„Es geht um eine ganzheitliche Betrachtung“
Thomas Rosenberger, Remmers Fachplanung, unterstützt verantwortliche Mitarbeiter der Wasser- und Abwasserverbände, Fachplaner sowie ausführende Fachbetriebe bei der Realisierung von Projekten im Wasser- und Abwasserbereich. tHIS sprach mit dem Planungs- und Projektmanager WWT und Sachverständigen für Schäden an Abdichtungssystemen.
tHIS: Remmers ist ein Profi bei der Bauwerksabdichtung. Wann hat man damit begonnen, sich mit dem Schutz erdberührter Abwasseranlagen zu beschäftigen?
Thomas Rosenberger: Dies lässt sich sehr gut aus der historischen Entwicklung des Unternehmens erklären. Remmers ist jetzt über 60 Jahre alt. Sie haben recht, das Unternehmen verfügt über ein extrem hohes Maß an Know-how in der Bauwerksabdichtung. Unser Kiesol-System wird im Prinzip seit 1963 universell eingesetzt. Man kann sagen, Remmers ist ein Abdichtungs-Spezialist. In der Folge kam es dann dazu, dass wir die Abdichtungstechnologie und die Betoninstandsetzung bei Remmers noch weiter zusammen geführt haben. Denn Instandsetzung im Wasser- und Abwasserbereich ist letztendlich auch eine Form von Abdichtung und Schutz des Betons, nur das vorliegende Medium unterscheidet sich. Deshalb verfügt Remmers über ein sehr großes Potential an Erfahrungen für diesen Bereich.
tHIS: Können Sie diesen Zusammenhang praktisch
veranschaulichen?
Thomas Rosenberger: Wir haben uns die praxisrelevanten Fragen gestellt, die hier notwendig sind. Wie kann man den bestmöglichen Schutz des Betons ausführen, in Form einer Abdichtung oder in Form eines Schutzsystems. Hier haben wir uns auch die Frage gestellt, ist das mit Reaktionsharz möglich? Theoretisch ist das möglich. Bei Bauwerken oberhalb des Erdreichs, bei denen ich keine rückwärtige Durchfeuchtung zu befürchten habe. Da sich aber fast alle Abwasserbauwerke im Erdreich befinden, also erdberührt sind, und diese von außen keine Abdichtung aufweisen, besteht leider immer die Problematik, dass ich mit rückseitiger Feuchtigkeit zu rechnen habe. Das ist ähnlich wie bei der nachträglichen Innenabdichtung eines Kellers. Hier habe ich es auch mit rückwärtiger Feuchtigkeit zu tun und schütze den Innenbereich des Kellers vor eindringendem Wasser. So ähnlich kann man sich auch das Prinzip einer Schachtsanierung vorstellen. Hier muss ich aber nicht nur rückseitig vor eingringendem Wasser schützen, sondern von beiden Seiten, positiv und negativ. Deshalb haben wir uns bei Remmers dafür entschieden, dass wir für das Unternehmen ein Schutzsystem benötigen, das einer positiven und negativen Wasserbelastung zuverlässig standhält.
tHIS: Sie meinen das Remmers Silicate-System?
Thomas Rosenberger: Ja genau. Wir haben in den letzten Jahren ein Silicate-System entwickelt, das hervorragend für die Instandsetzung und den vorsorglichen Schutz in Abwasseranlagen geeignet ist, wenn die Oberflächen durch biogene Schwefelsäure-Korrosion belastet werden. Sie bieten vor allem bei der Sanierung von Bauteilen im Abwasserbereich eine kaum zu übertreffende Sicherheit. Und das Remmers Silicate-System bietet aufgrund seiner hohen Diffusionsfähigkeit entscheidende Vorteile vor allem bei der Anwendung an erdberührten Bauteilen. Deshalb werden Remmers Silicate zum Beispiel länger erfolgreich bei der Sanierung von erdberührten Abwasserschächten aus Beton und Mauerwerk eingesetzt. Der entscheidende Vorteil besteht natürlich darin, dass das Silicate-System durch seine hohen Beständigkeiten unter extremen chemischen, mechanischen und thermischen Belastungen überzeugt, wie z.B. bei pH-Werten von 0 und 14.
tHIS: Inwiefern unterscheidet sich das Silicate-System von anderen am Markt eingesetzten Systemen?
Thomas Rosenberger: Wir unterscheiden hier in erster Linie zwischen diffusionsbremsenden, sogenannten polymeren Systemen, und diffusionsoffenen Beschichtungen, wie dem Silicate-System. Hier hat das IKT, Institut für Unterirdische Infrastruktur, Gelsenkirchen, einen hoch interessanten Systemvergleich durchgeführt. Um die Praxistauglichkeit der beiden Systemgruppen zu untersuchen, hat das renommierte Prüfinstitut im Auftrag des Ministeriums des Landes NRW einen vergleichenden Praxistest durchgeführt. Ziel war die Untersuchung der Eignung von Materialien und Systemen zur Abdichtung und Beschichtung von Abwasserschächten, um so einen Vergleich der verschiedenen marktüblichen Beschichtungssysteme vorzunehmen. Die Prüfungen erfolgten in einem Großversuchsstand an 20 Schachtbauwerken aus Betonfertigteilen. Getestet wurden mineralische und polymere Systemlösungen sowie ein Silikatmörtel von Remmers im händischen und maschinellen Applikationsverfahren.
Wie bereits erwartet, zeigten diffusionsbremsende Systeme nach kurzer Belastungszeit bekannte Schadensbilder, diffusionsoffene Beschichtungen hingegen behielten einen festen Verbund zum Untergrund. Die neu entwickelte Silicate-Technologie von Remmers bewährt sich durch festen Verbund und absoluter Rissfreiheit über den gesamten Zeitraum bei positiver und negativer Wasserbelastung. Zusätzlich bestätigen die Prüfungen in Anlehnung an die Sielbau-Richtlinie durch ein unabhängiges Institut unübertroffene Chemikalienbeständigkeit bei pH 0 und pH 14.
tHIS: Also ist das Silicate-System von Remmers eines der technisch überlegenen Systeme?
Thomas Rosenberger: Absolut. Der IKT-Prüfbericht zeigt sehr deutlich auf, dass polymere Systeme nur mit einem sehr hohen Aufwand mängelfrei einzusetzen sind. Mineralische Beschichtungen sind hingegen im Langzeitverhalten deutlich sicherer und bleiben schadensfrei. Zieht man nun noch die sehr häufig in Abwasserschächten anliegende BSK-Belastung in Betracht, so geht in der Summe der Eigenschaften das Remmers Silicate-System als Testsieger hervor. Dem Planer und Verarbeiter wird hierdurch eine Systemauswahl ermöglicht, die der langfristigen Nutzungsdauer bei instandgesetzten Bauteilen gerecht wird. Also vollkommene Sicherheit auf höchstem Niveau. Mehr Sicherheit bei der Sanierung von Abwasserschächten ist mit einer mineralischen Auskleidung momentan nicht realisierbar. Daher denken wir auch über eine erweiterte Systemgarantie nach, die dem Betreiber noch mehr Sicherheit bietet.
tHIS: Die Remmers Fachplanung ist ein noch relativ junger Unternehmensbereich. Worin genau besteht Ihre Tätigkeit?
Thomas Rosenberger: Im Verlauf der Entwicklung des Silicate-System hat sich sehr klar gezeigt, dass der Einsatz von Schutzsystemen im Abwasserbereich so komplex ist, dass hier stets ein fachkundiger Planer mit in die Objektbetreuung involviert sein muss. Im Denkmalschutz hat die Remmers Fachplanung Fachplaner, Fachfirmen und Investoren schon ab dem Jahr 1975 bei der Instandsetzung wertvoller Bausubstanz umfassend unterstützt. Genau diese Punkte hat man bei Remmers aufgegriffen, um diese in einem erweiterten Geschäftsbereich der Remmers Fachplanung, dem Remmers Consulting Concept, für die Themen industries, parking, wastewater, shop & trade, heritage buildings und home & office gezielt einzusetzen. Somit wurde die Position eines Planers und Projektmanagers WWT geschaffen. Diesen Bereich baue ich seit zwei Jahren vorrangig auf. Im Rahmen meiner Tätigkeit geht es darum, gemeinsam mit allen Beteiligten ein maßgeschneidertes Konzept unter Berücksichtigung aller bautechnischen und wirtschaftlichen Vorgaben zu entwickeln. Das reicht von der qualifizierten Bauzustandsanalyse über die Erstellung eines maßgeschneiderten Sanierungskonzeptes bis zur Begleitung bei der nachhaltigen Sanierungsausführung.
tHIS: Sehen Sie sich als unterstützender Partner
planender Ingenieurbüros?
Thomas Rosenberger: Ja. Meine Aufgabe besteht darin, den planenden Ingenieur so gut wie möglich bei seiner Aufgabe zu unterstützen. Wir beraten zunächst grundsätzlich in Bezug auf die Möglichkeiten im Rahmen einer individuellen Problemstellung. Diese Beratung ist komplett unabhängig und produktneutral. Denn Betoninstandsetzung und auch BSK sind grundsätzliche Problemstellungen, die genau fachkundig analysiert werden müssen. Hier ist es unsere Aufgabe, dem Planenden Ingenieur die größtmögliche Menge fachkundiger Informationen zu übermitteln. Wenn der Problemzusammenhang genau analysiert ist, können dann natürlich in einem zweiten Schritt gezielt Systemlösungen von Remmers angesprochen werden.
tHIS: Aber wie können Sie den Planer von der technischen Überlegenheit Ihres Systems – im Verhältnis zu der Vielzahl anderer Systeme – überzeugen?
Thomas Rosenberger: Wir haben das Silicate-System vielen Prüfungen unterzogen. Das liefert uns starke Argumente. Die Kiwa Deutschland GmbH hat für Remmers eine Prüfung in Anlehnung an die Sielbau-Richtlinie durchgeführt. Im Rahmen dieser Prüfung hat sich gezeigt, dass die Probe-Prismen mit Remmers Silicate-System nach Einlagerung in biogener Schwefelsäure noch über eine Druckfestigkeit von 97,2 % im Vergleich zu in Wasser einglagerten Proben verfügen. Das ist extrem hoch. Eine 14tägige Einlagerung in diesen Medien entspricht einer Einlagerung von rund 5 Jahren in der Praxis. Das erläutere ich natürlich auch den Planern und erkläre Ihnen die Maßnahmen, die wir hier durchgeführt haben.
tHIS: Ein überzeugendes Argument.
Thomas Rosenberger: Ja, unbedingt. Aber wir gehen noch einen Schritt weiter. Wir verfügen auch im Unternehmen über eine eigene Prüfstrecke. Im Remmers eigenen Labor befinden sich mehrere Prüfbecken, in denen wir zuverlässig die Szenarien der Sielbau Richtlinie und anderer chemischer Belastungen nachstellen können. Hier können wir viele für uns relevante Vorprüfungen und Beprobungen durchführen. Demnächst wird unser Labor akkreditiert werden, sodass die Möglichkeit von erweiterten, unabhängigen Systemprüfungen besteht. Das hat bislang in dieser Form noch niemand getan. Somit können wir in der Branche noch erfolgreicher agieren. Ich glaube entscheidend ist, dass wir die Thematik der Schutzfunktion eines Bauwerks im Abwasserbereich ganzheitlich betrachten. Dabei hilft uns die Vielseitigkeit von Remmers, die jahrzehntelange Erfahrung in Instandsetzung und Neubau sowie das technische Know-how für eine maßgeschneiderte Produktentwicklung. An dieser Stelle können wir den Planer zielgerichtet abholen. Wir liefern ihm überzeugende Argumente und wir machen ihn stark für die sach- und fachgerechte Planung anfallender Projekte im Wasser- und Abwasserbereich.
tHIS: Herr Rosenberger, vielen Dank für das Gespräch!
Thomas Rosenberger zeichnete bis Ende 2012 als Produktmanager für die Bereiche Bauwerksabdichtungen und Fliesenanwendungen der Remmers Baustofftechnik GmbH verantwortlich.
Ab 2013 ist er als Planer–und Objektmanager in der
Remmers Fachplanung GmbH im Schwerpunktbereich WWT, für die Realisierung von Großprojekten verantwortlich.
Thomas Rosenberger ist Sachverständiger für Schäden an Abdichtungen, zertifizierter sachkundiger Planer für
Betoninstandhaltung und als Referent in der beruflichen
Aus-, Weiter-, und Fortbildung tätig.
Thomas Rosenberger arbeitet in der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege (WTA) Referat 4 - Mauerwerk und im Rohrleitungssanierungsverband e.V. (RSV) an verschiedenen Merkblättern mit, ist Autor mehrere Veröffentlichungen in der Zeitschrift Bauen im Bestand und Mitautor des Buches „Praxis- Handbuch Bautenschutz“.
REMMERS CONSULTING CONCEPT
Die Remmers Fachplanung steht für eine starke Verbindung aus Beratung und Konzeption auf dem stabilen Fundament höchster Produktkompetenz. Dies ermöglicht eine
objektspezifische Beratung in höchster Qualität.
Mit dem Remmers-Consulting-Concept (rcc) werden Investoren, Planer, Betreiber und Verarbeiter gleichermaßen gestärkt. Erfahrene Experten unterstützen mit höchster Kompetenz Instandsetzungsprojekte in den unterschiedlichsten Branchen und Märkten. Diese reichen von Industrie-, Wirtschafts- und Parkhausbauten über Abwasser- und Kanalisationsbauwerken bis hin zur Baudenkmalpflege.