Schlauchlining im Großprofil mit 90° – Bogen

Geometrie ausschlaggebend für Sanierungsplanung

Seit 2005 führt die Stadt Oer-Erkenschwick regelmäßig Sanierungsmaßnahmen an den städtischen Abwasserkanälen durch. Grundlage hierzu bildet das im Jahr 2004 fortgeschriebene Abwasserbeseitigungskonzept. Bei der Planung und Ausschreibung der Maßnahmen wird die Stadt Oer-Erkenschwick durch das Ingenieurbüro Henschel, Umwelttechnologie und Sanierung, aus Hattingen unterstützt.

Für das Jahr 2011 war im Abwasserbeseitigungskonzept der Stadt Oer-Erkenschwick u. a. die Sanierung eines Großprofils DN 1500, das als Vorfluter für den im Stadtgebiet verlaufenden Westerbach dient, vorgesehen. Dieser Kanal stammt aus dem Jahr 1974 und wurde damals als Ortbetonbauwerk erstellt. Aufgrund der vorgefundenen Schadensbilder wie Innenkorrosion, Rissbildung, Infiltrationen etc. wurde vom planenden Ingenieurbüro eine Renovierung der gesamten Haltung vorgesehen. Neben den Schäden war die Geometrie des Kanals ein wichtiges Kriterium bei der Sanierungsplanung. Der insgesamt etwa 80 m lange Kanal verläuft in Fließrichtung zunächst ca. 60 m gradlinig. Bevor der Kanal als freier Auslauf in den Westerbach endet, ist er über eine Länge von 20 m als Kurvenbauwerk ausgebildet, so dass sich ein Bogen von etwa 90° ergibt. Dieser Bogenbereich war ebenfalls Bestandteil der Sanierungsplanung.

 

Entscheidung für
Synthesefaserliner

Zur Ausführung kam das Angebot der Fa. Insituform, Niederlassung Münster, das den Einbau eines Synthesefaser-Schlauchliners über die gesamte Haltungslänge einschließlich des Bogenbereiches vorsah. Ausschlaggebende Kriterien für die Vergabe waren für die Stadt Oer-Erkenschwick die geringe Querschnittsverringerung, die Vorteile eines muffenlosen Rohres nach der Sanierung, eine kurze Bauzeit, ein DIBt zugelassenes Verfahren sowie die Erfahrungen des Auftragnehmers mit der Sanierung großer Profile. Obwohl im gesamten Stadtgebiet Oer-Erkenschwick mittlerweile mehrere Kilometer Abwasserkanal mittels unterschiedlicher Liningverfahren renoviert wurden, stellte die Sanierung des Großprofils DN 1500 für die Beteiligten des Auftraggebers eine interessante Abwechslung dar. Im Rahmen der Kalibrierung vor der Herstellung des Liners wurden starke Maßtoleranzen innerhalb des Rohrquerschnittes festgestellt. So konnten Innendurchmesser zwischen DN 1401 und DN 1512 über die gesamte Haltungslänge verteilt gemessen werden. Aufgrund dieser Feststellung entschied sich IRT einen Sonderschlauch mit einem Durchmesser DN 1470 einzusetzen, um das Risiko einer Faltenbildung zu verringern, aber gleichzeitig die Ringspaltbildung innerhalb der zulässigen Grenzwerte gewährleisten zu können.

 

Sammler für Wasserhaltung genutzt

Für die Wasserhaltungsmaßnahmen konnte ein parallel zu der zu sanierenden Haltung verlaufender Sammler DN 1600 genutzt werden. Dazu wurde oberhalb der betroffenen Haltungen ein ca. 3,0 m langes Provisorium aus PVC-U DN 800 zur Überleitung erstellt. Die notwendigen Tiefbaumaßnahmen bestanden aus einer Kleinbaugrube und dem Teilabbruch von zwei Schachtbauwerken. Aufgrund dieser Überleitung konnte der Aufwand für das Umpumpen des anfallenden Mischwassers erheblich reduziert werden. Zur Inversion des Liners musste am Startschacht der zu sanierenden Haltung lediglich die Abdeckplatte einschließlich Konus entfernt werden. Des Weiteren wurden im Vorlauf größere Undichtigkeiten, Ausbrüche und Ablagerungen im Großprofil händisch beseitigt.

 

Sanierung erfolgreich durchgeführt

Der Einbau des Liners war für die KW 16 vorgesehen. Pünktlich zu diesem Zeitpunkt waren alle notwendigen vorbereitenden Maßnahmen (Tiefbauarbeiten, Baustraße, Wasserhaltung) abgeschlossen. Im Laufe des Montags wurde der Inversionsturm einschließlich Förderband aufgestellt und die Baustelle nach den Bedürfnissen des Auftragnehmers eingerichtet. Am Morgen des folgenden Tages erfolgte die Anlieferung des gekühlten Synthesefaser-Schlauchliners mit einer Wanddicke von 24 mm, so dass der Einbau wie geplant starten konnte. Der Einbau und die Aushärtung wurden im Schlauchlining-Verfahren mittels Inversion und Warmwasserhärtung durchgeführt. Da der Inversionsvorgang ohne Komplikationen gegen Nachmittag abgeschlossen war, konnte planmäßig mit der Heizphase begonnen werden. Das Ende des „umgestülpten“ Liners wurde durch den Einzug mehrerer Heizschläuche und Seile gesichert, so dass der Inversionsvorgang im Bereich des freien Auslaufs kontrolliert beendet werden konnte.

Nach der Beendigung des Aushärtevorgangs gegen Ende der Woche wurde eine erste Begehung des eingebauten Liners vorgenommen. Das Ergebnis der Sanierungsmaßnahme beeindruckte alle Projektbeteiligten, da selbst innerhalb des Bogenbereiches und trotz der Nennweitenunterschiede keine nennenswerte Faltenbildung im Liner festgestellt werden konnte. Die maximal gemessene Faltenhöhe lag mit 10 mm weit unter den zugelassenen Werten. Die Ergebnisse der Dichtheitsprüfung und der Materialkennwerte bestätigten das sehr gute Sanierungsergebnis.

Mit dem vorliegenden Beispiel konnte gezeigt werden, dass mit planerischem Know-how, bewährten Sanierungsverfahren und –materialien sowie optimalen Baustellenabläufen auch Sanierungsvorhaben mit außergewöhnlichen Randbedingungen erfolgreich umgesetzt werden können.n

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