Studentisches Wohnen hinter Klinkern
Studentenwohnheime müssen besondere Ansprüche an Funktionalität und Wirtschaftlichkeit erfüllen, oft fehlt das Geld für ästhetische
Besonderheiten. Dass dies auch anders geht, beweist die Universität Bremen mit dem Wohnheim Campus Viva.
Hier wurde mit Vormauerziegeln aus dem Programm der Terca-Fassadenlösungen von Wienerberger verklinkert. Als Vorteil erwies sich die jahrzehntelange Erfahrung des Herstellers in der Beratung. Repräsentativ und in regionaltypischer Architektur ist das Gebäude ein Blickfang auf dem Campus. Auf einer Gesamtwohnfläche von fast 6 800 m² wurden 320 Einzelappartements, verteilt auf drei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss, angeordnet.
Gute Proportionen
Fassade und Baukörper des Neubaus beeindrucken durch stimmige Gliederung und ausgewogene Proportionen. Im Abstand von zehn Lagen wurde eine Reihe Klinker um zwei Zentimeter nach innen versetzt. Die so entstehende streifenartige Optik gliedert die Fassade horizontal und erzeugt ein interessantes Spiel von Licht und Schatten. Um die Ein-Raum-Appartements ausreichend mit Tageslicht zu versorgen, wurden große, harmonisch geteilte Fenster gewählt.
Sonderlösung für die Fassade
Die Arbeitsgemeinschaft aus Schulze Pampus Architekten sowie Dietrich Architekten und Ingenieure und der Bauherr, die Projektgesellschaft Bremen Campus, hatten klare Vorstellungen von der Fassade. Es galt, eine ästhetische, technisch machbare und zudem wirtschaftliche Lösung zu finden. Die Beteiligten wünschten sich ein Ziegelrot, wie beim Oranje Spezial, aber ohne dunkle Anteile. Nach mehreren Stufen der Bemusterung bot Bauberater Horst Fastenau eine Sonderanfertigung des Oranje-Klinkers an, der fast ohne Reduktion gebrannt wird. Beim reduzierten Brand werden Sauerstoff entzogen und Gase zugegeben. Durch die Reaktion mit dem im Ton enthaltenen Eisenoxid bilden sich dunkle Stellen, die den Oranje Spezial charakterisieren. Für dieses Projekt wurde dieses übliche Verfahren in stark abgeschwächter Form angewendet, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Insgesamt 220 000 Vormauerziegel – jeder Stein ein Unikat – wurden so hergestellt. Der in hellem Ziegelrot gebrannte, rustikal anmutende Wasserstrichziegel Campus NF verkörpert norddeutsche Architektur, wie sie das ganze Viertel kennzeichnet. Das während der Formgebung auf modernen Drehtischpressen als Trennmittel eingesetzte Wasser erzeugt die typische Oberflächenstruktur, die an die Anfänge der Ziegelherstellung erinnert, als die Rohlinge mit feuchten Händen geformt wurden.
Von Fuge zu Fuge
Wenn architektonische Ästhetik auf bauphysikalische Realität trifft, werden Details wie die Anordnung der Dehnungsfugen zur Herausforderung. Hier bewährt sich die Erfahrung des Klinker-Herstellers als Systemanbieter für individuelle Baustofflösungen. Beispielsweise wurden die Fensterstürze bei dieser Appartementanlage wirtschaftlich sinnvoll aus vorproduzierten Fertigteilen erstellt. Gemeinsam mit dem ausführenden Baunternehmen Hesemann, Stadland-Rodenkirchen, sprach sich Bauberater Horst Fastenau deutlich für Entwässerungsfugen aus, obwohl diese nach dem neuen Eurocode nicht zwingend nötig gewesen wären: „Dadurch sichern wir Abtrocknung sowie Dampfdiffusion und vermeiden Schäden durch eindringende oder aufgestaute Feuchtigkeit.“ Über und unter den Fenstern wurde jeweils über die gesamte Breite jede zweite Stoßfuge als Lüftungs- beziehungsweise Entwässerungsfuge ausgeführt. Weitere befinden sich am oberen und unteren Rand des Gebäudes.
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