Sanierungstechnik zum Anfassen
17. Deutscher Schlauchlinertag und 8. Deutscher Reparaturtag in TroisdorfBei der traditionellen Doppelveranstaltung stand diesmal eindeutig die Praxis im Vordergrund. Denn neben interessanten Vorträgen gab es diverse anschauliche Vorführungen auf dem Außengelände.
Kleine Kunststofffetzen wirbeln durch die Luft und feiner Staub setzt sich auf dem Boden ab. In einem GFK-Rohr rattert und rumpelt es und plötzlich lugt der kleine Kopf der Fräse aus der Öffnung. Die Technik des Fräsens von Rohren mittels Roboter-Fahrzeugen wird immer ausgefeilter und präziser. Davon konnten sich die Teilnehmer am 17. Schlauchliner-Tag und 8. Reparaturtag in Troisdorf überzeugen. Denn auf dem Außengelände direkt neben der Stadthalle präsentierten die Tiefbau-Experten diverser Unternehmen neueste Technik und Errungenschaften.
Alternative zur Erneuerung
Unter dem Motto „Sanierungstechnik zum Anfassen“ hatten die Besucher diesmal noch mehr die Möglichkeit, hautnah bei den Vorführungen dabei zu sein. „Die moderierten Außenvorführungen sollten den hohen Standard der Renovierungs- und Reparaturarbeiten an der Kanalisation zeigen“, erklärte Dr. Igor Borovsky, Leiter der Technischen Akademie Hannover (TAH), die die Doppel-Veranstaltung zusammen mit dem Verband zertifizierter Sanierungs-Berater e.V. organisierte. „Sie haben sich als echte Alternative zur Erneuerung längst etabliert.“
Fachausstellung und Erfahrungsaustausch
Anwender und kommunale Netzbetreiber berichteten von ihren Erfahrungen und rund um die Referate und Vorträge gesellte sich einmal mehr eine forumsbegleitende Fachausstellung, bei der die Teilnehmer, Besucher, Experten und Unternehmensvertreter ausreichend Zeit und Raum besaßen, sich über die neuesten Entwicklungen und Produkte in der Renovierungs- und Sanierungstechnik auszutauschen.
Fachforen über Verfahren und Anwendungen
Im Mittelpunkt standen an den beiden Tagen natürlich die Fach-Foren. Bei den Schlauchlinern ging es zu Beginn unter anderem um die derzeitige Marktsituation (Prof.-Dr. Volker Wagner/Berlin), der kritischen Auseinandersetzung mit der aktuellen Liner-Produkt-Entwicklung aus Sicht der Kommunen und Planer (Dipl.-Ing. Markus Vogel/Kappelrodeck) sowie um Materialkennwerte und ihre Bedeutung für Statik und Ausschreibung (Dipl.-Ing. Markus Maletz/Nürnberg).
Grundlagen beim Schlauchlining vermittelt
Ein zusätzliches Angebot neben dem Hauptforum gab es außerdem: das sogenannte Einsteigerforum, bei dem ausgewiesene Experten wie Markus Dohmann von der Stadt Backnang Grundlagen, Einsatzgrenzen und Erfahrungen beim Schlauchlining in Hauptkanälen aufzeigte. „Im Einsatz sind Schlauchliner vor allem bei undichten Rohrleitungen, Undichtigkeiten allgemein, Quer- und Längsrissen, bei mechanischem Verschleiß sowie bei Korrosion“, erklärte Dohmann.
Aber die Sanierer dürften hierbei eins nicht vergessen: „Es bedarf einer Reihe von Vorarbeiten wie der Kalibrierung, der Herstellung der Zugänglichkeit, der Vorbereitung der Schachtanbindungen und -gerinnen sowie eine Vorabdichtung, der Hindernisbeseitigung und Vorsanierung von Schäden, die einen qualitätsgerechten Einbau nicht zulassen.“ Vergessen werden dürfe aber auch nicht das Einmessen der Zuläufe, die Abflusslenkung, Vorflutsicherung sowie zu guter Letzt die Kanalreinigung und optische Inspektion. „Das ist zwingend erforderlich“, unterstrich Dohmann.
Grenzen aufgezeigt
Darüber hinaus bemerkte Markus Dohmann, dass es auch Grenzen der sicheren Anwendung gebe. So müsse der Kanal ausreichend standsicher sein (Statik) und keine Verformungen größer als zwölf Prozent aufweisen. Zudem scheide eine Renovierung im Schlauchliningverfahren bei hydraulischer Überlastung aus, ebenso sei bei stark drückendem Grundwasser systemabhängig eine Vorabdichtung erforderlich.
Wenn die Arbeiten fertiggestellt sind, dann gehöre eine Qualitätsprüfung zwingend zu einem adäquaten Einbau oder Umbau dazu, fügte Dohmann weiter an. Hierzu gehöre eine TV-Inspektion, eine Entnahme und Prüfung von Materialproben sowie eine Druckprüfung (vor dem Öffnen der Seitenzuläufe plus in der Regel bei GFK-Linern nach Entfernen der Innenfolie).
Fehlerquellen seien natürlich auch vorhanden, so wie eine falsche Konfektionierung, Risse, fehlerhaft angebaute Zuläufe sowie eine Imperfektion in der Sohle oder im Nahtbereich.
Schlauchliner in London hält seit fast 50 Jahren
Übrigens: der erste Schlauchliner überhaupt ist in London 1971 und in Deutschland (Hamburg) 1977 eingebaut worden. Beide Schläuche sind seitdem regelmäßig untersucht worden und stets als „in Ordnung“ klassifiziert, wie Markus Dohmann bestätigt.
Die nächste Doppelveranstaltung mit Schlauchliner- und Reparaturtag wird am 24./25. März 2020 im Kongress-Palais in Kassel stattfinden.