IFAT Entsorga 2010: Wasser – das Investitionsgut der Zukunft
Wasser ist das Öl des 21. Jahrhunderts. Nicht als Energieträger, sondern als Handelsware und als Konfliktstoff. Am 28. Juli 2010 hat die UN den Anspruch auf sauberes Wasser zum Menschenrecht erklärt. Der Wassermangel steht auf der Liste jener Probleme, die die Menschheit im 21. Jahrhundert vorrangig lösen muss. Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und Klimawandel machen Wasser zu einem immer wertvolleren Rohstoff. Bereits heute haben 1,2 Milliarden Menschen – ein Sechstel der Weltbevölkerung – keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
2,6 Milliarden Menschen verfügen nicht über sanitäre Einrichtungen mit Anschlüssen an eine öffentliche Wasser- und Abwasserversorgung. Zwei Drittel aller Krankheiten in Entwicklungsländern sind auf verunreinigtes Wasser zurückzuführen. Hinzu kommt, dass sich die globale Niederschlagsmenge im Zuge des Klimawandels dramatisch verändern wird: Afrika zum Beispiel werde in den kommenden Jahrzehnten unter vermehrter Dürre leiden, kündigt der Klimafolgenforscher und Vorsitzende im Weltklimarat Prof. Dr. Ottmar Edenhofer an. Die Agrarproduktion in Afrika werde in der Folge dramatisch einbrechen, der Kontinent in den nächsten 50 Jahren zu einem Nettoimporteur von Nahrungsmitteln werden - mit dramatischen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen.
Water Footprint: Wie viel Wasser verbrauchen wir wirklich?
In unseren Breiten sind solche Szenarien kaum vorstellbar, der Vorrat an sauberem Wasser scheint endlos. Der Durchschnittsverbrauch von cirka 130 Litern Wasser pro Person und Tag wirkt da fast moderat. Der Haken: In Wirklichkeit verbraucht jeder Deutsche gut 30mal so viel, nämlich rund 4.000 Liter - und das Tag für Tag. Auskunft über den tatsächlichen Wasserverbrauch gibt der sogenannte Water Footprint, der persönliche Wasser-Fußabdruck (www.waterfootprint.org), veröffentlicht von der Nicht-Regierungsorganisation Water Footprint Network. Er listet auf, wie viel Wasser nötig war, um alle Produkte des täglichen Gebrauchs zu produzieren.
Nur ein Beispiel: Für die Produktion eines einzigen Kilogramms Rindfleisch – von der Aufzucht bis hin zur Verarbeitung – sind rund 15.500 Liter Trinkwasser nötig. Angesichts der Tatsache, dass die Weltbevölkerung rapide wächst und in vielen Regionen der Erde Wohlstand und Fleischverbrauch zunehmen, liegt die Notwendigkeit eines umfassenden Paradigmenwechsels auf der Hand. Verschärfend kommt hinzu, dass viele Produkte mit einem großen Wasser-Fußabdruck gerade in Ländern mit latentem Wassermangel hergestellt werden. Auch Industrieprodukte haben einen Wasser-Fußabdruck. Im globalen Mittel liegt er bei 80 Litern pro Dollar Gegenwert. Um ein Auto im Wert von 20.000 Dollar zu produzieren, werden also durchschnittlich 160.000 Liter Wasser verbraucht – mit großen regionalen Unterschieden: Während beispielsweise in den USA 100 Liter Wasser den Wert von einem Dollar haben, haben zum Beispiel in Deutschland und den Niederlanden nur 50 Liter den Wert von einem Dollar. In China und Indien sind es gar nur 20 bis 25 Liter.
Technologien gegen die drohende Wasserkatastrophe
Neue Lösungsansätze für die drängendsten Herausforderungen des globalen Wassermanagements werden vom 13. bis 17. September auf der IFAT ENTSORGA, der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft auf dem Messegelände München vorgestellt. Über 2.620 Unternehmen aus mehr als 44 Ländern zeigen dort zum Beispiel, wie Meerwasser mit Hilfe neuartiger Filtertechnologien aufbereitet wird oder wie Brunnen bis in eine Tiefe von 1.200 Metern saniert werden können. Gigantisches Trinkwasser-Einsparpotenzial liegt auch in der Verringerung von Netzverlusten: Allein in London versickern täglich über 900 Millionen Liter Trinkwasser ungenutzt - nur auf Grund eines maroden Leitungssystems. In Deutschland summieren sich die Wasserverluste auf 500 Milliarden Liter pro Jahr - eine Menge, mit der man ganz Berlin sieben Jahre lang mit Trinkwasser versorgen könnte. Nachhaltiges Wassermanagement ist längst auch ein Top-Thema der Umwelttechnologie-Industrie - und die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer gehören in diesem Wachstumsmarkt mit zur Weltspitze. Die jährlichen Investitionen in Wasserprojekte belaufen sich laut Angabe der Vereinten Nationen auf 80 Milliarden Dollar weltweit. Mittelfristig wird eine Verdopplung dieser Summe notwendig sein, um wasserarme Regionen ausreichend mit Trinkwasser zu versorgen und die Abwasseraufbereitung in den Industrieländern zu optimieren.