Osthofen – Gewässerschutz durch
rekordverdächtigen Schlauchlinereinzug
Notwendige Sofortmaßnahme
rekordverdächtigen Schlauchlinereinzug
Die Sanierung eines Transportsammlers DN 900 mm des Abwasserzweckverbandes Seebach mit Sitz in Westhofen zur Kläranlage Worms durch 450 m lichthärtende Schlauchliner der Fa. Brandenburger Liner GmbH & Co. KG war nicht nur eine dringend notwendige Sofortmaßnahme des Gewässerschutzes, sondern zudem auch ein durchaus rekordverdächtiges Projekt. Erstmals wurde in Deutschland ein Glasfaserliner DN 900 mm mit einer Länge von 160 Metern in einem Stück eingebaut.
Die Kläranlage Worms reinigt nicht nur das Abwasser der Kaiserstadt selbst, sondern auch das der nordwestlich gelegenen Verbandsgemeinden Alzey-Land, Westhofen und der Stadt Osthofen. Um die Abwässer nach Worms zu transportieren, betreibt der zuständige Abwasserzweckverband Seebach ein rund 27 km langes Netz von Sammelkanälen, die letztlich alle in einem zentralen Transportsammler zur Kläranlage Worms münden. Der Hauptsammler DN 900 mm - nach der Aufnahme der Abwässer aus der Stadt Osthofen – verläuft streckenweise durch ein ökologisch hoch sensibles Gebiet unmittelbar entlang des Seebachs. Hier liegt das ständig stark hydraulisch ausgelastete Rohr, nicht nur in einem Wasserschutzgebiet, sondern auch im Grundwasserhorizont. Bei der Inspektion des Verbindungssammlers im Jahre 2009 wurde festgestellt, dass das wichtige Rohr in diesem Streckenabschnitt extrem stark mit Wurzeleinwuchs belastet war. Die das Gewässer und den Kanal begleitenden Pappeln hatte den Sammlerquerschnitt mit ihren Wurzeln um bis zu 90 Prozent reduziert – ein nicht hinnehmbarer Zustand, denn der chronische Einstau des Abwassers von 26 000 Menschen im Kanal drohte nicht zuletzt die vorgelagerten Netzabschnitte zu schädigen.
Als Sofortmaßnahme wurden ad hoc die einragenden Wurzeln heraus gefräst, was zwar hydraulisch Abhilfe schuf, jedoch zugleich ein neues Problem aufwarf: Nun drohte, je nach Grundwasserstand, Fremdwasserinfiltration oder der Austritt von Schmutzwasser in den Grundwasserleiter des Wasserschutzgebietes. Also musste dem ersten nun der zweite Schritt folgen: Die Abdichtung der beschädigten Muffen, ein sich ständig wiederholender Mangel, eine Renovation des undichten und schadhaften Kanals auf einer Länge von 450 m. Dazu entschied sich der Betreiber nach Abwägung aller Umstände und in Anbetracht der Dringlichkeit des Projektes für eine Rohrsanierung im Schlauchlining-Verfahren.
Rekordverdächtige
Linerdimension
Im Rahmen einer Ausschreibung erhielt die Fa. Swietelsky-Faber Kanalsanierung GmbH den Zuschlag zur Durchführung der geplanten Renovation. Deren Angebot basierte auf dem Einbau eines lichthärtenden Glasfaser-Schlauchliners der Brandenburger Liner GmbH & Co. KG. Die dem erfolgreichen Angebot zugrunde liegende Planung sah insgesamt drei Einzüge vor, die sich über je zwei Haltungen des Sammlers erstreckten.
Aus dieser Bauplanung, die maßgeblich durch die für Fahrzeuge teils schwer zugängliche Örtlichkeit beeinflusst war, ergab sich eine rekordverdächtige Dimension: Ein lichthärtender Glasfaserliner DN 900 mm ist in Deutschland noch nie zuvor über eine Länge von 160 m eingebaut worden, wie es in einem der Osthofener Bauabschnitte geschah. Der kürzeste Linereinzug dieses Projektes war dem gegenüber „nur“ 130 Meter lang.
Eingebaut wurde letztendlich ein Brandenburger Liner DN 900 (ADV 75) mit im ausgehärteten Zustand von etwa 9,1 mm Wandstärke. Eine solche Wandstärke bei diesem Werkstoff bietet eine enorme Standsicherheit und Stabilität mit reichlich Restsicherheit - auch angesichts des anstehenden Grundwasserdrucks, außerdem Langlebigkeit durch hohe Verschleiß-Festigkeit. Beste hydraulische Eigenschaften der sehr glatten Linerinnenseite kompensieren die ohnehin minimale Querschnittsverringerung von 2 x 9,1 mm Wandstärke. Als Reaktionsharz für die UV-Lichtaushärtung kam photoreaktives UP-Harz zum Einsatz.
Auf die Wasserhaltung musste ein besonderes Augenmerk gelegt werden, denn die Aufrechterhaltung der Vorflut war zu gewährleisten (bei einem Trockenwetterabfluss von rd. 100 l/s). Zum Einsatz kamen Absperrblasen und Tauchmotorpumpen mit entsprechender Förderleistung, um das Abwasser über vier Druckleitungen mit je einer Länge von 400 m sicher um den zu sanierenden Abschnitt zu leiten. Ferner wurden die Drosselabläufe von oberhalb liegenden Staukanälen und Regenbecken verschlossen, um deren Stauvolumen zusätzlich zu nutzen.
Die Installation erfolgte nach dem für lichthärtende Verfahren üblichen Ablaufschema: Erst wurde 7,5 Tonnen schwere Schlauchliner per Winde und Stahlseil eingezogen, dann mit Luftdruck aufgestellt und schließlich durch einen durchfahrenden Zug von UV-Strahlern ausgehärtet. Die Lichtleistung betrug bei dieser Nennweite und Wandstärke1200 Watt, die Durchfahrt durch den 160-m-Liner dauerte insgesamt ca. 13 Stunden. Derart schnelle Abläufe sorgen –neben dem minimierten Fahrzeug-Equipment- dafür, dass lichthärtende Systeme kompromiss- und konkurrenzlos schnell sind und immer eine gute Wahl, wenn sehr schnell oder unter räumlich beengten Bedingungen operiert werden muss. Für das Projekt Osthofen hieß dies: Die drei Schlauchliner wurden jeweils in einem Arbeitstag eingebaut. Schneller geht Kanalsanierung effektiv nicht. Und besser auch nicht, wie die Ergebnisse der labortechnischen Fremdüberwachung des Projektes ergaben. Alle in der Ausschreibung geforderten Leistungsparameter des Liners wurden erfüllt bzw. deutlich übererfüllt – sehr zur Zufriedenheit des Abwasserzweckverbandes wie auch der Experten von Fa. Swietelsky-Faber GmbH selbst. Für sie hat sich mit diesem Projekt die Grenzen des Machbaren in puncto Schlauchlining ein gutes Stück weiter hinaus verschoben.
Die ingenieurmäßige Begleitung, Bauüberwachung und Abrechnung dieses Projektes erfolgte durch den zertifizierten Kanalsanierungsberater (ZKS) der Verbandsgemeinde Westhofen.n