Komplizierte wasserbauliche Komplettsanierung
Talsperre Klingenberg im Erzgebirge
Seit 1914 versorgt die Talsperre Klingenberg mit 16,4 Mio. m³ Fassungsvermögen die umliegenden Orte und Dresden mit Trinkwasser. Sie dient außerdem dem Hochwasserschutz. Das ohnehin sanierungsbedürftige Bauwerk wurde durch das Hochwasser 2002 schwer beschädigt und teils zerstört. 2005 lief – mit der Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen als Bauherrin – die Komplettsanierung in drei Teilvorhaben an.
Zuerst erfolgte der Neubau des Stollens zur Hochwasserentlastung und Ersatzwasserversorgung, dann folgte der Neubau der Vorsperre. Anfang 2010 wurde als drittes Teilvorhaben die Komplettsanierung der Hauptsperre inklusive wassertechnischer Neuausrüstung gestartet.
Für die Arbeiten an der Wasserseite der Hauptsperre benutzte die Ed. Züblin AG Schalungssysteme von Meva. Insbesondere die vorab an der Bruchsteinmauer der Hauptsperre angebrachten Daueranker waren schalungstechnisch eine Herausforderung. Die Verbindung von innovativen technischen Schalungssonderlösungen mit Standardteilen erfüllte dann die speziellen Anforderungen des Bauvorhabens.
Wasserseitige Staumauer mit neuer Abdichtung und Drainage
Die Hauptsperre, eine halbkreisförmige Bruchsteinmauer, 46 m hoch, unten 34,7 m dick und an der Krone 312 m lang, erhielt wasserseitig ein neues Abdichtungs- und Drainagesystem. Dafür wurden folgende Schichten nacheinander an der Staumauer angebracht:
n Die 40 bzw. 80 cm dicke Ausgleichsschicht aus C20/25-Beton schließt die Bruchsteinmauer bündig ab.
n Die Gleitschicht aus Bitumenisolierbahn erlaubt es der Dichtschicht und Drainageschicht, sich unabhängig von der Ausgleichschicht zu bewegen.
n Die Drainageschicht aus Hohllochziegeln, 13 cm dick, mit vertikalem Durchlass.
n Die Dichtschicht, 40 cm dick und aus C20/25- bzw. C30/37-Beton ist die Außenschicht zum Wasser.
Symmetrisch, alle 2,50 m, ragen entlang der ganzen Bruchsteinmauer Daueranker hervor. 40 mm stark und 2,50 m tief eingebaut, halten sie die Schichten der Staumauer zusammen. Dadurch gliedert sich die Mauer in Felder, je 8 m breit und 4 m hoch. Jedes Feld wird von drei Dauerankern unterbrochen. Die Vorgabe war, diese Daueranker als Ankerung für die Schalung zu nutzen. Wie aber sollte das umgesetzt werden? Meva Ingenieure erarbeiteten eine raffinierte Lösung, um einen Vorteil daraus zu ziehen.
Pilgerschrittverfahren in zwei technologischen Abschnitten
Das Anbringen der verschiedenen Schichten erfolgte im Pilgerschrittverfahren in zwei technologischen Abschnitten:
1) die Ausgleichsschicht und
2) die Gleit-, Drainage- und Dichtschicht.
Alle Arbeiten gingen Feld für Feld voran, jeweils in einer Bahn von unten nach oben. Insgesamt waren 10 Klettereinheiten mit bis zu 4 Arbeitsebenen im Einsatz.
Starttakte mit dem Stützbock STB 450
Für die Starttakte an der Mauersohle waren 3 Schalungseinheiten mit je 7 Stützböcken STB 450 einhäuptig im Einsatz. Die Stützböcke standen auf Fundamenten, um die 1:10-Neigung der Sperrmauer aufzunehmen. Die Schalfläche, jeweils 8,50 m breit und 6 m hoch, bestand aus liegend aufgestockten 2,50 m und 3,50 m hohen Mammut 350-Elementen. Über den Stützböcken war die Schalung an den 3 Dauerankern des Feldes befestigt. Da ihretwegen die Stützböcke nicht mit Aufsätzen auf die erforderliche Höhe aufstockbar waren, wurden vertikale Schienen an die Schalung angebracht.
An den Ankern nach oben
gehangelt
Über dem Starttakt wurde geklettert. Statt der herkömmlichen Aufhängung der Klettergerüste KLK 230 mit Kletterkonen und Einhängeschuhen wurde ein speziell konstruierter Adapterträger eingesetzt, mit dessen Hilfe sich das Meva Klettergerüst KLK 230 an den Dauerankern nach oben hangelte. Da die Staumauer gebogen ist, saßen die Daueranker nicht parallel; die Toleranzen im Ankereinbau wurden durch die Adapterträger ausgeglichen. Die Daueranker nehmen zudem nur die Zugkräfte bis 359 kN Nutzlast auf. Die Vertikalkräfte wurden über vorgegebene Nischen im Bereich der Daueranker abgeleitet.
Sonderschalungsroste und
maximale Sicherheit
Wegen der speziellen Geometrie, Aufhängung und Befestigung wurden Sonderschalungsroste konstruiert, die genau in das Ankerraster passten. Dabei wurde die Schalung oben und unten an den Dauerankern befestigt, um Verformungen zu vermeiden. Die Betonierbühne war fest mit dem Schalungsrost verbunden. Der Leiteraufstieg mit Rückenschutzkorb sicherte den Zugang von der Haupt- zur Betonierbühne. War der Schalungsrost befestigt, konnte bei Bedarf die oberste Konsolebene eingeflogen und auf ihn aufgesetzt werden. Diese Ebene hatte ebenfalls einen Leiteraufgang und diente als Arbeitsebene für die Drainageschicht. Auf diese Weise wurde Takt für Takt von Feld zu Feld nach oben geklettert.
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