Nicht sichtbare Befestigungen
Fischer Sonderanker festigen Zürcher GeschäftshausfassadeRaffiniert angeordnete Marmorplatten lassen die Fassade eines Zürcher Geschäftshauses nach der Renovierung, je nach Lichteinfall, immer wieder anders wirken. Zur Befestigung der schweren Steinelemente fertigte die Unternehmensgruppe fischer einen Sonderanker an, der in der Stückzahl von rund 10.000 zum Einsatz kam.
Das Ladengeschäft in Zürich, zumal in der noblen Bahnhofstraße gelegen, ist ein wichtiger Standort für die aus Luzern stammende Bucherer Gruppe. Als weltgrößter Luxusuhren- und Schmuckhändler mit 36 Standorten in Europa und 32 Geschäften in den USA setzten die Inhaber bei der Renovierung des Geschäftshauses in Premiumlage ein Ausrufezeichen.
Beständig und zeitlos
Für den Entwurf zeichneten das Zürcher Architektenbüro Office Haratori und die Architekten von Office Winhov aus Amsterdam verantwortlich. Den Planern gelang es, das Tätigkeitsfeld des Auftraggebers auch in der Architektur zum Ausdruck zu bringen. Der Umbau des Gebäudes und die 2017/2018 neu ausgeführte Marmorfassade binden das Geschäftshaus in seine Umgebung ein. Zudem repräsentiere das sanierte Geschäftshaus gleichzeitig Beständigkeit, Zeitlosigkeit, Innovation und Perfektionierung, das „Kerngeschäft des Unternehmens Bucherer“, so die Architekten. Während das Erdgeschoss ganz im Zeichen des Materials Bronze steht, prägen die sorgsam angeordneten Marmorplatten die Geschosse darüber. Der Stein stammt aus dem einzigen Marmorsteinbruch der Schweiz im Kanton Tessin. „Wir veredeln den Marmor aus dem Vallemaggia zu präzis gefertigten, Schmuckstücken ähnlichen Elementen“, sagt das Büro Haratori zum Design. „Die Fassade wird – einer Sonnenuhr ähnlich – Abbild der laufenden Tages- und Jahreszeiten. Das Marmor-Relief ist in dem sich wandelnden Schattenbild, mal flächig weich, dann scharf und geordnet.“
Die Fassade, die jetzt je nach Lichteinfall verschiedene Stimmungen erzeugt, bedeutete viel Arbeit für die Bauingenieure der Blesshess AG aus Luzern. Eine Herausforderung stellte die Gebäudehülle auch für die Planungs- und Ausführungsbeteiligten dar. So waren Prof. Dr. Alfred Stein, das Ingenieurbüro für Befestigungstechnik IBT GmbH (Thür) und die Medzech Ingenieure GmbH (Bad Homburg) stark in die Fassadenbemessung und -planung eingebunden. Die Luchsinger & Partner GmbH (Quarten, Schweiz) und die Natursteine Wüst AG (Wallisellen, Schweiz) planten und realisierten ebenfalls die fachgerechte Vorfertigung und Montage der Fassade.
Spezielle Aufhängevorrichtung
Die Fassade besteht aus circa 100 verschiedenen Stahlrohrgitterkonstruktionen, bestückt mit konisch verlaufenden, sechs bis 18 Zentimeter dicken Marmorstücken verschiedenster Größen. Diese Bestandteile wurden werkseitig zu Elementen vorgefertigt. Später wurden diese dann vor Ort in Blindmontage an sechs bis acht Zapfen gehängt. Das Einzelgewicht betrug bis zu 4.5 Tonnen. Solch schwere Elemente mit nicht zentrischem Schwerpunkt so genau zu platzieren, dass alle Zapfen getroffen werden, war eine große Herausforderung. Zumal die Stahlelemente nicht plan waren, sondern bis zu zehn Millimeter verformt, was im Stahlbau unvermeidlich ist. Nur mit einer speziell für diese Elemente konstruierten Aufhängevorrichtung konnte diese Hürde genommen werden. Zuständig für die Befestigung der Marmorplatten auf der Stahlkonstruktion per Hinterschnitttechnik war der Geschäftsbereich Fischer Fassadensysteme der Unternehmensgruppe. Die Hinterschnittlöcher wurden mit einer Toleranz von unter einem Millimeter gebohrt. Das bedeutete einen sehr hohen Aufwand, wie Steven-Henrik Maier, Marktmanager Fischer Fassadensysteme, berichtet. „Herausforderungen ergaben sich hinsichtlich der hohen anfallenden Lasten durch das Eigengewicht der bis zu 180 Millimeter dicken Platten. Um die korrekte und sichere Ausführung vorzubereiten, waren einige Auszugsversuche notwendig.“ Die Tests wurden in unterschiedlichen Plattendicken (30, 40, 60, 80 Millimeter) ausgeführt, auch randnah und mit größeren Plattenformaten. Als Ergebnis, um die Lasten abtragen zu können, wurde ein Sonderanker mit höherer Einbindetiefe entworfen.
Plattenanker in Sonderausführung
Die Fischer Lösung überzeugte die Planer und Ingenieure in mehrfacher Hinsicht. Von der Ästhetik her war die Möglichkeit, die Platten nicht sichtbar zu befestigen, ausschlaggebend. Zudem ließen sich nur so die gewünschten Zwei-Millimeter-Fugen im Elementzentrum ausführen. Hinzu kamen die hohe Lastaufnahme, die technische Unterstützung und die Bereitschaft, eine individuell auf das Projekt zugeschnittene Lösung zu finden und anzufertigen. Diese bestand aus Zykon-Plattenankern FZP II in der Sonderausführung 13 x 25,5 M8/18 Carbon, die in einer Stückzahl von circa 10.000 verbaut wurden.
Für das Ergebnis finden die Architekten von Haratori, frei nach Le Corbusier, die treffenden Worte und beschreiben es als „kunstvolles, korrektes und großartiges Spiel der unter dem Licht versammelten Flächen“.