der Veranstaltung aufbereitet werden. Das belegen die positiven Rückmeldungen, welche die Gütegemeinschaft Kanalbau zu den angebotenen Fachgesprächen erhält.
Umfangreiches Informationsmaterial
Die Teilnehmer erhalten zur Veranstaltung eine Mappe mit umfangreichem Informationsmaterial. Neben den aktuellen Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 961 enthält sie die Broschüren „Rohrvortrieb – Herstellung von Abwasserleitungen und -kanälen in grabenloser Bauweise“ und „Gütegesicherte Ausschreibung und Bauüberwachung“ sowie Leitfäden zur Eigenüberwachung bei Ausschreibung“ und „Bauüberwachung“ von Rohrvortriebsarbeiten (Beurteilungsgruppe ABV) und bei der Ausführung entsprechender Arbeiten (Beurteilungsgruppen „VO, VOD“, „VM, VMD“, „VP“). Ebenfalls enthalten sind Textbausteine für den „Verlangten Nachweis der Bietereignung nach RAL-GZ 961“ und die Broschüre „Auftragsvergabe und Bieterqualifikation“.
Aspekte der Gütesicherung Kanalbau
Neben allgemeinen und technisch-fachlichen Sachverhalten wird in den Veranstaltungen auch über die verschiedenen Aspekte der Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961 diskutiert – etwa über Maßnahmen zur Berücksichtigung der technischen Anforderungen oder die Sicherstellung einer fachgerechten Ausführung. Die Referenten – in der Regel handelt es sich um vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft Kanalbau beauftragten Prüfingenieure – bringen ihre Erfahrungen in die Diskussionen ein.
Mit vielen praxisnahen Bezügen führen sie anschaulich durch das gesamte Spektrum von Herstellung und Instandhaltung von Abwasserleitungen und -kanälen. Immer wieder wird deutlich: Nur dauerhaft intakte und dichte Kanäle ermöglichen letztlich tragbare Entsorgungskosten. Angesichts dieser Tatsache und der von schadhaften Kanälen ausgehenden Umweltbeeinträchtigungen ist eine zuverlässige Qualitätssicherung im Kanalbau besonders wichtig. Auftraggeber berücksichtigen dies insbesondere durch Sicherstellung der Qualifikation der ausführenden Unternehmen.
Die Fachgespräche geben Gelegenheit zum Gewinn aktueller Kenntnisse und zur Erweiterung bestehenden Wissens. Ebenso wie die Schulungen bieten sie eine gute Möglichkeit zur Auffrischung der Kenntnisse, die zum Beispiel in den entsprechenden Grundlagen- und Ausbildungskursen der DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. erworben wurden. Die Teilnehmer profitieren von der Diskussion, aber auch von den Arbeitshilfen, die sie an die Hand bekommen.
Aufgaben der Gütegemeinschaft
Öffentliche Auftraggeber, Ingenieurbüros und Auftragnehmer im Bereich der Herstellung und Instandhaltung von Abwasserleitungen und -kanälen verfolgen das Ziel, die Qualität der Ausführung zu sichern. Dazu haben sie als gemeinsames Instrument die Gütegemeinschaft Kanalbau geschaffen. Zu deren Aufgaben zählt die Erarbeitung eines zwischen Auftraggebern, Ingenieurbüros und Auftragnehmern abgestimmten Anforderungsprofils zur Bewertung der Bietereignung. Hinzu kommt die Einrichtung von Beurteilungsgruppen für Ausschreibung und Bauüberwachung in den Bereichen Offener Kanalbau (ABAK), Vortrieb (ABV) und Sanierung (ABS). Weitere Aufgaben der Gütegemeinschaft sind die Verleihung des RAL-Gütezeichens Kanalbau an Firmen bzw. Organisationen, die das Anforderungsprofil erfüllen und die Gütesicherung der Gütezeicheninhaber in Form von Firmen- und Baustellenbesuchen. Vervollständigt wird die Arbeit der Gütegemeinschaft durch Schulung und Beratung der Auftraggeber, Ingenieurbüros und Gütezeicheninhaber zum Thema Qualität sowie die Organisation von Erfahrungsaustauschen.
Die Organisation und Durchführung der Schulungen zum Thema Qualität sind ein wichtiger Baustein des umfangreichen Dienstleistungspaketes der Gütegemeinschaft Kanalbau. In 2012 fanden im Zusammenhang mit der Schulung von Auftraggebern und Ingenieurbüros 3 Veranstaltungen zum Thema „Rohrvortrieb“ statt; 33 weitere Veranstaltungen zum Thema „Kanalbau in offener Bauweise“. Insgesamt 15 Fachgespräche beschäftigen sich mit der „Kanalsanierung“ und 6 mit „Kanalinspektion, Reinigung, Dichtheitsprüfung“.