„Qualität muss
erarbeitet werden“
2015 nehmen die Mitglieder des Vorstandes der Gütegemeinschaft Kanalbau zu Fragen rund um das Thema Gütesicherung Stellung. Sie berichten dabei über ihre Erfahrungen und geben Einblicke in ihre ganz persönlichen Sichtweisen. Dieses Mal: Dipl.-Ing. Michael Ilk, Stadt Ludwigsburg, Dezernat Bauen, Technik und Umwelt, Baubürgermeister.
So leid es mir tut, das kann ich nicht mehr genau sagen. Das Gütezeichen war scheinbar einfach da, für mich irgendwann in den 90er Jahren, und es fühlte sich so an, als ob es schon immer dagewesen sei! Das lag ein Stück weit auch an Arnulf Gekeler, meinem Vorgänger im Vorstand: Er hat keine Gelegenheit ausgelassen, sich für die Ziele des Güteschutzes einzusetzen. Nachdem wir seinerzeit beide Kollegen im Tiefbauamt der Landeshauptstadt Stuttgart waren, hat sich dieses „Gen“ auf mich übertragen.
Das Gütezeichen hat einen ständigen Bedeutungsaufschwung erlebt. In den großen Städten muss die technische Infrastruktur jederzeit einwandfrei funktionieren. Die Bürgerinnen und Bürger werden schneller ungeduldig, wenn eine Baumaßnahme länger dauert als unbedingt nötig und in Zeiten knapper öffentlicher Kassen muss mit den vorhandenen Finanzmitteln eine höchstmögliche Qualität erzielt werden. Grund genug, mithilfe des Gütezeichens ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis zu erzielen!
Das Besondere für mich als Vorstandsmitglied ist die Vernetzung und damit die Möglichkeit, jederzeit auf kurzem Weg Meinungen zu fachspezifischen Themen im gesamten Bundesgebiet einholen zu können. Die – im Grunde banale – Erkenntnis: Es gibt keine Aufgabenstellung, an der sich nicht auch andere schon versucht hätten. Vergleichbares gilt natürlich auch für „meine“ Stadtentwässerung Ludwigsburg, die über die Vernetzung von den Erfahrungen anderer profitiert und sich selbst auch gerne in den Erfahrungsaustausch einbringt.
Für die Ziele des Güteschutz Kanalbau habe ich mich bereits eingesetzt, bevor ich selbst als Mitglied des Vorstandes aktiv war. Arnulf Gekeler war als damaliger Kollege bei der Landeshauptstadt Stuttgart für die Kanalplanung aktiv, während ich verantwortlich für die Ausführung war. Die positiven Effekte des Güteschutzes habe ich somit schon frühzeitig miterlebt, und damit war es eine logische Sache, dass ich mich im Frühjahr 2010 der Mitgliederversammlung zur Wahl gestellt habe. Ich bin froh, dass es geklappt hat!
Die Idee der Gütegemeinschaft ist eine wichtige Grundlage bei der täglichen Arbeit: nicht umsonst messe ich dem Spruch „Qualität ist kein Zufall“ so viel Bedeutung zu. Qualität muss erarbeitet werden, und das dann erreichte Niveau muss auf Dauer gehalten werden. Das ist kein Zufallsprodukt, dafür braucht es Menschen, die die Ideen einer Gütegemeinschaft umsetzen wollen und die auch dazu in der Lage sind, andere Menschen dabei mitzunehmen.
Nach vorheriger Tätigkeit in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart und anschließend im fränkischen Bamberg bin ich Ende des Jahres 2013 in Ludwigsburg zum Baubürgermeister gewählt worden. Und kurze Zeit später habe ich festgestellt, dass die Stadtentwässerung Ludwigsburg noch nicht Mitglied in der Gütegemeinschaft war. Das hat sich geändert: Mitgliedsnummer 6840, Mitgliedsgruppe 2, seit 2014.
Das Weitergeben von eigenen Erfahrungen und das Einsammeln von Erfahrungen Anderer: das macht den Mehrwert des Güteschutzes aus und lässt alle Beteiligten davon profitieren. Die Möglichkeiten zur umfassenden Information, Lust auf Weiterbildung und das Verlangen der Beteiligten danach, sich kontinuierlich verbessern zu wollen – auch das sind Gründe dafür, warum es mir und der Stadtentwässerung Ludwigsburg Freude macht, sich hier zu engagieren.
Das Thema der Nachhaltigkeit wird in Ludwigsburg in besonderem Maße gelebt: die Stadt wurde im Jahr 2014 wegen ihrer Aktivitäten mit dem Preis zur „nachhaltigsten Stadt mittlerer Größe in Deutschland“ ausgezeichnet. Dazu gehören neben innovativen Ansätzen zur nachhaltigen Mobilität, einer generationengerechten Haushaltsführung und vielen weiteren Aspekten auch die Gütesicherung Kanalbau: sie ist ein wichtiger Baustein im Gesamtgefüge einer gut aufgestellten Stadt.
Eine ganz besonderes Ziel des Güteschutzes besteht für mich darin, dass Auftraggeber und Auftragnehmer weiterhin Verständnis für die Situation des jeweils Anderen entwickeln können und sich als Partner begreifen lernen, die eine Bauaufgabe gemeinsam zu meistern haben. Nur so kann dem leider noch oft anzutreffenden Gedankengut vom „grundsätzlich zahlungsunwilligen Auftraggeber“ und dem „grundsätzlich nachlässig arbeitenden Auftragnehmer“ erfolgreich entgegengewirkt werden. Diesen Weg müssen wir konsequent weitergehen!
Ludwigsburg nimmt die Auszeichnung zur „nachhaltigsten Stadt Deutschlands mittlerer Größe“ sehr ernst. Die Frage, wie die Stadt in 20, 30 oder gar 40 Jahren aussehen soll, damit sich die Menschen bei der sich abzeichnenden demographischen Entwicklung noch aufgehoben fühlen, nimmt großen Raum ein. Dazu gehören neben vielen anderen Aspekten wie z.B. vitale Stadtteile mit lokalen Einkaufsmöglichkeiten oder dem Wunsch nach einer intakten Umwelt mit vielen Grünflächen auch reibungslos funktionierende Infrastruktureinrichtungen. Die Menschen machen sich hier Sorgen, ob sie sich auch im Alter mit ihrer Rente Gebühren undNebenkosten noch leisten können.
Die Gütesicherung spielt hier eine wichtige Rolle: ein Höchstmaß an Qualität erzielen und das bei möglichst geringen Kosten - erreicht durch ein Miteinander des Auftraggebers und des Auftragnehmers, die ihre Zeit für das Projekt einsetzen und nicht zur Vorbereitung von Gerichtsterminen. Es profitiert der Bürger, für den die Maßnahme durchgeführt wird: das ist doch eine klassische Win-Win-Situation!
Die baden-württembergische Stadt Ludwigsburg verfügt über rund 265 km Straßen und über 400 km Gehwege. Für den Betrieb der Kläranlagen und des Abwasserkanalnetzes in Ludwigsburg ist die Stadtentwässerung Ludwigsburg (SEL) verantwortlich. Das Kanalnetz umfasst 332 km, der Anschlussgrad der Haushalte liegt bei 99,98 %. Zu den abwassertechnischen Anlagen gehören 24 Regenüberlaufbecken und 32 Regenrückhaltebecken mit insgesamt 52.100 m3 Speichervolumen sowie 3 Kläranlagen. In den letzten 10 Jahren wurden rund 28 Mio. Euro in das Kanalnetz, die Sonderbauwerke und die Kläranlagen investiert.