Neue Umweltmaßstäbe bei Autobahnprojekt
in Dänemark

Intermodale Transportlogistik aus Deutschland

Der Bau von Autobahnen steht unter besonderer Beobachtung der Öffentlichkeit. Immer stärker rücken dabei die CO2-Emissionen in den Mittelpunkt. Michael Boesen vom dänischen Verkehrsministerium war sich dieser Tatsache bewusst, als er die Ausschreibung für das erste private Autobahnprojekt in Dänemark vorbereitete. Das Ziel seiner Regierung: Erstmals in der Geschichte des Landes sollte eine 25 Kilometer lange Autobahn von einem privaten Unternehmen konzipiert, gebaut und betrieben werden.

Den Zuschlag für die Baustofflogistik des Gesamtprojektes erhielt nun die i4 Transportation GmbH & Co. KG (i4T) aus Mannheim, welche mit ihrer intermodalen Transportlösung sowie als Tochterunternehmen der Sievert Handel Transporte GmbH (sht) einen großen Anteil an der eigentlichen Auftragsvergabe hatte.

„Neben den wirtschaftlichen und fachlichen Voraussetzungen haben wir vor allem die Logistikkonzepte der jeweiligen Bewerber geprüft“, sagt Michael Boesen, der als Projektleiter des dänischen Verkehrsministeriums für die Ausschreibung der neuen Autobahntrasse zuständig war. Um bei der Öffentlich-Privaten Partnerschaft (ÖPP) neue Maßstäbe in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit zu setzen, hatten Boesen und seine Kollegen besonderen Wert auf die CO2-Bilanz des Projektes gelegt. Es sollte von Anfang an deutlich werden, dass es nicht nur um den grünen Anstrich von Leitplanken oder Ausgleichflächen für Amphibien geht.

Aufwändiges Großprojekt

Initiiert wurde der Autobahnbau von der Kommunalregierung, welche den Verkehr auf den Landstraßen und mithin die Umweltbelastung vor Ort verringern wollte. Hierfür sollte nördlich der Flensburger Förde eine Autobahntrasse gebaut werden, welche die E45 bei Kliplev und die Alssundbrücke bei Sønderborg verbindet. Neben der vierspurigen Fahrbahn sollten zudem sieben Anschlussstellen errichtet, der Verlauf von 18 Kommunalstraßen geändert sowie zehn Kommunalstraßen über- oder unterführt werden. Für Planung und Umsetzung des Projektes hatte die dänische Regierung eine Summe von 313 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Nach Prüfung der eingegangenen Bewerbungen erhielt jetzt die Kliplev Motorway Group (KMG) den Zuschlag für das Gesamtprojekt.

Für Alexander Kanovsky, technischer Direktor der KMG, war es ein weiter Weg bis zum Auftrag: „Bereits in der Projektierungsphase haben wir uns darauf konzentriert, die Belastungen für die Umwelt auf ein Minimum zu reduzieren sowie eine transparente CO2-Bilanz vorzulegen“. Es sei daher von Anfang an klar gewesen, dass intermodale Transportlösungen den Vorzug vor reinen Straßentransporten bekommen sollten. Eine zentrale Aufgabe habe deswegen darin bestanden, einen Logistikdienstleister zu finden, der über ausreichend Erfahrung mit Großprojekten verfügt sowie den Vor- und Nachlauf der intermodalen Transporte intelligent organisieren kann. Bereits in der Planungsphase hatte sich die KMG daher für die i4T, ein Tochterunternehmen der auf Baustofflogistik spezialisierten sht, entschieden. Die Wahl des Dienstleisters war vor allem für die Ausschreibung entscheidend: „Die i4T hat uns ein schlüssiges Logistikkonzept mit einer ausgefeilten Door-to-Door-Lösung sowie eine überzeugende CO2-Bilanz präsentiert. Das Unternehmen verfügt darüber hinaus über ausreichend Projekterfahrung, die für ein solches Vorhaben zwingend erforderlich ist“, sagt Boesen. In der Folge unterbreitete die KMG ein Angebot, welches die Einsparung von rund vier Millionen Lkw-Kilometern (820 Tonnen CO2) beim Transport der Rohstoffe beinhaltete. Zudem lag das Angebot 117 Millionen Euro unter den angesetzten Baukosten der Regierung.

Intermodale Logistiklösung

Das vorgelegte Straßenbaukonzept des deutsch-dänischen Konsortiums basiert in erster Linie auf der intermodalen Logistiklösung der i4T. Für Manfred Himmelbach, Geschäftsführer des Unternehmens, war die Aufgabenstellung nicht neu: „Viele Verlader würden gerne intermodale Transporte durchführen, scheuen aber die aufwendige Organisation des Vor- und Nachlaufs sowie die Suche nach geeigneten Containerterminals für die Be- und Entladung.“ Genau aus diesem Grund hat die i4T spezielle grenzüberschreitende Door-to-Door-Lösungen für die verladende Industrie entwickelt.

Kern der intermodalen Logistiklösung der i4T ist eine Transportkette in Eigenregie, welche vor allem auf einen kurzen Vor- und Nachlauf per Lkw sowie auf einen langen Hauptlauf per Zug setzt. Um die Verladezeiten möglichst kurz zu halten, wird der überwiegende Teil der Rohstoffe in speziellen Silocontainern transportiert, die binnen weniger Sekunden sowohl auf Waggons als auch auf Lkw-Trailern abgesetzt und zudem vor Ort als Lagerstätte genutzt werden können. Die Vorteile für die Verlader liegen nach Ansicht von Himmelbach vor allem in den Bereichen Effizienz und Sicherheit: „Im Verbund mit der Logistiksparte der Sievert Baustoffgruppe können wir nicht nur einen äußerst wirtschaftlichen Vor- und Nachlauf organisieren, sondern auch kurzfristig einen Zusatzverkehr auf der Straße einrichten, wenn es zu Engpässen auf der Schiene kommt.“

Von Mitte 2010 bis Mitte 2011 verantwortet nun i4T die Anlieferung von 50 000 Tonnen Zement sowie 60 000 Tonnen Kalk für das Autobahnprojekt. Die Rohstoffe stammen aus dem Harz, der Nähe von Düsseldorf sowie aus Thüringen und werden auf der Baustelle in Dänemark für die Verdichtung des Bodenaushubs benötigt. Für Michael Boesen ein Projekt mit Zukunftscharakter: „Infrastrukturmaßnahmen und Umweltschutz führen zwar noch immer keine Liebesbeziehung, dennoch zeigt das Bauprojekt eindrucksvoll, wie viel CO2 sich durch den Einsatz intermodaler Verkehre einsparen lässt.“

i4 Transportation GmbH & Co. KG

Die i4 Transportation GmbH & Co. KG (i4T) ist ein auf intermodale Transporte spezialisierter Logistikdienstleister. Kernkompetenz des Unternehmens mit Sitz in Mannheim ist die Planung und Umsetzung von kompletten Logistikketten mit speziellen Door-to-Door-Lösungen für die verladende Industrie. Zu den Geschäftsbereichen gehören die Baustoff-, Beschaffungs-, Entsorgungs- und Agrarlogistik. Um eine flexible sowie effiziente Transportorganisation per Eisenbahn, Lkw und Schiff gewährleisten zu können, verfügt das Unternehmen über mehr als 300 eigene Spezialcontainer sowie über 60 dauerhaft angemietete Waggons. Seit Januar 2010 gehört die im Jahre 2007 gegründete i4T zur Sievert Handel Transporte GmbH (sht) mit Sitz im westfälischen Lengerich. Die sht selbst gehört ihrerseits zur Sievert AG & Co. KG (Osnabrück), welche mit einem Umsatz von 350 Millionen Euro und 1400 Mitarbeitern an weltweit rund 110 Standorten zu den führenden Unternehmen der deutschen Baustoffindustrie zählt.n

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