Erneuerungs- und Sanierungsmaßnahmen nach klaren Vorgaben

Pflastersystem entscheidet über die Wertigkeit verkehrsberuhigter Straßen

Straßen bestimmen in einem hohen Maß das Erscheinungsbild und damit auch die Lebensqualität einer Stadt. Über Jahrzehnte wurden sie als reine Verbindungen von A nach B betrachtet und möglichst in gerader Linie mit konventionellem Straßenbelag ausgebaut. Viele Städte und Gemeinden verabschieden sich zwischenzeitlich von dieser Lösung und orientieren sich wieder mehr an den Wünschen der Anwohner. Für diese stehen Sicherheit, Lärmreduzierung und Kommunikation im Vordergrund. Aber auch optische Ansprüche spielen mehr und mehr eine wichtige Rolle.

In Koldingen, einem Ortsteil von Pattensen in Niedersachsen, gibt es nicht nur seit dem Jahre 1353 ein Schloss, sondern auch eine Straße namens „Holländerei“. Ein Name aus dem 12. Jahrhundert, der in Norddeutschland auf den Standort einer Milchwirtschaft (Meierei) hinweist. Diese ist längst Geschichte; ebenso der desolate Zustand der Straße bis zum Jahre 2009. Bereits im April 2008 begann das Ingenieurbüro Guido Wolf aus Bad Münder mit der Ausarbeitung eines umfangreichen Sanierungsplanes für die knapp 400 m lange Straße zwischen der Einmündung „Amtberg“ bis hinter die Kreuzung „Leineaue“.

Verantwortlich für eine Reihe von verkehrsberuhigten Straßen

Für Dipl.-Ing. Guido Wolf ist dies nicht der erste Auftrag in Pattensen. In den Jahren 2006 bis 2008 zeichnete er verantwortlich für die Sanierung und den Umbau der ca. 200 m langen Schulstraße sowie der 265 m langen Nordstraße einschließlich des Ostlandplatzes. Das Ergebnis bei allen Projekten: Optisch ansprechende und funktio­nelle Wohnstraßen, die den Anwohnern mehr Freiraum und Sicherheit bieten. Doch es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit: Überall verwendete das Ingenieurbüro als Straßenbelag das Gestaltungspflaster Urico von Uni-International. Dazu Guido Wolf: „Die Stadt Pattensen suchte schon beim ersten Auftrag einen Pflasterbelag, der in seiner Optik möglichst dem Naturstein ähnelt. Zugleich aber soll die Fläche gut begehbar sein und Fahrgeräusche auf einem möglichst niedrigen Level ermöglichen. Auch die Belastung der Fläche durch die Pkws der Anwohner und die hohen Achslasten von Liefer- und Entsorgungsfahrzeugen sind zu berücksichtigen. Mit diesem Anforderungsprofil konnten wir im Großraum Hannover eine ganze Reihe von Referenzflächen mit dem System Urico bieten. Das gab letztlich den Ausschlag für die verantwortlichen Mitarbeiter, sich für dieses bewährte und vielseitig nutzbare System zu entscheiden.“

Pflastersystem Urico bringt
entscheidende Vorteile mit

Wichtig für ihn selbst sind dabei vor allem
die unregelmäßig geformten Steinkanten, die unterschiedlichen Steinabmessungen und die attraktiven Farben. Nicht zuletzt auch das aufgelockerte Verlegemuster ohne durchgehende Fugen. „Die Steingrößen und die Form der Oberfläche vermitteln dem Betrachter das Gefühl, eher über eine Naturstein- als über eine Betonstein-Fläche zu gehen.“ Der Urico-Halbstein mit den ­Maßen 8 x 16 cm passt in jeder Verlegerichtung exakt zum 16 x 16 cm großen Normalstein sowie zum 24 x 16 cm Großstein. Dadurch sind beim Verlegen unterschiedlichste Variationen möglich, die den Natursteincharakter stark unterstreichen. Die plane Oberfläche sichert eine gute Begehbarkeit; die weichen Rundungen am Rand mindern die Rutschgefahr und vermeiden zugleich Kantenschäden.

Generalsanierung mit ab­geänderter Straßennutzung

Vorausgegangen war dem Bauprojekt „Holländerei“ eine Videobefahrung der vorhandenen Entsorgungsleitungen. Dabei wurden im Untergrund zahlreiche schadhafte Haltungen ermittelt. Aber auch die Straßenoberfläche stellte mit ihren unterschiedlichen Belagsarten – von der Schwarzdecke bis zur wassergebundenen Decke – eine laut Ingenieurbüro Wolf „…für den Fahrzeug- und Fußgängerverkehr nicht zu bagatellisierende Unfallquelle dar.“ Nachdem der größte Teil des Regen- ­
und des Schmutzwasserkanals größere Schäden aufwies und der Belag äußerst schadhaft war, schlug das Büro eine ­Generalsanierung vor. Gleichzeitig sollte eine abgeänderte Aufteilung der Straßenfläche erfolgen. „Nach Abstimmung mit
den betroffenen Anliegern war hier die Schaffung eines verkehrsberuhigten Bereiches als niveaugleiche Mischfläche mit ausgewiesenen Pkw-Stellflächen vorzusehen.“ So weit die Vorplanung mit einem Kostenansatz von etwa 525 000 Euro inkl. MwSt.

Ausbau der „Holländerei“
gemäß RStO 01

Im Zuge der öffentlichen Ausschreibung erhielt die NN Bau Ing. Neitz GmbH aus Hessisch Oldendorf den Zuschlag der Stadt Pattensen. Zunächst galt es, den Schmutz- und Regenwasserkanal z. T. punktuell und zu etwa 90 % komplett zu erneuern. Der Regenwasserkanal wurde bei dieser Gelegenheit mit größer dimensionierten Rohren angelegt. Die alte Straßendecke sowie der nicht ausreichenden dimensionierte Unterbau mussten auf einer Länge von ca. 390 m und einer Breite von ca. 5,00 m entfernt werden. „Etwa die Hälfte davon war PAK-belastet“, bestätigt Seniorchef Heinrich Neitz. „PAK“ steht für „Polyzyklisch aromatische Kohlenwasserstoffe“, die im Zigarettenrauch oder in Klebstoffen ebenso zu finden sind wie früher in Teer.

Der Ausbau der Verkehrsflächen erfolgte in Anlehnung an die RStO 01 (Richt­linie für die Standardisierung des Oberbaues von Verkehrsflächen)

Der Unterbau in einer Größe von rund 3000 m² wurde mit 29 cm Frostschutzmaterial, bestehend aus Schottergemischen 0/45 (ehemals B2) und 15 cm Schottergemisch 0/32 (ehemals B1), hergestellt. Zur Verbesserung der Untergrund-Tragfähigkeit stabilisierte die NN-BAU das Erdplanum zusätzlich mit Tensar-Geogitter. Der Aufbau erfolgte mit einer 15 cm dicken Schottertragschicht. Für das Pflasterbett wurden 4 cm Bettungssplitt 0/5 verwendet. Die Entwässerung der Fläche erfolgt mit einer 1-Seit-Neigung über eine 3-reihige Entwässerungsrinne aus anthrazitfarbenen Berding-Steinen 16/24/10. Das gesamte Material lieferte die Berding Beton GmbH aus Gehrden. Mit deren Betreuung, mit der termingerechten Anlieferung sowie mit der Qualität, Festigkeit und Maßhaltigkeit des Urico-Pflasters ist Heinrich Neitz in jeder Hinsicht voll zufrieden.

„Für wechselnde Querneigungen ist Pflaster der ideale Belag“

Doch für ihn gibt es noch einen weiteren Grund, warum bei Straßen dieser Kategorie Verbundsteinpflaster gegenüber Asphalt die bessere Wahl ist: „Wenn die Bebauung wie hier in der >Holländerei< aus Wohnhäusern um die Jahrhundertwende 1800/1900 sowie aus Häusern aus den Jahren 1970 bis 1990 besteht, weisen die Hauseingänge und Grundstückszufahrten meist sehr unterschiedliche Höhenlagen auf. Diese sind beim Ausbau der Straße mit Pflaster über wechselnde Querneigungen der Straße zwischen 2 bis 5% leichter anzupassen.“

Während der Straßenbelag in der Farbe „Colormix“ gehalten ist, wurden die Pkw-Parkflächen aus gestalterischen Gründen mit anthrazitfarbenen Urico-Steinen erstellt. Sämtliche Kurven- und Einmündungsbereiche sind farblich mit rot-schwarz nuancierten Urico-Steinen abgesetzt und im Diagonalverband verlegt. Die Pflasterverlegung erfolgte nach Baufortschritt maschinell über einen Zeitraum von etwa 2 Monaten.

Das Pflastersystem Urico ist eine seit Jahren bewährte Gestaltungslösung für private und öffentliche Freiräume. Es wird in Deutschland von einer Reihe namhafter Hersteller produziert und ist damit auch farblich an regionale Belange angepasst. Durch diese große Vielfalt an Oberflächen und durch unterschiedlichste Verlegearten ist innerhalb der Fläche eine klare Linienführung ebenso realisierbar wie eine lebhafte Gestaltung.

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