Oldenburger Rohrleitungsforum im Zeichen der Energiewende

„Rohrleitungen in neuen Energieversorgungskonzepten“ war das Thema des 26. Oldenburger Rohrleitungsforums.

Dieses Thema bewegt die gesamte Branche, seit vor gut einem Jahr die vielzitierte Energiewende eingeleitet worden ist. Welche Auswirkungen hat dies auf unser Land? Worauf müssen sich Netzbetreiber, Kommunen, Planer, Leitungsbauunternehmen und Verbraucher einstellen? Woraus gewinnen wir in Zukunft unsere Energie? Was hat das alles für Folgen auf unsere Infrastruktur, insbesondere die Rohrleitungen? Diesen und anderen Fragestellungen haben sich Referenten, Moderatoren und Zuhörer auf dem Forum ausführlich gewidmet. Und das mit Erfolg: Wenn auch nicht alle Fragen abschließend geklärt werden konnten, so gab es doch erste Antworten und interessante Impulse. Wie in jedem Jahr wurde viel diskutiert und gefachsimpelt: In den Vortragsblöcken, auf der Pressekonferenz, bei der Diskussion im Cafe, auf den Gängen der Fachhochschule und den Ständen der ausstellenden Unternehmen und Verbände. Auch das macht den Reiz der Oldenburger Veranstaltung aus, macht sie spannend und gibt ihr ihren einzigartigen Charakter.
 
Dass Rohrleitungen im Rahmen der neuen Versorgungskonzepte auch zukünftig eine Rolle spielen, wurde bereits während der von Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e.V. und Geschäftsführer der iro GmbH Oldenburg moderierten Eröffnungsveranstaltung deutlich. Nach den Grußworten von Hochschule, Politik und Verbänden – zu den Rednern zählte neben dem Präsidenten der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, Dr. habil. Elmar Schreiber, dem Oldenburger Oberbürgermeister Prof. Dr. Gerd Schwandner und Bürgermeisterin Germaid Eilers-Dörfler der Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE), Dietmar Schütz – stellte Dipl.-Ing. Axel Frerichs vom OOWV Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband mit seinem Vortrag über „Abwasserwärme in Oldenburg“ ein gemeinsames Pilotprojekt von OOVW und iro vor. Hierbei wird dem Abwasser Wärme entzogen und für die Heizung des iro-Verwaltungsgebäudes nutzbar gemacht.
 
Breites Spektrum
Ein interessanter und vielversprechender Ansatz in Zeiten eines grundlegenden energiepolitischen Wandels, in denen sich die Blicke verstärkt auf erneuerbare Energien und alternativ nutzbare Ressourcen richten. Allerdings nur einer von vielen. Was alles möglich ist, wurde in Oldenburg vorgestellt und besprochen: Netz- und werkstoffübergreifend und unter Berücksichtigung von technischen, organisatorischen, rechtlichen, qualitativen, ökonomischen und ökologischen Aspekten des Netzbetriebes. Themen wie „Innovationen bei den Rohrleitungsmaterialien“ standen dabei ebenso im Fokus wie „Betriebssysteme und EDV – Anwendungen“, „Aktuelles vom Rohrleitungsmarkt“ oder die geänderte Nutzung von Strom-, Gas- und Wassernetzen oder die Potentiale von intelligenten Netzen (Smart Grids) sowie die Nutzung von Fernkälte und Gashochdruckleitungen.
 
Wichtige Rolle
Bei allen Lösungsansätzen und Konzepten kommt der unterirdischen Infrastruktur und speziell den Rohrleitungen eine wichtige Rolle zu. So wird beim Ausbau der regenerativen Energiequellen insbesondere auf die Windkraft und die Solarenergie sowie auf die Energiegewinnung durch Biomasse gesetzt. Dabei gilt: Was produziert wird, muss auch verteilt werden. Hierbei spielen Speicher eine ganz entscheidende Rolle. Je größer der Anteil von erneuerbarer Energie an der Stromerzeugung aus Windkraft und Sonnenenergie ist, desto höher ist die Abweichung zwischen Angebot und Nachfrage. Bei der nötigen Nivellierung könnte das Power to Gas-Konzept eine tragende Rolle spielen. Mit Hilfe der Systemlösung Power to Gas kann Strom aus erneuerbaren Energien in Wasserstoff oder synthetisches Erdgas umgewandelt und im Erdgasnetz gespeichert werden. Damit erlebt die zwischenzeitlich schon tot geglaubte Gasversorgung im Reigen der am meisten diskutierten Energieversorgungskonzepte von morgen eine regelrechte Renaissance.
 
Märkte und Chancen
Beispiele wie diese zeigen, dass der Wandel in der Energiewirtschaft unser volkswirtschaftliches Handeln in den nächsten Jahrzehnten maßgeblich beeinflussen wird. Der zukünftige Umgang mit den Gas- und Stromnetzen, der Bau von Großpipelines, der Ausbau der Breitbandnetze und die Entwicklung von alternativen Energiekonzepten sorgen für geänderte Rahmenbedingungen und Spielregeln, an denen sich kommunale Auftraggeber, Netzbetreiber, Planer, Leitungsbauer, Unternehmen und Verbände gleichermaßen orientieren müssen. Während in den letzten Jahren hauptsächlich über den Zustand der Netze diskutiert wurde, werden nun neue Aufgabenfelder definiert, die sich aus der Energiewende ergeben. Neue Märkte – neue Chancen, auch dieses Denken bestimmte die Atmosphäre auf dem diesjährigen Oldenburger Rohrleitungsforum. Dabei ist schnelles und weitsichtiges Handeln erforderlich. Es geht um die Bewältigung der Gesamtaufgabe Energiewende, deren erfolgreiche Umsetzung neben Engagement, zukunftsträchtigen Konzepten und politischer Unterstützung insbesondere Fachwissen der handelnden Personen. Denn für den Ausbau der Netze werden innovative Techniken und Bauunternehmen benötigt, die in ausreichender Menge qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung stellen können.
 
Ingenieure braucht das Land
Nicht zuletzt in diesem Zusammenhang wies Prof. Thomas Wegener in der Pressekonferenz für die Fachpresse darauf hin, das auch die Hochschulen in der Pflicht seien, für den nötigen ingenieurwissenschaftlichen Nachwuchs zu sorgen. Dieser sei nötig, um mit den neuen Entwicklungen und den Erfordernissen der Zeit Schritt halten zu können. „Die Politik hat einen neuen Rahmen geschaffen und Spielregeln vorgegeben“, so Wegener. „Und hieran muss unsere Ingenieur- und Technikerausbildung angepasst werden.“ Unter anderem mit entsprechender Lobbyarbeit in der Bevölkerung, insbesondere bei den in der schulischen Ausbildung befindlichen Jugendlichen. „Wirtschaftswissenschaftler und Rechtsanwälte gibt es genug, Ingenieure braucht das Land“, so die mit einem Augenzwinkern begleitete Botschaft Wegeners, der durchaus von einem positiven Trend am Institut für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg berichten kann. „In den letzten beiden Semestern hat sich die Zahl der Anmeldungen für eine Ingenieursausbildung merklich erhöht“, stellte Wegener fest. Als einer der Gründe führte er zwar die Abschaffung der Wehrpflicht an, gleichzeitig gab er der Hoffnung Ausdruck, dass sich das Interesse an einem Ingenieurstudium auf hohem Niveau nivelliert.

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