Nicht nur schön

Der Verschleiß durch Witterung und Lieferverkehr hat weite Teile der Naturpflasterstein-Flächen der Fußgängerzone von Winnenden zerstört. Das zuständige Stadtbauamt arbeitet daran, die Flächen so zu sanieren, dass diese nicht nur optisch ansprechend sind, sondern auch die Anforderungen an Belastung und Barrierefreiheit erfüllen.

Die große Kreisstadt Winnenden ist die fünftgrößte Stadt des Rems-Murr-Kreises. Mit einem Kaufkraftindex von 105 liegt die Stadt am westlichen Rande des Schwäbischen Waldes bundesweit im oberen Bereich. Seit Jahren arbeiten die Stadtplaner der rund 28.000 Einwohner zählenden Gemeinde daran, optimale Rahmenbedingungen für das Einkaufen vor Ort zu schaffen. Eine der Maßnahmen bestand bereits Anfang der 80er Jahre darin, die Fußgängerzone mit Hilfe hochwertiger Naturpflastersteine optisch aufzuwerten. Was damals zunächst sehr ansprechend wirkte, stellte seit einiger Zeit ein Problem dar: Der Verschleiß durch Witterung und Lieferverkehr hat weite Teile der Flächen zerstört. Ebenso erfüllte diese „holperige“ Art der Befestigung nicht die gewünschten Anforderungen an die Barrierefreiheit. Seit Anfang 2015 arbeitet das zuständige Stadtbauamt nun daran, die Flächen so zu sanieren, dass diese nicht nur optisch in das hochwertige Stadtbild von Winnenden passen, sondern auch die Anforderungen an Belastung und Barrierefreiheit erfüllen.

„Als vor gut 30 Jahren die Marktstraße mit dem Porphyrpflaster gerade neu befestigt war, sah alles noch tip top aus“, formuliert Werner Gleixner, Leiter des Sachgebiets Straßen- und Wegebau im Stadtbauamt der Stadt Winnenden. „Das ging auch etliche Jahre lang gut. Dann kamen die ersten Probleme: Der Verschleiß durch den zunehmenden Lieferverkehr wirkte so stark auf die Flächen ein, dass es zu Verschiebungen und Ablösungen im Pflasterbelag kam. An den Steinen lösten sich Schichten und Fugen weiteten sich auf. Insbesondere für Personen, die einen Rollator nutzen, war die Fläche nur schwer zu begehen.“ Aus diesem Grund entschloss man sich vor einiger Zeit, den Kernbereich der Fußgängerzone in Zusammenhang mit dem Austausch der Wasserleitung zu sanieren. Gefragt war ein Pflasterbelag, der sich bei den gegebenen Belastungen durch den Verkehr nicht verschiebt aber gleichzeitig dem bisherigen Naturstein optisch in nichts nachsteht. Auch sollte die sanierte Fläche so eben werden, dass sich seh- und gehbehinderte Personen auf dieser sicher fortbewegen können.

Standortfaktor Fußgängerzone

Gleixner: „Unsere Aufgabe bestand darin, den Pflasterbelag so zu wählen, dass die Fußgängerzone nach wie vor ein hochwertiger Einkaufsmagnet für den Rems-Murr-Kreis bleibt. Unsere Bürger sollen gerne hier einkaufen und dazu gehört eben auch ein passendes Umfeld.“ Ebenso wichtig waren aber auch die technischen Voraussetzungen hinsichtlich der Belastbarkeit und der Barrierefreiheit. Gleixner: „Der Lieferverkehr wird in Zukunft eher zunehmen. Auch Bau- und Rettungsfahrzeuge belasten die Flächen mit Rangierbewegungen auf engstem Raum. Deshalb war unbedingt ein Belag gefordert, der nicht nur gut aussieht, sondern der auch den Belastungen dauerhaft standhält. Ebenso soll unsere Fußgängerzone barrierefrei und damit für alle gleichermaßen gut begehbar werden.“

Quadrat- & Rechteckpflaster verbindet Funktionalität und Optik

Im September 2014 beschloss der Gemeinderat die Entwurfsplanung zur Verbesserung der fußläufigen Erschließung in der Marktstraße. Diese sah vor, dass das bestehende Kleinpflaster aus Porphyr zwischen den Entwässerungsrinnen durch ein großflächigeres Pflaster ersetzt wird. In der Mitte der Straße wird ein Blindenleitstreifen verlaufen, der sehbehinderten Menschen eine selbstständige Orientierung erleichtern soll. Als Material für den neuen Straßenbelag standen Granit- oder Betonwerksteine zur Auswahl. Hierzu Werner Gleixner: „Da die Sanierung mit Natursteinplatten ungefähr 60 % teurer gewesen wäre, hat sich der Gemeinderat im Zuge der Sanierung der insgesamt knapp 2.000 Quadratmeter großen Fläche für ein Betonpflastersystem in den Formaten 24 x 16 bzw. 16 x 16 x 14 cm aus dem Betonwerk Adolf Blatt in Kirchheim am Neckar entschieden. Dieses so genannte Quadrat- & Rechteckpflaster verbindet Funktionalität und Optik in idealer Weise und erfüllt damit alle gestellten Anforderungen an den Belag“.

Das Pflaster verfügt über eine abriebfeste Edelsplitt-Vorsatzschicht im Farbton „Meliero Muschelkalk“. „Dank dieser schwarz/braun/rot-melierten Oberfläche harmoniert der neue Belag hervorragend mit der historischen Altstadtkulisse“, formuliert Werner Gleixner. Um eine gute Begehbarkeit der Flächen zu gewährleisten entschieden sich die Planer für Steine ohne Fase. „Hierdurch bleibt die Fläche trotz der 8 mm breiten Fugen relativ eben und damit gut begehbar“, erklärt Gleixner.

Schicht aus einem Einkorn-Beton garantiert Stabilität

Wie ist es aber um die Stabilität der Fläche bestellt? Hierzu Heider Auner - freier Ingenieur aus Winnenden – der den Stadtplanern beratend zur Seite stand: „Grundsätzlich bieten die Betonsteine mit einer Stärke von 14 cm natürlich schon einmal eine bessere Stabilität als das ursprüngliche kleinformatige Natursteinpflaster. Um auf Nummer sicher zu gehen, haben wir aber zusätzlich beim Einbau der Pflastersteine eine besonders tragfähige Grundlage für den Belag geschaffen. Die Basis für die 4 cm dicke Pflasterbettung aus 2/5 mm Edelsplitt bildet eine 15 cm dicke Schicht aus einem Einkornbeton. Diese überbrückt den stark unterschiedlichen Untergrund und verhindert so Setzungen im Pflaster. Verfugt haben wir die Fläche mit Edelsplitt 1/3 mm. Damit die Fugen auch dauerhaft geschlossen bleiben, wurde der obere Teil der Fuge mit einem wasserdurchlässigen Trasskalk eingeschlämmt. Anschließend wurden die Flächen mit einer Schwammputzmaschine gereinigt. Diese Bauweise garantiert uns, dass die Pflasterfläche z.B. nach Markttagen schonend gereinigt werden kann, ohne dass dabei Fugenmaterial ausgekehrt wird. So bleiben die Fugen dauerhaft mit Fugenmaterial gefüllt und können ihre Funktion als elastischer Puffer zwischen den Steinen in idealer Weise erfüllen. Schub- und Horizontalkräfte werden abgepuffert und auf die gesamte Fläche übertragen“, so Auner.

Am 10. Juli 2015 wurde der erste Bauabschnitt der Marktstraße in Winnenden abgeschlossen. Im nächsten Frühjahr wird die Sanierung der Fußgängerzone im oberen Teil der Marktstraße fortgeführt. Eines ist heute schon sicher: durch die Neugestaltung der Pflasterfläche wurden gute Rahmenbedingungen geschaffen, damit die Bürger von Winnenden vor Ort und nicht an anderer Stelle konsumieren.

Adolf Blatt GmbH + Co. KG Betonwerke

www.blatt-beton.de

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 09/2011

Große Steine für hohe Belastbarkeit

Bruchsal setzt auf Big Stone für stabilen Pflasterverbund

„Wir wollten ein Betonpflaster, das Funktionalität und hochwertige Optik miteinander vereinbart“, so das zuständige Bau- und Vermessungsamt der Stadt Bruchsal. „Da das Pflaster im unmittelbar...

mehr
Ausgabe 06/2016

Kein ganz normales Pflaster

Etwa 60 deutsche Kommunen setzen im Rahmen ihres ÖPNV-Netzes auf den Einsatz von Straßenbahnen. Seit der Erfindung der Niederflurtechnik in den 90er Jahren – einhergehend mit den Vorteilen in...

mehr
OPTIMAS

Fußgängerzone in Wien pflastern

In Wien wird ein Teil der Mariahilfer Straße, die die Grenze zwischen dem 6. und 7. Bezirk bildet, zu einer Fußgängerzone umgebaut. Als wichtige Maschine, die einen großen Teil der...

mehr
Ausgabe 05/2023

Stilübergreifende Lösungen

Variolan erinnert mit seinem Langformat und dem Farbverlauf an klassisches Klinkerpflaster. Mit einer gro?en Formatbandbreite ergeben sich stil?bergreifende Gestaltungsm?glichkeiten.

www.fcn-betonelemente.de Bei der Flächengestaltung gilt es häufig, sowohl gewachsene als auch moderne Architektur mit einzubinden. Das betrifft den privaten Bereich rund um das Eigenheim genauso...

mehr
Ausgabe 03/2009

„direkt“ 64 erschienen – Barrierefreiheit für Seh- und Hörgeschädigte

In der Reihe „direkt“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) ist vor kurzem das Heft 64 mit dem Titel: „HINWEISE Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehrsraum für...

mehr