Rohrleitungen für Wärme und Energie
„Rohrleitungen im Wärme- und Energietransport“ – beim 29. Oldenburger Rohrleitungsforum wird erstmals das Thema Fern- und Nahwärme in den Mittelpunkt gerückt. Kann die Fernwärme ein wichtiger Baustein
im diversifizierten Energieversorgungsgeschäft sein –
das ist eine Fragestellung, die sich hieraus ableiten lässt.
Eigentlich wird es wie immer sein: Auch am 19. und 20. Februar 2015 wird sich ein Großteil der in der Rohrleitungsbranche tätigen Fachleute in Oldenburg auf dem Gelände und in den Gebäuden der Jade Hochschule treffen, um sich auf dem nunmehr 29. Oldenburger Rohrleitungsforum über die neuesten Entwicklungen der Branche auszutauschen und einen Blick auf das zu werfen, was in den restlichen 10 Monaten des Jahres noch auf Hersteller, ausführende Unternehmen, Versorger, Kommunen und Bürger zukommen könnte. Erstmals wird dabei das Thema Fern- und Nahwärme in den Mittelpunkt gerückt, ein Umstand, aus dem sich folgerichtig auch das Motto ableitet, das 2015 „Rohrleitungen im Wärme- und Energietransport“ heißt. Kann die Fernwärme ein wichtiger Baustein im diversifizierten Energieversorgungsgeschäft sein – das ist nur eine Fragestellung, die sich hieraus ableiten lässt. Unterteilt in fünf thematische Handlungsstränge bietet das Forum wieder einen bunten Strauß an Inhalten, mit denen sich die Gäste aus dem Wasser- und Abwasserbereich ebenso identifizieren können wie aus dem Gas- und Ölsegment. Neben den Vortragsblöcken zum Thema Wärme gibt es Neues aus dem Bereich der Gashochdruckleitungen, aus der Sanierungstechnik und von den Herstellern der unterschiedlichsten Rohrleitungsmaterialien; Schweißtechnik, EDV und Vorträge aus den Verbänden komplettieren ein Programm, das von der „Diskussion im Cafe“ und dem „Ollnburger Gröönkohlabend“ abgerundet wird.
Rohrleitungen im Zentrum der Energieversorgung
Die Umgestaltung der Energieversorgung wird auch im kommenden Jahr das beherrschende Thema des Oldenburger Rohrleitungsforums sein. Unter dem Stichwort Hybridnetze wurde dieser Umbau bereits auf den vergangenen beiden Veranstaltungen diskutiert und neue Techniken und Entwicklungen vorgestellt, etwa die Initiative Power-to-Gas oder die Möglichkeit der Abwasserwärmenutzung. Allerdings wird die Energiedebatte fast ausschließlich mit dem Blick auf den Strom geführt. Dass ein großer Anteil der benötigten Energie in den Wärmemarkt geht, scheint in der öffentlichen Diskussion kaum Beachtung zu finden. Hier setzt das 29. Oldenburger Rohrleitungsforum thematisch den Hebel an. „Die Fernwärme wird bei der Gestaltung der zukünftigen, sicheren Energieversorgung eine bedeutende Rolle einnehmen“, ist Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e.V. und Geschäftsführer der iro GmbH Oldenburg, überzeugt. Auch davon, dass die Diskussion um die „richtige“ Methode zur Versorgung von Wohnhäusern mit Wärme in Zukunft noch hin- und herwogende Diskussion nach sich ziehen wird. „Fest jedoch scheint zu stehen, dass Rohrleitungen weiterhin eine bedeutende Rolle spielen werden“ so Wegener mit Blick auf die zunehmend erforderliche, kleinteilige Vernetzung einzelner Erzeuger und Verbraucher. Deshalb muss nicht nur für ihn aus der Energieversorgung ein Energieversorgungssystem werden. Dementsprechend sind diesem Themenkomplex auf dem Forum in 2015 drei Vortragsblöcke gewidmet, die sich mit den rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen sowie aktuellen technischen Entwicklungen und der Baupraxis intensiv auseinander setzen.
Wo geht die Reise hin
Doch wo geht die Reise hin? Die Politik setzt in enger Abstimmung mit den Fachexperten der Energiebranche die Rahmenbedingungen. Da die Umgestaltung der Energieinfrastruktur eine hochkomplexe Aufgabe mit sehr vielen Unbekannten ist, sind die vorgegebenen Rahmenbedingungen allerdings nicht in Stein zu meißeln. Denn deren Sinn und Wirkung ist stets in der Praxis zu überprüfen und gesetzliche Vorgaben sind gegebenenfalls anzupassen. Dr. Josef Wolf, Stadtwerke Schwerin GmbH, greift diesen Sachverhalt mit seinem Vortrag „Fernwärme als wichtige Säule der Energiewende – stimmen die Rahmenbedingungen“ bereits in der Eröffnungsveranstaltung auf. Um die Chancen verschiedener Versorgungssysteme beurteilen zu können, hat der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) das Forschungsprojekt „DVGW-F&E-Radar“ initiiert. Hierüber berichtet Dipl.-Ing. Thomas Theisen, RWE Deutschland AG, in seinem Vortrag „Der F&E Radar als strategisches Element“. Ziel ist es, technische Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und aktiv mit Projekten zu begleiten. Die Ergebnisse finden dann wiederum Eingang in die energiepolitische Diskussion und in die Festlegung der zukünftigen Rahmenbedingungen.
Klare Struktur
Im weiteren Verlauf des 29. Oldenburger Rohrleitungsforums werden diese Themen dann vertieft. Neben dem thematischen Scherpunkt „Rohrleitungen im Wärme- und Energietransport“ wird selbstverständlich auch den klassischen Themenfeldern wie „Rohrwerkstoffe“ und „Horizontal Directional Drilling (HDD)“ oder Themen aus den Bereichen Schweißtechnik, Recht oder EDV der ihnen zustehende Platz eingeräumt. Und die branchenspezifischen Verbände kommen zu Wort, die in Vorträgen oder mit Ausstellungsständen ihr Leistungsspektrum vorstellen können. Die Vielzahl an Themen macht die Auswahl nicht leicht, doch die Zusammenstellung der Vortragsblöcke macht es den Besuchern möglich, ihre Wunschthemen ohne zeitliche Überschneidungen besuchen zu können.
Bezug zur Praxis
Das Motto der Veranstaltung wird in den Vortragsblöcken zum Thema „Wärme“ behandelt, etwa bei der Diskussion über „Chancen der Wärmenetze im energiepolitische Aufbruch“, der Vorstellung „moderner Wärmenetze“ oder in Vorträgen über „Aspekte
der Nutzung kommunaler Wasserinfrastruktur als Energieressource“ und die „Nutzung der Abwasserwärme“. Hierbei kommt auch der Bezug zur Praxis nicht zu kurz, wie viele überregionale Projekte aber auch Projekte aus der Region deutlich machen – etwa das Beispiel „Wechloyer Tor“. Und das durchaus unter aktiver Beteiligung der Fachleute aus der Oldenburger Ideenschmiede. So hat sich der iro e.V. durch die messtechnische Begleitung verschiedener Projekte im Bereich der Abwasserwärmenutzung mittlerweile einen regelrechten Ruf als „Mess-Instanz“ aufgebaut. Dipl.-Ing. Jan Waschnewski von den Berliner Wasserbetrieben zeigt dies in seinem Vortrag über die „Anwendungsorientierte Forschung zur Effizienzsteigerung von Abwasserwärmetauschersysteme unter messtechnischer Begleitung des iro e.V.“ Den guten Ruf, den sich die Oldenburger Rohrleitungsbauer in den letzten Jahren erarbeitet haben, belegen ausgewählte Abschlussarbeiten von Absolventen der Jade Hochschule. „Die Ergebnisse aus dem Bereich des Rohrleitungsbaus oder des allgemeinen Baubetriebes, die im Rahmen des Forums präsentiert werden, zeigen die große Praxisnähe und die hohe fachliche, kompetente Auseinandersetzung der Studenten mit aktuellen Fragestellungen aus der Rohrleitungspraxis“, stellt Wegener nicht ohne Stolz fest.
Über Normen und Regelwerke
Die Regulierung des Marktes bildet den roten Faden bei der Reihe von Vortragsblöcken, die sich mit dem Ausbau und der Entwicklung der Leitungsnetze beschäftigen. Ebenso von Bedeutung sind die Gesetzgebung und das Normen- und Regelwerk sowie die Qualitätssicherung bei der Bauausführung. Die Einhaltung von Normen und Regelwerken spielt im Rohrleitungsbau eine herausragende Rolle. Sie soll ein sicheres Funktionieren der erbauten Anlagen garantieren. Dass es im Regelwerk zu Widersprüchen kommen kann, ist unter anderem Thema bei der „Diskussion im Café“: Hier darf über „Widersprüche im Regelwerk – Sprengsatz für die Baupraxis?“ gestritten werden. Die Neuerungen bzgl. der Zertifizierungen sind Inhalt von Referaten, die Synergieeffekte für den Leitungsbau aufgreifen und sich unter anderem mit der Harmonisierung der DVGW-Arbeitsblätter GW 301 und FW 601 beschäftigen. Für die Rohrleitungsbranche ebenfalls relevant sind die Auswirkungen nationalen Rechts sowie die internationale Normung – Themen, die im Block „Der Rohrleitungsbauer im Spannungsdreieck zwischen Gesetzgebung, nationalen und internationalen Normen- und Regelwerken“ aufgegriffen werden.
Man sieht sich vor Gericht
Eine rechtliche Komponente haben mittlerweile viele Großprojekte in Deutschland. Nicht wenige landen vor Gericht – ein Umstand, der auch vor Pipelinebauvorhaben nicht halt macht. Beispiele hierfür sind das Urteil des Oberverwaltungsgericht Lüneburg bezüglich des Verlaufs der Trasse einer neuen Gashochdruckleitung im Jahr 2011 sowie das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Münster im August dieses Jahres. In dem Berufungsverfahren gegen die Kohlenstoffmonoxid-(CO)-Pipeline der Bayer AG hat das Oberverwaltungsgericht dem Bundesverfassungsgericht die Frage zur Entscheidung vorgelegt, ob das Gesetz über die Errichtung und den Betrieb einer Rohrleitungsanlage zwischen Dormagen und Krefeld-Uerdingen mit Art. 14 Abs. 3 Satz 1 des Grundgesetzes vereinbar ist. Der Vortragsblock „Gasleitungsplanung und -bau vor neuen Herausforderungen“ setzt sich speziell mit dieser Problematik auseinander. „Der Rohrschaden und die Folgen – Versicherungsfall oder Rechtsstreit“ ist ein weiterer Vortragsblock, der sich mit rechtlichen Fragen beschäftigt. So werden beispielsweise „aktuelle Streitfälle rund um das Abwasserrohr“ vorgestellt oder über den „permanenten Kampf des Rohrleitungsbauers mit dem Versicherer“ berichtet.
In diesem Sinne wird das Oldenburger Rohrleitungsforum auch in seiner 29. Auflage das bleiben, was es schon immer war: Dreh- und Angelpunkt für den fachlichen Austausch der gesamten Rohrleitungsbranche. „Hier findet jeder etwas Interessantes für seine berufliche Praxis – egal ob der Besucher aus dem Gas-, Öl-, Wasser-, Abwasser oder Fernwärmebereich kommt“, ist Wegener überzeugt. Dementsprechend wünscht er sich auch für 2015 spannende und interessante Diskussionen, wobei immer wieder auch der Blick über den Tellerrand lohnt. Und last but not least meldet sich Prof. Dipl.-Ing. Joachim Lenz zu Wort: In einer Sonderveranstaltung im Vermessungsgebäude der Hochschule, zu der alle Forumsbesucher herzlich eingeladen sind, lässt der Vorsitzende der Stiftung Prof. Lenz, Oldenburg, die ersten 12 Jahre der Arbeit zur Integration osteuropäischer Studenten in deutsche Hochschulen Revue passieren.⇥■
Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg (iro)