Grabenlos setzt sich durch
Am 20. März 2012 findet der nächste Deutsche Schlauchlinertag im Berliner Congress Center statt. Sponsoren und Veranstalter blicken bereits auf eine 10jährige Erfolgsgeschichte zurück.
Als 2003 der 1. Deutsche Schlauchlinertag in Hannover aus der Taufe gehoben wurde, setzten Netzbetreiber und kommunale und private Auftraggeber schon seit 30 Jahren auf ein grabenloses Renovierungsverfahren, bei dem ein flexibles harzimprägniertes Trägermaterial in eine zu sanierende Haltung eingebracht und nach dem Einbau durch unterschiedliche Techniken zu einem neuen Rohr-im-Rohr ausgehärtet wird. Die vielfältigen Vorteile wie geringe Kosten, kurze Bauzeiten und geringe Beeinträchtigungen des Bauumfeldes haben entscheidend zum Erfolg des Produktes beigetragen.
Schlauchlining – Ja oder Nein?
Doch obwohl der sanierte Leitungsabschnitt wieder über eine deutlich erhöhte Lebensdauer verfügt, wurde das Produkt Schlauchliner trotz aller Vorteile und trotz seiner Qualitäten von Anfang an kontrovers diskutiert. Pro und Kontra Produkt und Verfahren polarisieren den Markt. Die permanente kritische Auseinandersetzung hat auf der anderen Seite aber auch zu einer zunehmenden Akzeptanz des Sanierungsverfahrens beigetragen. Ebenso wie die Berichterstattung in den einschlägigen Medien über Qualitätsmanagement, neue Produktentwicklungen und interessante Baustellen. Die Beiträge machen deutlich, welche Potentiale nach wie vor in der Branche stecken, die mit dem Deutschen Schlauchlinertag über eine herausragende Fachveranstaltung verfügt, in deren Rahmen neben der Vorstellung aktueller Entwicklungen sensible Aspekte des Kanalsanierungsverfahrens kritisch und ergebnisoffen diskutiert werden. Am 20. März 2012, wenn der nächste Deutsche Schlauchlinertag seine Pforten im Berliner Congress Center öffnet, blicken Sponsoren und Veranstalter auf eine 10jährige Erfolgsgeschichte zurück.
Netzerhalt – Generationsübergreifende Aufgabe
Die öffentliche Kanalisation in Deutschland hat eine Länge von rund 540.000 km. Der Wiederbeschaffungswert der Anlagen wird durch unabhängige Institutionen mit rund 570 Mrd. Euro angegeben. Da der Anschlussgrad mehr als 96% beträgt, geht es für kommunale und private Netzbetreiber inzwischen nicht mehr um die erstmalige Herstellung: Substanzerhalt, Instandhaltung und Modernisierung der Netze sind die Aufgaben, denen sich die Kanalsanierung zu stellen hat. Zukunftsorientiert und werterhaltend soll eine nachhaltige Sanierung sein. Wie ist das in der Zwickmühle zwischen rückläufiger Investitionsbereitschaft und angestrebter Lebensdauer zu verwirklichen? Das Thema ganzheitliche Kanalsanierung hat sich zu einer generationsübergreifenden Aufgabe entwickelt und die Bestandserhaltung der Infrastruktureinrichtungen stellt eine der größten und wichtigsten Zukunftsaufgaben der Netzbetreiber dar. In der Tat ist der Sanierungsbedarf hoch. Er wird kurz- bzw. mittelfristig auf etwa 20% geschätzt, was ein Sanierungsvolumen von 50-55 Mrd. Euro nach sich zieht. Zudem kann über defekte und undichte Abwasserkanäle Abwasser in Grundwasser und Boden gelangen und diese erheblich schädigen. Ein Aspekt, durch den diese Mammutaufgabe ihre politische Dimension erhält.
Grabenlos mit Vorteilen
Kommunen und Netzbetreiber stehen vor immensen baulichen und planerischen Herausforderungen. Neben ganzheitlichen Sanierungsstrategien sind vor allem moderne Sanierungsverfahren gefragt, die schnelle und kostengünstige Lösungen bieten. Dabei spielen grabenlose Verfahren zunehmend ihre Vorteile aus. Hierzu zählen wirtschaftliche Aspekte, etwa die geringen Kosten, die im Gegensatz zu einer Neuverlegung für eine Sanierungsmaßnahme aufzubringen sind. Zudem können die notwendigen Arbeiten in kurzer Bauzeit ausgeführt werden; ein Umstand, der nicht zuletzt aufgrund der entspannteren Verkehrssituation zu einem deutlich reduzierten CO2-Ausstoß beiträgt. Hinzu kommt: Die Unterbrechung der Versorgung ist in der Regel innerhalb von Stunden erledigt. Auch die Beeinträchtigungen für den Fußgänger- und Straßenverkehr halten sich in akzeptablen Grenzen. Nicht zuletzt verfügt der sanierte Leitungsabschnitt wieder über eine wesentlich erhöhte Lebensdauer.
Dynamischer Prozess
Unter diesen Gesichtspunkten hat sich die Sanierung mit Schlauchlinern etabliert. Schätzungen des Rohrleitungssanierungsverbandes (RSV) gehen davon aus, dass die Technologie inzwischen bei rund 90% der grabenlosen Sanierungen angewandt wird. Eine bemerkenswerte Entwicklung und ein toller Erfolg. Doch wodurch kam er zustande? Was führte zu der steigenden Akzeptanz bei immer mehr Auftraggebern? Wie haben sich Produkt und Verfahren in den letzten vier Jahrzehnten weiterentwickelt? Was sind die klassischen Einsatzgebiete des Schlauchlinings und welche Optionen hält die Technik noch bereit? Welche Anforderungen stellt der Markt heute an ein Verfahren, das 1971 bei der Sanierung eines Londoner Abwasserkanals erstmals eingebaut wurde? Die Antworten hierauf sind komplex und vielschichtig. Vor allem sind sie nicht abschließend zu beantworten, sondern unterliegen einem dynamischen Prozess. Was gestern galt, ist heute oft schon überholt und kann in den nächsten Jahren schon wieder ganz anders aussehen. Und genau aus diesem Spannungsfeld zieht eine Veranstaltung wie der Deutsche Schlauchlinertag, der in 2012 mit seiner 10ten Auflage ein kleines Jubiläum feiern kann, seine beachtliche Attraktivität. Diese trägt wiederum entscheidend zu der positiven Resonanz und den stetig wachsenden Teilnehmerzahlen bei. Beim Deutschen Schlauchlinertag trifft sich, was in der Branche Rang und Namen hat. Das sorgt für die nötigen Impulse und hat erhebliche Bedeutung für die Weiterentwicklung der gesamten Technologie.
Überzeugendes Konzept
„Schon 2003 in Hannover konnten wir rund 500 Teilnehmer begrüßen“, erinnert sich Dipl.-Ing. Franz Hoppe, Hamburg Wasser, der maßgeblich an der Konzeption der Veranstaltung beteiligt war. „Ich habe damals versucht, die führenden Vertreter der Schlauchliner-Technologie aus dem deutschsprachigen Raum für diese Idee zu gewinnen“, so Hoppe weiter. (Bild 5)
Zu den Sponsoren zählen heute die namhaften Hersteller und Anbieter des Renovierungsverfahrens. Sie wollen eine Plattform schaffen, um die längst unverzichtbare Rolle des Schlauchlinings sukzessive weiter auszubauen. Gemeinsam mit anderen Unternehmen der Branche nutzen sie auf dem Deutschen Schlauchlinertag die Gelegenheit, den Fachbesuchern ihre Dienstleistungen und Produkte zu präsentieren. Und das kommt an. Zumal es sich nicht um eine reine Leistungsschau der Industrie handelt.
„Der jährlich stattfindende Kongress, an dem inzwischen nahezu 650 Fachleute teilnehmen, hat sich als führende Fachveranstaltung etabliert und versteht sich als Forum, auf dem nicht nur aktuelles Know-how vermittelt wird, sondern auch sensible Aspekte dieses Kanalsanierungsverfahrens kritisch und ergebnisoffen diskutiert werden“, macht Dr.-Ing. Igor Borovsky (Bild 6) von der Technischen Akademie Hannover deutlich, der den Deutschen Schlauchlinertag organisiert. Gerade hierin liegt eines der Erfolgsrezepte der Veranstaltung – darin sind sich Hoppe und Borovsky einig. „Vor allem die offene Diskussion und der Austausch zwischen Herstellern, ausführendenden Unternehmen, Netzbetreibern und planenden Ingenieuren macht den Reiz der Veranstaltung aus“, so Borovsky weiter. „Dabei sind Kritiker des Schlauchlinings ebenso willkommen, wie seine Befürworter.“
Kritische Fragen
Beide Gruppen erwartet ein aktuelles und vielseitiges Programm, das sich eingehend mit 40 Jahren Schlauchlining beschäftigen wird. Zu den namhaften Referenten zählen neben Franz Hoppe unter anderem der Vorstandsvorsitzende von Emschergenossenschaft und Lippeverband, Dr. Jochen Stemplewski, GSTT-Vorstandsvorsitzender Prof. Jens Hölterhoff, Prof. Volker Wagner von der Hochschule Wismar, Dipl.-Ing. Tobias Rottmann vom Kasseler Entwässerungsbetrieb, Dipl.-Ing. Ralf Dymak von der Stadtentwässerung Dresden, Dipl.-Ing. Rudolf Kersten vom Deutschen Institut für Bautechnik sowie Dipl.-Ing. Mario Heinlein vom Stadtentwässerungsbetrieb Nürnberg. Sie lassen die Entwicklung des Verfahrens Revue passieren und werfen einen Blick auf Branche und Markt. Überlegungen zu Wirtschaftlichkeit, Nutzungsdauer und Abschreibungszeiten gehören dabei ebenso zu den Inhalten, wie die Themen Planung, Auftragsvergabe und praxisorientierte Anwendung. Darüber hinaus stehen die Anforderungen des Marktes an das Produkt im Fokus, genauso wie die kritische Frage, ob die Renovierung die Erneuerung mittlerweile überholt hat.