Kanalisation – Prüfung Hausanschlüsse Ländersache
Die öffentliche Kanalisation der Bundesrepublik Deutschland umfasst ein Leitungsnetz von insgesamt ca. 446.000 km Länge, davon entfallen ca. 2.300 km auf Bremen. Schätzungen gehen davon aus, dass das private Netz, zu dem die Grundleitungen unterhalb eines Gebäudes und ein Teil der Anschlussleitung an den öffentlichen Kanal gehören, etwa doppelt so lang ist. Bei Undichtigkeiten an diesen Abwasserleitungen können Schadstoffe in die Umwelt gelangen und damit Boden und Grundwasser gefährden. Liegt ein undichter Abwasserkanal unterhalb des Grundwasserspiegels, so kann es zu einem Drainageeffekt kommen. Grundwasser drückt durch die Undichtigkeiten in die Abwasserleitungen und gelangt so ins öffentliche Netz. Die Kläranlagen müssen dann (Ab-)Wassermengen verarbeiten, die gar nicht von den Haushaltungen stammen. Hinsichtlich der Zustandserfassung und -bewertung sowie ggf. der Sanierung privater Hausanschluss- und Grundleitungen besteht also ein erheblicher Handlungsbedarf.
Damit die notwendige Zustandserfassung nicht an den Kosten scheitert, hat der Senator für Umwelt, Bau, und Verkehr des Bundeslandes Bremen ein „Förderprogramm Kanalzustandserfassung" ins Leben gerufen. Mit dieser Förderung wird die Prüfung von Grundleitungen für häusliches Abwasser oder Mischwasser finanziell unterstützt. Hiermit wird ganz konkret das Ziel verfolgt, einen Anreiz für die TV-Inspektion der privaten Grundstücksentwässerung zu schaffen.
Stefan Sieling ist Geschäftsführer der RRS Rohrreinigungs-Service Schipper GmbH und setzt auf modernste Technik. Das Bremer Unternehmen hat mehr als 40 Jahre Erfahrung im Rohrreinigungs-Service. Es werden alle Arbeiten im Bereich Kanalsanierung und Rohrreinigung ausgeführt. Für letztere besteht ein 24 Stunden Notdienst.
Mehrere TV-Kamera Fahrzeuge sind für eine Videodokumentation im Einsatz. „Wird ein Schaden im häuslichen Abwasserkanal dokumentiert erhalten wir auch meistens den Auftrag für die Sanierung“, erklärt Sieling und ergänzt: „Auf Grund der Kosten- und Zeitersparnis gegenüber der offenen Bauweise wird im privaten Sektor das grabenlose Sanierungsverfahren meistens vorgezogen.“
Ein typisches Sanierungsfahrzeug von RRS ist mit allen nötigen Ausrüstungen und Aggregaten für die grabenlose Sanierung von Leitungen ab DN 70 bis DN 300 ausgestattet. Der Kompressor, ein CompAir C 25-10 ZTV mit 2,5 m³/min Volumen bei 10 bar Betriebsdruck sorgt für die nötige Energie mit sauberer Druckluft bei den Sanierungsarbeiten. Er bietet durch den eingebauten Nachkühler mit anschließender Aufheizung über einen patentierten Wärmetauscher bereits eine vorbildliche Druckluftqualität. Das Kürzel ZTV in der Typenbezeichnung steht für eine eingebaute Feinstfilterkombination (zusätzlich zu o. angegebenen Nachkühler) mit einer Luftaufbereitung gemäß ZTV-ING Teil 3 Abs. 4. Damit wird technisch ölfreie Druckluft geliefert.
Für die grabenlose Kanalsanierung setzt RRS einen Epoxydharz getränkten Schlauchliner ein. Die zu sanierenden Rohrleitungen werden gespült. Ablagerungen und Abflusshindernisse wie z.B. Wurzeleinwüchse, Scherbeneinbrüche, vorstehende Leitungen oder Ähnliches werden mit dem Fräsroboter entfernt. Der Fräsroboter ist dazu mit einer druckluftbetriebenen Hochleistungsfräse ausgestattet die über den CompAir C 25-10 ZTV Ölfrei angetrieben wird. Über eine eingebaute Kamera lassen sich alle Arbeiten steuern und überwachen. Anschließend wird der Kanal inspiziert und ausgemessen. Seitliche Anschlüsse sowie Ausbuchtungen werden lokalisiert und erfasst. Die benötigte Menge Schlauchliner wird zugeschnitten. In den Textilschlauch wird ein spezielles umweltverträgliches Epoxydharz in entsprechender Menge eingefüllt und gleichmäßig in den Schlauch eingearbeitet. Der imprägnierte Schlauch wird dann an der Kanalsanierungsanlage befestigt und im Stülpverfahren per Druckluft in den Abwasserkanal inversiert.
Druckluft drückt Textilschlauch im Stülpverfahren ein
Nach der Sanierung des so hergestellten neuen Kanalrohres kommt der Fräsroboter erneut zum Einsatz. An Abzweigen und Stutzen fräst er eine Öffnung über den vollen Rohrdurchmesser. Nach dem Fräsen der Anschlüsse können die Sanierungsarbeiten abgeschlossen werden. Je nach den Bedingungen, insbesondere der Länge des zu sanierenden Teilstückes, lassen sich alle Arbeiten fast immer innerhalb eines Tages durchführen.
Die Vorteile des Reliningverfahrens sind vielfältig. Es ist spürbar günstiger gegenüber der offenen Kanalbauweise. Die Belästigungen und Störungen im Umfeld der Baustelle sind im Vergleich zur konventionellen Bauweise minimal. Die Sperrzeit des Kanals ist relativ kurz, sodass meistens auf die Errichtung eines Ersatz-Abwassersystems verzichtet werden kann.