Etabliert und immer wieder neu
Nach dem Schlauchlinertag ist vor dem Schlauchlinertag – frei formuliert nach einem geflügelten Wort, geäußert von einem Mann, für den der Ball rund war. Letztendlich ist dies auch die passende Redewendung für eine Veranstaltung, die dank ihrer inhaltlichen Wertigkeit schon lange Jahre einen festen Platz in der Fülle von tiefbaurelevanten Veranstaltungen, Messen und Foren behauptet hat.
„Das hat sich gelohnt“ – „das bringt uns weiter“ lautete der Tenor nach dem kleinen Jubiläum in Berlin, wenn sich Auftraggeber, Netzbetreiber, Planer und Mitarbeiter von Ingenieurbüros über die Veranstaltung äußerten, deren Erfolgsgeschichte 2003 in Hannover begann. „Wir wollen unbedingt weitermachen“ – so das gemeinsam Credo von Sponsoren, Herstellern, Unternehmen aus der Sanierungsbranche und Machern des Schlauchlinertags, der folgerichtig am 11. April 2013 im Congress Centrum in Würzburg zum 11. Mal seine Pforten zur Vortragveranstaltung mit begleitender Fachausstellung öffnen wird. Der jährlich stattfindende Kongress versteht sich als Forum, auf dem aktuelles Know-how vermittelt wird, aber auch sensible Aspekte des Kanalsanierungsverfahrens kritisch und ergebnisoffen angesprochen werden. Das wird in Würzburg fortgesetzt: Neben politischen und marketingtechnischen Gesichtspunkten der Schlauchlinertechnologie werden Qualitätsaspekte ebenso im Fokus stehen wie die politischen, rechtlichen und technischen Facetten von Themen wie zum Beispiel der Grundstücksentwässerung. Fallbeispiele von der Planung bis zur Ausführung stellen den Praxisbezug her.
Verfahren etabliert
Die Vorteile des grabenlosen Renovierungsverfahrens, bei dem ein flexibles harzimprägniertes Trägermaterial in eine zu sanierende Haltung eingebracht und nach dem Einbau durch unterschiedliche Techniken zu einem neuen Rohr-im-Rohr ausgehärtet wird, sind vielfältig. Konsequent greifen öffentliche und private Bauherren heute auf Sanierungsstrategien und Sanierungsverfahren zurück, bei denen der Einsatz der Linertechnologie zunehmende Bedeutung bei der Realisation von schnellen und wirtschaftlichen Lösungen gewinnt. Die Vorteile wurden oft genannt: Die geringen Kosten, die im Gegensatz zu einer Neuverlegung für eine Sanierungsmaßnahme aufzubringen sind, zählen dazu. Auch können die notwendigen Arbeiten in kurzer Bauzeit ausgeführt werden und die Unterbrechung der Abwasserentsorgung ist in der Regel innerhalb von Stunden erledigt. Zudem halten sich die Beeinträchtigungen für den Fußgänger- und Straßenverkehr in Grenzen. Das trägt zu einem deutlich reduzierten CO2-Ausstoß bei. Nicht zuletzt verfügt der sanierte Leitungsabschnitt wieder über eine wesentlich erhöhte Lebensdauer.
Neue Entwicklungen beim Regelwerk
Diese Fülle an Argumenten hat dazu beigetragen, dass der Anteil der Kanalerneuerung durch Neuverlegung zurückgegangen ist. Grabenlose Verfahren laufen der offenen Bauweise inzwischen den Rang ab – auch das eine Schlussfolgerung der oft zitierten Umfrage der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) zum Zustand der Kanalisation in Deutschland (2009). Das liegt unter anderem daran, dass Auftraggeber, Netzbetreiber, Planer, Hersteller und ausführende Unternehmen in vielerlei Hinsicht an einem Strang ziehen. Das gilt nicht nur für die verfahrenstechnische Seite, auch beim Regelwerk hat sich gerade in den letzten Monaten viel bewegt. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von technischen Regelwerken und ein ausgereiftes Qualitätsmanagement, in das die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte eingeflossen sind – positive wie negative. So zum Beispiel in Anwendungshandbücher und allgemeine bautechnische Zulassungen für die Verfahren oder in Güteschutz-Systeme für die Unternehmen. Hinzu kommt: Mit dem überarbeiteten Arbeitsblatt DWA- A 143-3, in dem nunmehr auch die Besonderheiten der kleinen Durchmesser für die Grundstücksentwässerungsleitungen aufgenommen wurden, und dem neuen Merkblatt DWA-M 144-3 ist erstmals ein umfassendes und einheitliches technisches und vertragliches Regelwerk entstanden. Für viele ein Schritt in die richtige Richtung, da hiermit Rahmenbedingungen geschaffen wurden, die sowohl zur Qualität des Endproduktes als auch zur Vertragssicherheit zwischen den Beteiligten beitragen können. So enthält das neue Merkblatt DWA-M 144-3 Regelstatiken für alle handelsüblichen Liner. Ein Aspekt, der für die Auftraggeber- und Auftragnehmerseite mehr Rechtssicherheit schafft. Ein Ergebnis aber auch, das deutlich macht, wie weit alle Beteiligten aufeinander zugegangen sind. Und hierin liegt vielleicht wieder eine der stärksten Argumente für den dauerhaften Erfolg der Veranstaltung.
Die Branche darf sich auf die Fortsetzung freuen, wenn auf dem 11. Deutschen Schlauchlinertag in Würzburg die volkswirtschaftliche Bedeutung der innerstädtischen Infrastruktur ebenso zur Sprache kommt, wie politische, vergabetechnische und qualitative Aspekte bei Herstellung, Planung, Ausschreibung und Einsatz der zukunftsweisenden Technologie.
Technische Akademie Hannover e.V.
Dr.-Ing. Dipl.-Math. Igor Borovsky
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„Die Jubiläumsveranstaltung in Berlin hat gezeigt, dass in der Branche noch Entwicklungspotenzial steckt“, erklärt Dipl.-Ing. Franz Hoppe, Hamburg Wasser, einer der Gründerväter der Veranstaltung. Die vorwiegend mittelständisch geprägten Anbieter der Schlauchlinertechnologie sind äußerst aktiv. „Ständig wird an Lösungen gefeilt, die das Schlauchlinerverfahren weiter nach vorne bringen“, so Hoppe. „Dabei zählt es bereits zu den bestgeprüften Verfahren schlechthin.“ Weitere kleine Verbesserungen, etwa im Bereich der Wiederanbindung von Hausanschlüssen oder von Schächten werden die Marktakzeptanz weiter verbessern – so Hoffnung und Fazit der damaligen Diskussion. Auch bei den lichtaushärtenden Verfahren tut sich was. Sie werden zunehmend nachgefragt. Folgerichtig versuchen die Hersteller die anspruchsvolle Technik weiterzuentwickeln und in größere Dimensionen vorzustoßen. Die Branche darf jedenfalls gespannt sein, ob es auf diese und andere Fragen in Würzburg eine Antwort geben wird. „Die Teilnehmer können davon ausgehen, dass es im April nächsten Jahres durchaus Neues zu berichten gibt“, ist Dr.-Ing. Igor Borovsky, 1. Vorsitzender der Technischen Akademie Hannover und Organisator des Deutschen Schlauchlinertages, überzeugt. In welchem Umfang, das bleibt abzuwarten. Sicher ist: Für den fachlichen Austausch wird es genügend Diskussionsstoff geben. Und dass auf dem Schlauchlinertag offen und kontrovers diskutiert wird, haben die letzten Jahre deutlich gemacht. Borovsky und Hoppe sind sich einig: „Der gemeinsame Austausch von Auftraggebern, Planern und Herstellern hat neue Denkweisen eröffnet, Impulse für die Weiterentwicklung von Produkten und Verfahren gegeben, aber auch Vorurteile abgebaut und die Vorteile eines lange verkannten Sanierungsverfahrens in das rechte Licht gerückt.“ Das ist ein großer Erfolg, der auf das Engste mit dem Schlauchlinertag verbunden ist.
laufen der offenen Bauweise inzwischen den Rang ab