„Man muss sich permanent hinterfragen“
In Kürze startet der Wettbewerb „Bauunternehmen des Jahres“,
der beim letzten Mal ein bundesweites Medienecho fand,
in eine neue Runde: Dazu führte tHIS ein Interview mit
Prof. Dr. Josef Zimmermann und Dipl.-Ing. Christoph Gottanka.
Zusammen mit dem Lehrstuhl für Prozessmanagement und Immobilienentwicklung der TU München unter der Leitung von Prof. Dr. Josef Zimmermann veranstaltet tHIS den Wettbewerb „Bauunternehmen des Jahres“. Hier erhalten Unternehmen mit einer Betriebsgröße ab 25 Mitarbeitern die Möglichkeit, in einem unabhängigen Benchmark-Verfahren ihre Wettbewerbsstärke messen zu lassen. Interessenten können den Fragebogen ab Mitte Dezember von der Internet-Seite www.bauunternehmen-des-jahres.de herunterladen. Im Gespräch erklären Prof. Josef Zimmermann und Dipl.-Ing. Christoph Gottanka die Vorteile für die Teilnehmer.
Prof. Zimmermann: Bauen ist eine Dienstleistung, bei der man erst hinterher weiß, ob es geklappt hat – das ist ein großer Unterschied zum Rest der Güter produzierenden Industrie. Auf der einen Seite sind Bauwerke in ihrer Zusammensetzung Unikate, auf der anderen Seite bestehen sie größtenteils aus Bauteilen und Baugruppen, die keine Unikate sind.
Wie meinen Sie das? :tHIS: Wie meinen Sie das?
Prof. Zimmermann: Viele Bauteile und Dienstleistungen gleichen sich. So ist eine Mauer immer eine Mauer, ob sie nun etwas größer oder kleiner ist. Der „Herstellungsprozess“ ist letztendlich der Gleiche. Und wo sich Bauteile und Abläufe gleichen, kann man sie optimieren, etwa durch Schulungen von Mitarbeitern oder durch Standardisierung bestimmter Prozesse. Das steigert dann die Wettbewerbsfähigkeit.
Dipl.-Ing. Gottanka: Das sind manchmal nur Kleinigkeiten, etwa, wie man die Anfahrt auf die Baustelle, den Einsatz von Fahrzeugen oder Auf- und Umräumarbeiten organisiert. Ein schlecht organisiertes Bauunternehmen vergeudet hier wertvolle Zeit, die ein gut organisiertes Bauunternehmen für produktive Arbeit nutzen kann. Das kann dann den entscheidenden Unterschied zwischen Gewinn und Verlust eines Projekts ausmachen.
Ist also alles eine Frage der Organisation? :tHIS: Ist also alles eine Frage der Organisation?
Prof. Zimmermann: Grundsätzlich ja, allerdings geht es um viel mehr: Wie führe, motiviere, schule ich Mitarbeiter, wie weise ich Kunden gegenüber meine Realisierungskompetenz nach? Ein erfolgreiches Bauunternehmen braucht Problemlösungskompetenz auf allen Feldern.
Dipl.-Ing. Gottanka: Bauunternehmen sind ja meist durch das Tagesgeschäft geprägt, für grundlegende Gedanken bleibt oft nicht viel Zeit. Aber man kann kein Unternehmen auf Dauer erfolgreich führen, wenn man alles immer so weiter macht, wie man es bislang getan hat.
Veränderung als Erfolgsrezept? :tHIS: Veränderung als Erfolgsrezept?
Prof. Zimmermann: Ich muss mich als Unternehmer permanent mit dem Innenleben meines Unternehmens beschäftigen. Das heißt nicht, dass ich permanent alles verändern muss, aber ich muss permanent alles hinterfragen. Diese Bereitschaft sollte man als Unternehmer haben. Diese Bereitschaft braucht man, um neue Herausforderungen erkennen und auf sie reagieren zu können. Das ist auch die Botschaft, die ich meinen Studenten zu vermitteln versuche.
Kann man das so einfach lernen? :tHIS: Kann man das so einfach lernen?
Prof. Zimmermann: Die eigentliche Frage ist doch: Bestimme ich die Abläufe und Prozesse in meinem Unternehmen, oder bestimmen sie mich? Lernen wir aus Fehlern und stellen sie ab, oder wiederholen wir sie? Es ist mehr eine Frage der inneren Einstellung.
Dipl.-Ing. Gottanka: Jedes Bauunternehmen hat seine eigenen Herausforderungen, seine eigene Kunden- und Mitarbeiterstruktur. Da erzielt man mit erlerntem Standardwissen nur beschränkte Erfolge. Wichtige ist zu erkennen, wo Probleme zu beseitigen oder versteckte Potentiale zu erschließen sind. Da geben übrigens die Fragestellungen unseres Fragebogens viele Anregungen. Der Fragebogen deckt sämtliche Bereiche des Unternehmens ab.
Dipl.-Ing. Gottanka: Unbedingt! Jedes einzelne Unternehmen, ob groß oder klein, das sich damit beschäftigt hat, weiß nachher mehr über eigene Stärken und Schwächen, weiß, wo es gut aufgestellt ist, und wo Nachholbedarf besteht.
Prof. Zimmermann: Die Unternehmen lernen in der Regel schon durch das Ausfüllen des Fragebogens etwas über sich. Dann erstellen wir aus den Informationen eine ausführliche Bewertung und liefern Ansätze für eine Weiterentwicklung.
Selbstverständlich erhalten die teilnehmenden Unternehmen nur ihre eigene Auswertung, schließlich behandeln wir alle Daten streng vertraulich. Nicht mal die teilnehmenden Firmen werden genannt, nur die Namen der Gewinner werden veröffentlicht. So gibt es keine Verlierer.