Trockene Keller in Sicht
Neubau eines Sammlers mit Fabekun-Rohren in KreuztalStarkregenereignisse bleiben auch weiterhin ein großes Thema, wenn es um den Wasserablauf in Städten, Gemeinden und Ortschaften geht. So auch bei der Verwirklichung des Projektes „Talsammler Bockenbach“ in der Stadt Kreuztal.
Die Anwohner im hinteren Teil der Bockenbachstraße im Kreuztal können aufatmen. Bislang mussten sie bei Starkregenereignissen häufig mit volllaufenden Kellern rechnen. Damit ist nun Schluss: Zukünftig sorgt ein Entlastungsammler dafür, dass selbst bei stärkstem Regen der bestehende Kanal entlastet wird und die Anwohner damit von Überschwemmungen verschont bleiben sollen. Der Bau des neuen Sammlers DN 500 im Auftrag der Stadt Kreuztal, ist der zweite Bauabschnitt in dem Gesamtprojekt ‚Talsammler Bockenbach’ und wurde zum größten Teil in offener Bauweise von der Straßen- und Tiefbau GmbH, Kirchhundem, verlegt. Aufgrund der vorhandenen Wohnbebauung musste ein rund 56 Meter langes Teilstück zwischen altem und neuem Sammler unterirdisch, im sogenannten Mikrotunnelbauverfahren, hergestellt werden. Der Vortrieb wurde von der Firma ARS Rohrvortrieb GmbH & Co. KG, Marsberg, als Subunternehmer durchgeführt. Bei beiden Bauweisen setzte die Stadt Kreuztal auf das Fabekun-Kanalrohrsystem der Gebr. Fasel Betonwerk GmbH aus Nisterau.
Grabenlose Verbindung
Der Stadtteil Bockenbach ist bei den Kreuztaler Bürgern sehr beliebt. Jedoch kam es in der Vergangenheit immer mal wieder zu außergewöhnlichen Rückstauereignissen zu Lasten einzelner Anlieger. Eine hydraulische Überprüfung des Kanalnetzes im Jahr 2009 führte zu der Erkenntnis, dass der bestehende Abwasserkanal bei bestimmten Regenereignissen nicht mehr ausreicht. Aufgrund der bergigen Lage des Ortsteils und der Tiefenlage des vorhandenen Kanals von bis zu sechs Meter kam eine Erneuerung und damit Neudimensionierung des kompletten, bestehenden Systems nicht in Frage. So entschied sich die Stadt Kreuztal als Auftraggeber, einen Teil des bestehenden Sammlers zu erneuern und zusätzlich einen Entlastungssammler zu bauen, der unterhalb der Wohnbebauung im Tal des Bockenbaches verläuft. „Der bestehende Kanal war hydraulisch überlastet. Daher haben wir den neuen Sammler geplant.
In zwei Bauabschnitten wurde die Baumaßnahme umgesetzt: Im ersten Bauabschnitt wurden der vordere Teil der Bockenbachstraße sowie der Schul- und Kirbergstraße angeschlossen und im zweiten Bauabschnitt der hintere Teil der Bockenbachstraße“, so Roland Jarzina vom Tiefbauamt der Stadt Kreuztal. Der Bau des Talsammlers erfolgte in überwiegend offener Bauweise durch die Verlegung der Rohre im Graben. Um den neuen Sammler im zweiten Bauabschnitt an das System anzuschließen, war ein 56 Meter langes Verbindungsstück notwendig, welches aufgrund der Wohnbebauung grabenlos, im Mikrotunnelbauverfahren, erfolgte.
Vortrieb wie geschmiert
Bei dem Mikrotunnelbauverfahren handelt es sich um ein steuerbares Verfahren mit Schneckenförderung, das heißt, der Bohrkopf der Vortriebsmaschine wird von dem Steuerstand aus in der Linienführung gelenkt. So kann Abweichungen in der horizontalen oder vertikalen Richtung jederzeit entgegengewirkt und die Zielbaugrube treffsicher erreicht werden. Der Antrieb des Bohrkopfes zum Abbau des anstehenden Bodens erfolgt aus der Startbaugrube heraus über das Schneckenbohrgestänge, welches gleichzeitig das abgebaute Bodenmaterial von der Ortsbrust zur Startbaugrube transportiert. Bei der Vortriebsmaßnahme in Kreuztal wurde die Startbaugrube mit einer Länge von 4,5 Meter und einer Breite von drei Meter unterhalb der Wohnbebauung errichtet. Die Zielbaugrube mit drei Meter Länge und zwei Meter Breite lag oberhalb der Startbaugrube im Gehwegbereich der Bockenbachstraße.
„Der Boden eignete sich sehr gut für den Mikrotunnelbau“ erklärt Heinrich Klippenstein, Bohrmeister von ARS Rohrvortrieb. „Zu Beginn der Bohrung war es ein Lehm-Mergel-Gemisch, danach fast nur noch Lehm. Deshalb war eine Bentonitschmierung der Rohre nicht notwendig. Die wenigen Steine waren schieferartig und konnten vom Bohrkopf gut gebrochen werden.“ Um ein Verkleben des Bohrkopfes und der Schneckenförderung zu verhindern, musste dem Vortrieb allerdings Wasser zugegeben werden, sodass das abgebaute Bodenmaterial nahezu flüssig war.
Besonders lange Nutzungsdauer
„Die Vortriebsrohre verfügen über ein wurzelfestes Doppeldichtsystem“ erläutert Rüdiger Göbel, Vertriebsmitarbeiter von Geb. Fasel Betonwerk. „Durch die Kombination von zwei integrierten, verschiebesicheren Dichtungen, werden die Rohre dicht verlegt.“ Darüber hinaus verfügen die Vortriebsrohre durch das innenliegende Kunststoffrohr über eine chemische Beständigkeit gegen alle in Haushaltsabwässern enthaltene Säuren und Gase. Zusätzlich sind die Rohre mit ihrer hohen Korrosionsfestigkeit bei Abwässern im pH-Bereich von zwei (sauer) bis zwölf (basisch) einsetzbar. Die statische Stabilität zur Aufnahme der Vortriebskräfte erhalten die Vortriebsrohre über das, das Kunststoffrohr umgebene Betonrohr, welches durch die Variation der Betonfestigkeitsklasse sowie der Ausführung in bewehrtem oder unbewehrtem Beton hergestellt wird.
Kunde der ersten Stunde
Die Stadt Kreuztal setzt seit 1991 das Fabekun-Rohrsystem ein. „Georg Fasel hat dieses Rohrsystem vorgestellt, und wir haben es testweise auf einem Abschnitt verlegt. Das System hat uns damals wie heute absolut überzeugt, und seitdem wird fast alles im Nennweitenbereich DN 300 bis 600 mit dem System gebaut“, sagt Jarzina. „Anfängliche kleinere Herausforderungen lösten wir in Zusammenarbeit im Dialog“, so Jarzina. Fasel sei stets offen für Ideen gewesen und habe das Rohrsystem ständig weiterentwickelt. Auch die Firmen, mit denen die Stadt zusammenarbeitet, hätten mehr als 20 Jahre Erfahrung mit dem System. Es sei flexibel einsetzbar und einfach zu verlegen. Dem stimmt Hubertus Konze, Polier von Straßen- und Tiefbau GmbH, zu: „Wir haben nur gute Erfahrungen mit den Rohren gemacht. Sie lassen sich gut und dicht verlegen.“ Ein Vorteil ist, dass die Dichtung sich beim Verlegen nicht verschieben kann. Der Dichtheitsprüfung könne man gelassen entgegenblicken. Und Klippenstein ergänzt: „Obwohl zwei Dichtungen ineinandergesteckt werden müssen, ist der Einbau der Fabekun-Vortriebsrohre DN 500 genauso gut zu handhaben, wie bei anderen Vortriebsrohren.“ Nur dass die Rohre hinterher verlässlich dicht sind. Mit einer Vortriebsleistung von rund zwölf Meter pro Tag lag man immer gut im Zeitplan. Anfang Mai 2018 wurden die Start- und Zielbaugrube für den Mikrotunnelbau erstellt und die Maschine in der Trassenausrichtung eingerichtet. Wie geplant wurde die Zielbaugrube fünf Werktage später planmäßig erreicht. Alle Beteiligten sind sich sicher: Die Überflutungen der Keller werden der Vergangenheit angehören.