Schwergewichtsklasse
In der Hattinger Straße in Sprockhövel musste ein Betonkanal aus den Vierzigerjahren wegen seiner schlechten Restsubstanz in geschlossener Bauweise saniert werden.
Aufwändige Berechnungen
Das geplante Hochbauprojekt eines privaten Bauherrn auf dem Baufeld sieht eine spätere Überbauung des unterirdischen Kanals mit einer Stützwand für eine Verkehrsfläche vor. Dadurch wirkt ein sehr einseitiges und hohes Gewicht auf die Haltung, die zudem durch die geplante Anschüttung und Nutzung erhöhte Verkehrs- und Bodenbelastungen erfährt. Um dieser neuen Belastung Stand zu halten, musste der beschädigte Kanal saniert werden. Das Gebiet, in dem der Kanal liegt, ist nur sehr schwer anfahrbar, was eine Sanierung in offener Bauweise deutlich erschwert hätte. Ebenso die anfallenden Wassermengen im Hauptsammler. Bersten oder ähnliche Verfahren wären aufgrund der Böschungssituation zum benachbarten Gewässer wegen der unzureichenden seitlichen Bettung der Rohre ebenfalls nicht möglich. Schließlich wurde durch den Bauherrn, in Kooperation mit der Stadt Sprockhövel, eine geschlossene UV-Liner-Sanierung mit einer besonders hohen, statisch erforderlichen Verbundwanddicke ausgeschrieben. Für diesen speziellen Fall mit einer deutlichen, nachträglichen Lasterhöhung für einen vorgeschädigten Kanal, musste vor der Sanierung die Tragfähigkeit des Liners nachgewiesen werden. Die aufwendige Berechnung der Verbundwanddicke erfolgte durch die Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH aus Bochum. Aufgrund der statischen Vorgaben wurden die erforderlichen Wandstärken für verschiedene Materialkenngruppen vorgegeben.
Schwertransport
Den Zuschlag der beschränkten Ausschreibung zur Sanierung erhielt die Geiger Kanaltechnik, Niederlassung Bochum, im August 2016. Aufgrund der statischen Vorgaben betrug schließlich die benötigte Wanddicke für den ausgewählten Brandenburger Liner 16,1 Millimeter. Üblich sind bei diesem Durchmesser fünf bis sieben Millimeter. Die in Sprockhövel erforderlichen Massen hatten somit enorme Auswirkungen auf das Transportgewicht des einzubauenden UV-Liners, der mit seinen 6,5 Tonnen nur mit einem Schwerlastlader auf die Baustelle bewegt werden konnte. Um die Linermassen in den Kanal einzuziehen, kam eine Winde mit zehn Tonnen Zugkraft zum Einsatz. Oberhalb des Schachts erleichterte ein Förderband die Fortbewegung des Schlauchs. Auch die örtlichen Gegebenheiten rund um den Einbau des gewichtigen UV-Liners waren alles andere als optimal. Der Zielschacht befand sich in einem nicht anfahrbaren Gartengrundstück. Zusätzlich zeigte sich die Abwasserüberleitung des Trockenwetterabflusses deutlich aufwendiger als im Normalfall, denn diese musste über eine Gesamtlänge von mehreren hundert Metern aufgebaut werden.
Insgesamt waren für den Schlauchlinereinbau sieben Mitarbeiter der Geiger Kanaltechnik erforderlich, die bei sommerlich hohen Temperaturen an ihre Leistungsgrenzen kamen. Insbesondere der Ein- und Ausbau der Schlauchlinerendtöpfe stellte sich bei den sehr kleinen Schächten als eine große Herausforderung dar. Der erste Einsatztag diente ausschließlich den aufwendigen Vorbereitungen, so dass am zweiten Tag bereits früh mit dem Schlauchlinereinzug begonnen werden konnte. „Die UV- Lichtaushärtung mit 8 x 1000 Watt erfolgte lediglich mit einer Geschwindigkeit von 38 Zentimeter pro Minute, um die gesamte Verbundwanddicke entsprechend auszuhärten“, berichtet Projektleiter Erdal Kara. Am dritten Einsatztag erledigte die Kolonne die Restarbeiten, einschließlich der Einbindung der Schlauchlinerenden in den Schächten und des einzigen Zulaufs in der Haltung, sodass die Baustelle zügig abgeschlossen werden konnte.