Kanäle fit fürs Festival
Bevor 78 Bands beim Open Air-Festival „Rock am Ring“ den mehr als 90.000 Besuchern drei Tage lang so richtig einheizen konnten, musste zunächst die Kanalisation unter dem Gelände in Schuss gebracht werden.
Vielfältige Anforderungen
Die Sanierungsmaßnahme auf dem Flugplatzgelände plante die in Bernkastel-Kues ansässige IBS Ingenieure GbR. Sie umfasste den Einzug von 70 Kurzlinern in Nennweiten von DN 150 bis DN 700 sowie die Sanierung von Stutzen, Muffen und Hohlräumen mittels Roboter. Darüber hinaus wurden zehn neue Edelstahlmanschetten eingebaut und bei mehreren Schachtbauwerken per Hand Risse verdämmt, Oberflächen neu beschichtet und Steigeisen getauscht. Außerdem mussten Gerinne reprofiliert werden. Hinzu kam die Sanierung eines Oberflächenablaufsammlers, in den die Profis von der D&S Rohrsanierung auf einer Länge von 100 m UV-Liner DN 250 einzogen. Auf weiteren 350 m kamen Liner in Nennweiten von DN 600 und DN 700 zum Einsatz. „Der lichtaushärtende, in Wanddicken von 3,0 bis 15,6 mm lieferbare Schlauchliner ist ein mehrlagiger, korrosions- und chemikalienbeständiger GFK-Liner, der mit einer Innen- und Außenfolie versehen ist“, erläutert Bauleiter Dipl.-Ing. (FH) M. Eng. Markus Schäfer, Diringer & Scheidel Rohrsanierung GmbH & Co. KG, ZNL Aschaffenburg. Als Reaktionsharze werden UP-Harze nach DIN 18 820 mit Formeigenschaften nach DIN 16 946-2 verwendet, die mit UV-Initiatoren versetzt werden. Um die Liner sowie den für die Aushärtung benötigten Lampenzug an den Einsatzort zu transportieren, mussten die Arbeiter der D&S Rohrsanierung zunächst eine mobile Baustraße errichten lassen. Damit war die Voraussetzung geschaffen, dass die Sanierungsarbeiten pünktlich zu Beginn des Festivals abgeschlossen werden konnten.
Mammutaufgabe in Mendig
Zeitgleich mit den Arbeiten auf dem ehemaligen Flugfeld sanierte die Diringer & Scheidel Rohrsanierung GmbH & Co. KG Kanäle in den Mendiger Ortslagen Bell, Obermendig und Niedermendig. Für die Planung der Arbeiten zeichnete die Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann & Partner GmbH aus Thür verantwortlich. „Das ursprüngliche Sanierungskonzept hatte lediglich eine partielle Kanalsanierung vorgesehen, aber in der Folge wurde der Auftrag erheblich erweitert“, merkt Bauleiter Schäfer an. Grund dafür sei gewesen, dass sich die Anzahl der Schäden in der Zeit nach Fertigstellung des Konzeptes noch einmal deutlich erhöht habe. Insgesamt wurde an 289 Haltungen gearbeitet. Die Experten von der D&S-Zweigniederlassung Aschaffenburg sanierten im Zuge der umfangreichen Maßnahme 531 Stutzen, 346 Löcher in Rohrwandungen und 164 Muffen. Dabei wurden 93 Kurzliner DN 150 bis DN 600 eingebaut, außerdem kamen 27 Edelstahlmanschetten zum Einsatz. Einen guten Eindruck vom Umfang der Mammutaufgabe in Mendig vermittelt auch diese Zahl: „Für die Sanierungsarbeiten in den drei Ortslagen waren parallel zwei Roboter im Dauereinsatz – und zwar an insgesamt 240 Tagen“, so Schäfer.
Reprofilierung mit speziellem Verpressschild
Fünf der zu sanierenden Haltungen stellten insofern eine besondere Herausforderung dar, als zunächst keine Befahrung mittels TV-Kamera möglich war. „Eine unter der Ortsdurchfahrt Mendig verlaufende Abwasserleitung einer Brauerei war so großräumig ausgespült worden, dass infolge der starken Korrosion keine Kanalsohle mehr vorhanden war. Seitliche Kämpferteile des Betonrohrs waren nach außen weggebrochen“, erläutert Schäfer. Da ein Neubau aufgrund der baulichen Rahmenbedingungen nicht möglich war, entwickelten und konstruierten die Monteure der D&S Rohrsanierung ein Verpressschild für den vor Ort eingesetzten Roboter. Dieser stellte die Sohle durch frontales Verpressen wieder her. In der Folge konnte erstmals wieder die komplette Haltung befahren werden, sodass eine vollständige Beurteilung des aktuellen Kanalzustands möglich war. Auf Basis der gewonnenen Daten wurde dann ein eigenes Sanierungskonzept mit fünf speziell auf den Kanal zugeschnittenen UV-Linern entwickelt. Eine zusätzliche Herausforderung bestand im Dimensionswechsel des Rohrs, das von einem Kreisprofil DN 350 auf ein Eiprofil 450/300 wechselte, zudem mussten die Hohlräume sowie die ausgebrochenen seitlichen Wandungsteile berücksichtigt werden. „Der UV-Liner, den wir hier eingebaut haben, war deshalb auch allein statisch tragfähig“, merkt Bauleiter Schäfer an.
Nach nur zehn Tagen waren sämtliche Liner zur großen Zufriedenheit des Auftraggebers eingebaut und sämtliche Sanierungsarbeiten in und um Mendig konnten pünktlich zu Beginn des dreitägigen „Rock am Ring“-Festivals abgeschlossen werden.