Kleiner Raum, große Aufgabe
In Basel entsteht das höchste Gebäude der Schweiz. Wenn im November 2012 die Hochbauarbeiten beginnen, werden im 20 m tiefen Kellerkasten 30% des gesamten Stahls und Betons verbaut sein, aber noch 90% der Bruttogeschossfläche des neuen Hochhauses fehlen.
In Basel entsteht in den nächsten drei Jahren das höchste Gebäude der Schweiz. Das weltweit tätige Architekturbüro Herzog & de Meuron entwarf für das Pharmaunternehmen Roche ein neues Verwaltungsgebäude. Im Bau 1, wie das Gebäude intern von Roche genannt wird, werden rund 2000 Mitarbeiter arbeiten, deren Büros zurzeit noch in der Stadt verteilt sind. Doch bevor das Gebäude rund 178 m in die Höhe wachsen kann – und zum höchsten Haus der Schweiz wird – müssen erst eine Reihe anspruchsvoller Erdarbeiten ausgeführt werden. Den Auftrag dafür erhielt eine Arge aus den Unternehmen BilfingerBerger und Schleith. Bei der Schleith GmbH arbeitet der Bereich Umwelttechnik auf engstem Raum und mit anspruchsvollen Vorgaben daran mit, dass dieses außergewöhnliche Projekt Realität wird.
In die Tiefe
Die 41 oberirdischen Geschosse werden auf einem 20 m tiefen Kellergebäude stehen. Das Fundament bildet eine 2,5 m dicke Bodenplatte, die mit 143 Gründungspfählen verbunden ist. Die Gründungspfähle reichen ihrerseits nochmals bis zu 35 m in die Tiefe. Insgesamt wurden 389 Bohrpfähle zur Baugrubensicherung und zur Gründung des Gebäudes gesetzt und eine Baugrube mit einem Volumen von rund 49.000 m3 ausgehoben. Dies alles geschah auf engstem Raum und mit anspruchsvollen Vorgaben, was die Ausführung betraf.
Die Baustellenlogistik
Das Roche-Areal ist ein hoch verdichtetes Quartier in unmittelbarer Nähe zur Basler Innenstadt und zum Rhein. Neue Bauflächen können hier nur durch den Rückbau bestehender Gebäude entstehen. Für das neue Verwaltungsgebäude musste das Roche Gebäude Bau 15 weichen. Das so entstandene Baufeld wird durch drei weitere Roche Gebäude in westlicher, östlicher und südlicher Richtung begrenzt. Beim Aushub der Baugrube wurden Teile der verlorenen Schalung eines Nachbargebäudes freigelegt. Die „wiedergefundene“ verlorene Schalung zeigt eindrücklich wie konzentriert die Bebauung rund um die Grenzacher Straße ist.
Weithin sichtbares Zeichen für die äußerst beengten Arbeitsbedingungen ist die über der Straße schwebende, zweigeschossige Containerbühne mit den Baubüros der beteiligten Projektpartner. Die Containerbühne wurde bereits für den Bau eines anderen Gebäudes auf der gegenüberliegenden Straßenseite errichtet. Der einzige Bereich, der für die gesamte Baustellenlogistik genutzt werden kann, ist die nördlich verlaufende Grenzacher Straße. Während des Rückbaus von Bau 15 und während der gesamten Bauarbeiten am Bau1 wird eine der drei Spuren vom Verkehrsraum getrennt und Teil der Baustraße. Alle Zu- und Abfahrten zur Baustelle werden über diese Einbahnstraße abgewickelt. Eine Fläche, die als Wartezone für die Baustraße genutzt werden könnte, gibt es in der Innenstadt nicht. Beim Verlassen der Baustraße bekommt jedes Fahrzeug in einer fest installierten Anlage eine Reifenwäsche. Damit soll erreicht werden, dass die Grenzacher Straße nicht mehr als unbedingt nötig verunreinigt wird. Allgemein sollen die Beeinträchtigungen, die durch den Bauprozess entstehen, so gering wie möglich gehalten werden. Dazu gehört auch, dass die eingesetzten Baumaschinen alle mit Dieselpartikelfiltern ausgestattet sein müssen. Und dass nur LKW die Baustelle anfahren dürfen, welche die Abgasnorm Euro 5 erfüllen.
Das Arbeiten auf engsten Raum setzte sich in der zu erstellenden Baugrube fort. Die Spezialisten von Schleith realisierten einen kontinuierlichen Baufortschritt beim Aushub im Zusammenspiel mit den Arbeiten von drei BilfingerBerger Großbohrgeräten. Jeder der Maschinen benötigte in der Baugrube eine eigene Logistikfläche von rund 500 m2. Im November 2011 war das Setzen der Gründungspfähle abgeschlossen und die Bohrgeräte konnten aus der Baugrube entfernt werden, was die weiteren Aushubarbeiten vereinfachte. Allerdings stieß das ökonomische Arbeiten mit Hydraulikbaggern bei einer Baugrubentiefe von 13,5 m an seine Grenzen. Aus diesem Grund wurde für die letzten 6,5 m ein Seilbagger vom Typ Liebherr 833 eingesetzt, der – je nach Seillänge – bis zu 50 m tief greifen kann.
Erschütterungsarm arbeiten
Eine weitere Herausforderung für die Spezialisten von Schleith waren die Vorgaben zum erschütterungsarmen Bauen. In jeder Phase der Bauarbeiten, vor allem aber während der Rückbauarbeiten von Bau15 musste erschütterungsarm gearbeitet werden. Die unmittelbar angrenzenden Büro- und Produktionsgebäude und Labore sind mit sensiblen Geräten und Instrumenten ausgestattet, deren einwandfreie Funktionsweise zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt werden durfte. Ständig wurden baubegleitend Vibrationsmessungen durchgeführt. Um die Erschütterungen zu jeder Zeit so gering wie möglich zu halten, wurden während der gesamten Rückbauphase von Bau15 keine Hydraulikhämmer eingesetzt.
Große Massen bewegen
Die logistische Leistung wird noch deutlicher, wenn man sich die Massen betrachtet, die hier unter schwierigsten Bedingungen bewegt werden. 130 000 Tonnen Erdaushub und 15 000 Tonnen Bauschutt haben die Baustelle bereits über die kleine Logistikfläche verlassen, bevor die Arbeiten am Kellerkasten überhaupt beginnen konnten. Und beengt wird es auf dieser ungewöhnlichen Baustelle auch weitergehen. Wenn im November 2012 die Hochbauarbeiten beginnen, werden im 20 m tiefen Kellerkasten bereits 30 % des Stahls und Betons des gesamten Gebäudes verbaut sein, aber noch 90 % der Bruttogeschossfläche des neuen Hochhauses fehlen.
Im Internet finden Sie eine längere Textversion und weitere
Fotos zu dem Projekt „Bau 1“. Geben Sie hierzu bitte den
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