Instrumente der Markterschließung im internationalen Wassersektor
German Water Partnership (GWP) erörterte am 4. Juni in Berlin, mit nationalen und internationalen Kooperationspartnern aus Wirtschaft und Politik, nicht zuletzt anlässlich des fünfjährigen Jubiläums von GWP, Chancen, Faktoren und Beispiele für erfolgreiche inter-nationale Kooperationen im Wassersektor.
Der Vorstandsvorsitzende Michael Beckereit unterstrich in seiner Eröffnungsrede, dass sich GWP innerhalb der letzten fünf Jahre als das internationale Gesicht der deutschen Wasserwirtschaft und -forschung weltweit erfolgreich etabliert und die Positionierung des deutschen Wassersektors als Ansprechpartner für Herausforderungen im Wassersektor entscheidend vorangebracht hat. Zahlreiche Beiträge zur Lösung der weltweiten Wasserprobleme konnten bereits mit entsprechender politischer Flankierung geleistet werden.
Hinrich Thölken, Leiter Referats Klima- und Umwelt-Außenpolitik im Auswärtigen Amt, begrüßte in Vertretung von Staatsministerin Cornelia Pieper die Teilnehmer und betonte, das Wasser insbesondere Thema der Außenpolitik sei: Denn Wasser kann Grundlage für Konflikte zwischen Menschen und Staaten oder auch Ausgangspunkt für verstärkte bilaterale und regionale Kooperation sein. Das Auswärtige Amt sieht in der grenzüberschreitenden Wasserkooperation ein wesentliches Element präventiver Außen- und Sicherheitspolitik. Angesichts des zunehmenden Drucks auf die Ressource Wasser wird dieses Thema immer stärker auf der internationalen Tagesordnung stehen.
Kooperation für ein nachhaltiges Wassermanagement
Im Rahmen des Konferenzprogramms wurden die verschiedenen Herausforderungen im Wassersektor beleuchtet: im Podiumsinterview mit den Schwerpunktthemen Capacity Development (CD), Wasser und Energie, Betreiber Know-how, Industriewasserwirtschaft und Markterschließung für KMU wurden erfolgreiche Kooperationen im Wasserbereich dargestellt, Schnittstellen identifiziert sowie Perspektiven und Erfordernisse für verbesserte Kooperation formuliert. So wurde etwa am Beispiel eines Projektes zur Steigerung der Energieeffizienz bei der Trinkwasserversorgung in Jordanien die Notwendigkeit von Capacity Development-Maßnahmen deutlich, um nachhaltig wirksam zu sein. Weiterhin wurden verschiedene Möglichkeiten und Instrumente zur Erschließung internationaler Märkte diskutiert: Christian Tippelt vom BMWi stellte das Markterschließungsprogramm des Ministeriums vor, dass insbesondere für KMU die Möglichkeit gibt, im Rahmen von Geschäftsanbahnungsreisen, Entscheidungsträger und potentielle Partner vor Ort zu treffen. Neben der Notwendigkeit von Capacity Development-Maßnahmen für ein nachhaltiges Wassermanagement, wurde ebenso erörtert, dass CD gleichwohl auch als Instrument zum Markteinstieg funktioniert.
In den regionenspezifischen Round Tables diskutieren GWP-Mitglieder, Kooperationspartner und weitere Gäste aus Politik und Wirtschaft die aktuellen Herausforderungen für die Wasserwirtschaft in der jeweiligen Region:
- Im Round Table Afrika wurden die Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Instrumente der Markterschließung diskutiert: Christian Günner von Hamburg Wasser stellte ein Projekt zur nachhaltigen Wasserver- und Abwasserentsorgung in Dar es Salaam vor, dass in Kooperation kommunaler Betreiber durchgeführt wird. Intensiv diskutierten die Teilnehmer hier die Stolpersteine und Erfolgsfaktoren für ein derartiges Projekt. Außerdem stellte Lea Heidemann von der DIHK für das südliche Afrika Chancen und Hemmnisse für die Märkte im südlichen Afrika vor. Sie berichtete beispielsweise über das Fehlen wichtiger Rahmendaten für Analysen aber gleichwohl über eine zunehmende Strukturierung des Sektors.
- Im Round Table Asien-Pazifik wurden die Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Engagement in EZ- und Schwellenländern diskutiert und Ansätze beleuchtet, die in der Asien-Pazifik-Region erfolgreich angewendet werden. So präsentierte beispielsweise Reinhold Ollig, Ministerialrat im BMBF, Angebote der chinesischen Regierung beim Aufbau eines Innovationsparks innerhalb des Zhangjiang (Yangtse) Hi-Tech Parks in Shanghai. Auf Basis der engen deutsch-chinesischen Kooperation im Innovations-, Bildungs- und auch Wassersektor unterstützt China speziell die Ansiedlung deutscher Unternehmen.
- Um Chancen für Markt- und Geschäftsentwicklung sowie bereichsübergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung ging es im Round Table Nordamerika. Mit internationalen Gästen und Partnern aus Kanada wurden die Herausforderungen und Bedarfe sowie die daraus resultierenden Möglichkeiten der Kooperation und Geschäftsanbahnung diskutiert. Rick Goldring, Bürgermeister von Burlington, erörterte Chancen und Instrumente für den deutschen Wassersektor für erfolgreiche Kooperationen in Kanada.
- Südamerika als potenter Wassermarkt: Daraus ableitend wurde hier der Fokus auf die aktuellen Chancen und Herausforderungen des Wassermarktes, auf Angebote etwa des BMZ und des BMBF als auch auf förderliche Rahmenbedingungen gelegt. Hier stellte Petra Ruth, Referentin Entwicklungszusammenarbeit bei der IHK Berlin, die Instrumente des BMZ zur Zusammenarbeit mit der deutschen Wasserwirtschaft in der Region vor und legte Anknüpfungspunkte mit GWP dar. Jörgen Hößler von der Grünbeck GmbH veranschaulichte an einem Projekt zur Errichtung und Einführung einer dezentralen Wasseraufbereitungsanlage in Brasilien im Rahmen eines PPP-Projektes Faktoren und Ansätze für eine erfolgreiche Umsetzung.
- Der Round Table Südosteuropa (SOE) beleuchtete Südosteuropa insbesondere als eine Region zwischen „Europäischer Union und Entwicklungszusammenarbeit“. Fokus lag auf den Anforderungen und Zielen für eine strategische Zusammenarbeit in Südosteuropa: Kann Südosteuropa Modellregion für ein gemeinsames Konzept deutscher Akteure sein? Unter anderen berichtete Željka Hak von der AHK Kroatien über Chancen für die deutsche Wasserbranche im Hinblick auf den EU-Beitritt Kroatiens im Juli dieses Jahres: Projekte im Bereich der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sind weit oben auf der Agenda. Heike Burghard, stellvertretende Leiterin des GWP-Länderforums SOE, veranschaulichte die Möglichkeit der Nutzung von Capacity Development-Maßnahmen als Markteintrittsinstrument, nicht zuletzt durch die Vernetzung mit lokalen Akteuren und der Möglichkeit zur frühzeitigen Projektidentifikation und -entwicklung.
Die Diskussionen zeigten, dass German Water Partnership auf dem richtigen Weg ist und individuelle Lösungsansätze für ein weltweit nachhaltiges Wassermanagement bieten kann. Die Teilnehmer der Konferenz nutzten zudem die Gelegenheit mit Entscheidungs-trägern und Auftraggebern individuelle Gespräche zu führen, Geschäftsanbahnungen zu initiieren sowie die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch.
Hintergrundinfo: Globale Lösungen im Wassersektor - Made in Germany
German Water Partnership (GWP) ist eine Gemeinschaftsinitiative von knapp 350 Mitgliedern aus der deutschen Wasserwirtschaft und -forschung, die deren Erfahrungen und Kompetenzen bündelt und für ausländische Partner damit zentraler Ansprechpartner für alle Belange des Wassersektors ist. Vom Hochschulinstitut bis zum weltweit vertretenen Komponentenhersteller sind insgesamt über 25.000 Mitarbeiter für mehr als 80 Länder aktiv. GWP wird hierbei von fünf Bundesministerien aktiv unterstützt (BMWi, AA, BMU, BMBF und BMZ).
Ziel des im April 2008 gegründeten Netzwerkes ist es, die deutsche Expertise und Qualität “Made in Germany” weltweit zu etablieren und die Positionierung der deutschen Wasserwirtschaft in internationalen Märkten zu stärken. Weltweit können so bei wasserwirtschaftlichen Problemen und Herausforderungen integrierte und nachhaltige Lösungsansätze erstellt sowie der Einsatz innovativer deutscher Technologien und deutschen Know-hows weltweit verbessert werden. Mit ihren Aktivitäten unterstützt GWP ausdrücklich die Erreichung der Millenniumsziele.
Bis dato hat GWP 15 länderbezogene Arbeitsgruppen, die Länderforen, gebildet: Afrika, Ägypten/Jordanien, Brasilien, China, Golfstaaten, Indien, Iran, Maghreb-Region, Mexiko, Russland, Südosteuropa, Türkei, Ukraine, Vietnam und Zentralasien. Mit den Länderforen wurde ein Instrument geschaffen, das es ermöglicht, nach den Anforderungen des jeweiligen Ziellandes individuell angepasste wasserwirtschaftliche Lösungen zu erarbeiten, Gemeinschaftsprojekte anzustoßen und langfristige Kontakte aufzubauen.
GWP verfolgt hinsichtlich der Projekt- und Kooperationsaktivitäten den Ansatz einer interdisziplinären Zusammenarbeit aller Beteiligten „auf Augenhöhe“. Hierfür ist es wichtig, die Entscheidungsträger und Stakeholder aus Politik und Wirtschaft einzubinden.