Kaltrecycling im Straßenbau

Eine ökonomische und ökologische Lösung

Im Landkreis Rotenburg/Wümme, Niedersachsen, wurde ein innovatives Straßenerneuerungsverfahren eingesetzt, um eine Kreisstraße wieder in Stand zu setzen. Ziel war es einerseits, den Kostenaufwand deutlich unter dem für eine Grunderneuerung der Straße zu halten, jedoch eine bessere Straßenqualität zu erreichen, als bei einer reinen Erhaltungsmaßnahme. Andererseits sollten die Baustoffe der vorhandenen Straßenbefestigung umweltfreundlich wiederverwertet werden. Durch den Einsatz eines Bomag Stabilisierers MPH 125 mit Schaumbitumen konnten beide Anforderungen erfolgreich umgesetzt werden.

Große Teile des Gebietes des Landkreises Rotenburg/Wümme liegen in einer durch Sandablagerungen gekennzeichneten Geestlandschaft mit ausgedehnten Wäldern und Mooren. So landschaftlich reizvoll dies auch ist, so liegt das Straßennetz dadurch in Teilbereichen auf wenig tragfähigem Untergrund. In der Folge leiden besonders diese Straßen permanent unter zum Teil starken Verformungen, Unebenheiten, Kantenschäden und Rissbildungen. Da vielfach Haushaltsmittel für den Straßenbau knapp bemessen sind und daher eine Grunderneuerung aus finanzieller Sicht nicht möglich ist, werden in der Regel von den Straßenbaulastkörpern die Verkehrswege mit Ausgleichsschichten, neuen Asphaltdecken oder lokalen Reparaturmaßnahmen in Stand gesetzt.

Entscheidung für innovatives Verfahren

Das Amt für Wasserwirtschaft und Straßenbau beim Landkreis Rotenburg/Wümme entschied sich jetzt jedoch dafür, auf der Kreisstraße K 101(Mintenburg – Fahrendorf) ein innovatives Straßenerneuerungsverfahren einzusetzen, mit dem es bereits 2005 und 2007 erste positive Erfahrungen gemacht hatte: Instandsetzung durch Kaltrecycling mit Schaumbitumen. Den Zuschlag für die entsprechende Ausschreibung erhielt die Firma Kutter, Spezialstraßenbau NL Hamburg. Beteiligte Partnerfirmen waren die Firma Kriete, Seedorf, und AS Asphalt-Straßen-Sanierung, Langwedel.

In den Abschnitten km 10,550 bis km 11,100 und km 11,300 bis 12,100 wurde die vorhandene Befestigung mit einer Asphaltfräse in einer Stärke von 30 cm aufgefräst. Dann wurde das Asphaltgranulat mit einem Grader so profiliert, dass Setzungsbereiche der alten Straße ausgeglichen wurden. Nach Vorverdichtung der ca. 30 cm starken Asphaltgranulatschicht durch einen 10 t Walzenzug wurden die oberen zum Teil grobstückigen 15 cm mit einer Steinzerkleinerungsfräse homogenisiert und auf eine maximale Korngröße von ca. 32 mm nachgebrochen. Diese 15 cm dicke Schicht bildete damit das Mischgranulat für die Kaltrecycling-Schicht mit Schaumbitumen.

Für die Anwendung des Kaltrecyclingverfahrens mussten dann die Kornver-
teilung und der Bedarf an Zugabe von Er-
gänzungsmaterialien geprüft sowie die Dosierparameter für die Einmischung von Bitumen, Reaktionswasser und Mischwasser festgelegt werden. Zur Herstellung der zu stabilisierenden Tragschicht können nur speziell hierfür entwickelte Stabilisierungsgeräte bzw. Fräsrecycler mit entsprechenden Wasser- und Bitumendosiereinrichtungen verwendet werden. Denn die gleichbleibend gute Mischqualität, konstante Arbeitstiefe und Wasser- und Bindemitteldosiergenauigkeit sind für die Qualität der neuen Tragschicht entscheidend.

Maschineneinsatz genau abgestimmt

Die Fa. Kutter entschied sich für den Einsatz eines Bomag Recyclers MPH 125. Hierbei handelt es sich um eine Fräse, die sowohl zur Bodenstabilisierung als auch zum Zerkleinern und Granulieren von abgängigen Wege- und Straßenkonstruktionen eingesetzt wird. Mit einem Betriebsgewicht von 25 t, einer Motorleistung von 440 kW, einer Arbeitsbreite von 2,33 m und maximaler Arbeitstiefe von 550 mm verfügt sie auch über kombinierte Knick- und Hinterachslenkung sowie Allradantrieb. Dies garantiert eine hohe Wendigkeit der Maschine. Ein hydrostatischer Fahr- und Rotorantrieb mit automatischer Leistungsregelung und variabler Rotordrehzahl sorgt für ein gleichmäßiges und ruhiges Lauf- und Fräsverhalten.
Der Rotor ist mit 224 Fräsmeißeln ausgerüstet und dreht gegenläufig zur Arbeitsrichtung. Um eine Wasser- und/oder Bitumenzugabe während des Fräs- und Mischvorgangs zu ermöglichen, ist der Recycler mit einem Wasser- und einem Bitumendosiersystem ausgestattet, die beide eine automatische, geschwindigkeitsabhängige Zugabe zulassen. In einem weiteren Arbeitsschritt wurden nun Schaumbitumen und Wasser zum Erzielen des optimalen Wassergehalts in das 15 cm starke Mischgranulat eingemischt. Dazu wurde der Fräsrecycler mit dem Bitumentankwagen und dem Wasserwagen gekoppelt. Die Dosierparameter wie Bezugsdichte des Mischgranulates und gewünschter prozentualer Bitumenanteil sowie Reaktions- und Mischwasseranteil wurden in das spezielle Datenterminal BOP (Bomag Operation Panel) eingegeben und registriert. Diese Angaben werden während des gesamten Arbeitsprozesses angezeigt. Die vollelek-
tronische Dosiersteuerung sorgt dann dafür, dass die Durchflussmengen kontinuierlich mit den Soll-Vorgaben abgeglichen werden. Nach dem somit stetig kontrollierten Einbringen der KRC-Schicht wurde eine 10 t Walzenzug zur Vorverdichtung eingesetzt, gefolgt von einem Grader und einer weiteren 10 t Walze. Abschließend wurde dann eine Tränkdecke mit Heißbindemittel und zwei Absplittvorgängen hergestellt. Sowohl die Firma Kutter als auch das Amt für Wasserwirtschaft und Straßenbau beim Landkreis Rotenburg/Wümme zeigten sich nach Abschluss der Arbeiten mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Beide Streckenabschnitte der Kreisstraße K 101 mit ca. 7000 m2 zu erneuerndem Straßenaufbau wurden innerhalb von nur vier Arbeitstagen fertig gestellt. „Die MPH 125 hat uns durch ihre hohe Arbeitsleitung und Wendigkeit überzeugt. Auch die homogene Mischqualität und die genaue Dosierung durch die vollelektronische Steuerung waren vorbildlich“, resümiert Dipl.-Ing. Franz-Heinrich Rienhoff, Niederlassungsleiter der Firma Kutter, den Einsatz. Das Straßenbauamt zeigte sich ebenso mit dem Erfolg der Straßenerneuerung zufrieden. Die aufgewendeten Finanzmittel waren mit denen einer Erhaltungsmaßnahme durch Einbringen einer Ausgleichsschicht und neuen Deckschicht vergleichbar, erreicht wurde jedoch eine wesentlich bessere Straßenqualität. Und nicht nur unter ökonomischen Aspekten stimmte der Einsatz. Denn die Baustoffe der vorhandenen Straßenbefestigung wurden vollständig für die Erneuerung der Straße wiederverwertet. Weitestgehend entfallene Ab- und Antransporte bedeuteten nicht nur Kosteneinsparungen, sondern auch weniger Belastung der Umwelt. Daher sieht das Straßenamt aus ökonomischen und ökologischen Aspekten für ein solches Verfahren auch für die Zukunft weitere Anwendungsmöglichkeiten.n

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