„Unsere nächste Bagger-Generation stellt alles in den Schatten.“
Führungswechsel bei Zeppelin BaumaschinenGespräch mit Michael E. Heidemann, Vize-Chef des Zeppelin-Konzerns,
und Fred Cordes, neuer Vorsitzender der Geschäftsführung
der Zeppelin Baumaschinen GmbH
THIS-Magazin: Herr Heidemann, Sie haben den Vorsitz der Geschäftsführung der Zeppelin Baumaschinen GmbH an Fred Cordes abgegeben. Bei allen besten Wünschen für Ihren Nachfolger, aber Zeppelin Baumaschinen ist ohne Sie nur schwer vorstellbar. Fällt Ihnen der Abschied schwer?
Michael E. Heidemann: Nein. Und es ist für mich auch kein Abschied. Ich verlasse Zeppelin ja nicht. Ich übergebe meine Aufgaben aus der Geschäftsführung an Herrn Cordes und übernehme in der Zeppelin Baumaschinen GmbH den Vorsitz im Aufsichtsrat. So gesehen hat sich die Verantwortung für Herrn Cordes, der mich ja als Kollege schon lange Jahre fachkundig und tatkräftig unterstützt, nur erweitert.
Ich war ja bislang in Personalunion Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Zeppelin Baumaschinen GmbH und gleichzeitig Mitglied der Geschäftsführung des Zeppelin-Konzerns in Friedrichshafen. Es war außerdem schon länger vereinbart, dass ich mich, wie Zeppelin-Konzern-Chef Peter Gerstmann und mein Kollege, Christian Dummler, auf die Aufgaben im Konzern konzentrieren werde.
THIS-Magazin: Wie lange sind Sie jetzt dabei?
Michael E. Heidemann: Das Datum für die Übergabe der operativen Verantwortung für unser Baumaschinengeschäft in Zentraleuropa, also in Deutschland, Österreich, Tschechien und der Slowakei sowie unser Geschäft mit Staplern in Polen, an Herrn Cordes war der 1. Juli. Das Datum habe ich ganz bewusst so gewählt: Genau zu diesem Datum habe ich vor 25 Jahren bei Zeppelin als Niederlassungsleiter angefangen; in der Branche bin ich schon seit 37 Jahren.
In so einer langen Zeit lernt man das Geschäft gut kennen. Das ist ähnlich wie bei Herrn Cordes, der auch operativ in Bremen mit dem Vertrieb von Serviceleistungen begonnen hat. Das zeichnet, glaube ich, auch Zeppelin besonders aus, dass wir Leute in die Füh-
rungsposition bringen, die wirklich von der Pike auf das Geschäft kennen und es beherrschen.
THIS-Magazin: Herr Cordes, Ihnen erst mal viel Glück für die neue Aufgabe. Wie laufen denn die Geschäfte in Deutschland?
Fred Cordes: Sehr positiv, der Markt in Deutschland ist derzeit wieder einmal sehr, sehr gut. Nachdem wir natürlich letztes Jahr schon einen hervorragenden Markt hatten, wird er dieses Jahr wahrscheinlich noch mal um 5 – 10 % zulegen.
THIS-Magazin: In welchen Bereichen?
Fred Cordes: Verglichen mit dem Vorjahr, findet im Moment das größte Wachstum im Bereich der Standard- und Großgeräte statt. Bei Kompaktgeräten befinden wir uns etwa auf Vorjahres-Niveau, aber da hatten wir schon im letzten Jahr ein großes Wachstum zu verzeichnen, auch durch Investitionen in Mietflotten.
Michael E. Heidemann: Wir verkaufen natürlich auch gerne Kompaktgeräte. Aber gerade Standard- und Großgeräte entsprechen von der Servicebetreuung stark unserer DNA. Dort erwartet der Kunde eine Rundumbetreuung, und das können wir durch unsere 35 Niederlassungen und 120 Mietstationen von Zeppelin Rental bundesweit sehr, sehr gut gewährleisten.
THIS-Magazin: Das gibt ja selbst der Wettbewerb zu,
dass Sie gut aufgestellt sind.
Michael E. Heidemann: Das ist ein gern gehörtes Kompliment. Aber das heißt für uns natürlich auch, dass wir besonders im Fokus stehen. Denken Sie an unsere Radlader mit dem stufenlosen, leistungsverzweigten Getriebe. Das schlug wirklich ein wie eine Bombe. Da dürfen wir uns nicht wundern, dass dem dann schnell einige Wettbewerber nacheifern und möglichst schnell versuchen, vergleichbare Technologien auf den Markt zu bringen.
THIS-Magazin: Wie kann man da noch seine Leute motivieren?
Fred Cordes: Wir alle wissen, dass wir ein „Zielkreuz“ auf dem Rücken haben. Aber dann läuft man automatisch etwas schneller. Und Sie haben ja auch immer wieder Höhepunkte, etwa in einem Bauma-Jahr. Da gibt es stets eine Produktoffensive, da kann man die Vertriebsmannschaft besonders motivieren.
Dieses Jahr war es unsere größte Herausforderung, das erreichte hohe Niveau zu halten. Das ist ähnlich wie im Sport: Mal punktuell den Umsatz um 20 % zu steigern ist sicherlich gut, aber wir tun alles dafür, das hohe Niveau zu halten. Und wie es aussieht, wird uns das auch in diesem Jahr wieder sehr gut gelingen.
Und im nächsten Jahr erwartet uns eine völlig neue Generation von Kettenbaggern, die wir intern „Katana“ nennen. Sie wird alles andere, was wir bisher in puncto Hydraulikbagger kennen, in den Schatten stellen. Und darauf freuen wir uns bereits jetzt.
THIS-Magazin: Was kann an Baggern „völlig neu“ sein?
Michael E. Heidemann: Das Besondere ist, dass Caterpillar ein Plattformkonzept entwickelt hat, wie wir es aus der Automobilindustrie her kennen, auf dem man unterschiedlichste Modelle anbieten kann. Und das macht einen Hersteller, wie Caterpillar, extrem flexibel. Wenn ich auf die gleiche Geräte-Plattform zugreifen kann, lassen sich auch die verschiedensten Ansprüche innerhalb eines Marktes, aber auch verschiedener Märkte, schneller und flexibler bedienen.
Fred Cordes: Den Bagger der 23-t-Klasse bedient der Fahrer zukünftig wie sein Smartphone, also per Touchpad. Komfortable Bedienung, ergänzt mit allen möglichen Assistenzsystemen, die man sich heute vorstellen kann: E-Fence, also Hub- und Schwenkbegrenzung; Grade Control, Grade Assist, bis hin zu einer Kontrollwaage, wie wir sie heute schon teilweise in Radladern haben, bis hin zur kompletten Maschinensteuerung dreidimensionaler Art.
Natürlich zielt auch viel in der Produktentwicklung auf die beiden Hauptthemen Emission- und Ressourcenreduzierung. So werden wir beispielsweise einen Radlader mit Diesel-Hybrid-Antrieb zeigen.
THIS-Magazin: Wird das nicht irgendwann zu viel?
Michael E. Heidemann: Das ist wie im Auto. Was Sie nicht brauchen, schalten Sie ab. Wenn Sie den Weg zu Ihrem Bäcker kennen, benutzen Sie ja auch kein Navi.
Fred Cordes: Ganz wichtig ist, dass man niemanden überfordert, sondern eben diese Dinge zielgerichtet einsetzen kann, wenn man sie denn will.
THIS-Magazin: Was treibt Caterpillar zu solchen
Entwicklungen an, und wo soll das hinführen?
Michael E. Heidemann: Wir wollen unseren Kunden das Geschäft erleichtern. Guten Nachwuchs bei den Maschinisten zu finden, wird immer schwieriger. Wenn wir da mithelfen können, die Bedienung der Maschinen zu erleichtern, können auch nicht ganz so erfahrene Baumaschinenführer effizient und präzise arbeiten.
Dazu entwickelt Caterpillar neue Konzepte, teils aus den Ideen der eigenen Ingenieure, teils aus Kundenwünschen. Die werden in einigen Prototypen realisiert und, wenn alles läuft, weltweit von besonders anspruchsvollen Kunden getestet, vor allem auch in Deutschland. Deren Feedback geht in die Entwicklung ein.
THIS-Magazin: Inwieweit ist Zeppelin in diesen
Entwicklungsprozess eingebunden?
Fred Cordes: Als Vertriebs- und Servicepartner kennen wir die Anforderungen des Marktes sehr genau. So können wir uns auch als Lieferant sehr kompetent in die gemeinsame Entwicklung von Produkten einbringen. Als Caterpillar sich zum Beispiel entschieden hatte, kompakte Radlader zu bauen, wurde der deutsche Markt als Benchmark genommen und gemeinsam mit uns wurden diese Modelle entwickelt. Im Mobilbagger-Bereich war das ähnlich. Der Mobilbagger ist in Deutschland ein absolutes Schlüsselgerät. Also ist Caterpillar zu uns gekommen und hat mit uns gemeinsam dieses Gerät auf den Markt gebracht.
Michael Heidemann: Im bayerischen Wackersdorf unterhält Caterpillar sein weltweites Entwicklungszentrum für Mobilbagger. Neueste Entwicklung sind Kurzheckbagger, die sich aufgrund ihres kurzen Schwenkradius ideal als Citybagger eignen. Und wir arbeiten gerade daran, auch kleinere Mobilbagger auf den Markt zu bringen. Ziel ist, demnächst noch zwei Bagger zwischen sieben und elf Tonnen im Portfolio zu haben.
THIS-Magazin: Zurück zum Thema Antrieb – wie sehen Sie
den Diesel-Skandal? Wird sich der Diesel-Antrieb
in Kürze aus den Baumaschinen verabschieden?
Fred Cordes: Das ist, glaube ich, im Moment nicht denkbar in der Baumaschinenwelt. Aber Caterpillar treibt Antriebs-Alternativen schon seit Jahren voran. Wir haben vor vielen Jahren angefangen mit der dieselelektrischen Raupe, bei der ein Dieselmotor einen Generator antreibt und die elektrischen Verbraucher versorgt. Vorteil ist, Sie bewegen sich immer im optimalen Drehmoment- und Drehzahlbereich, so dass Sie extrem Sprit sparend unterwegs sind. Oder nehmen Sie technische Entwicklungen wie das leistungsverzweigte Getriebe im Radlader-Segment.
THIS-Magazin: Also müssen wir auf den rein
elektrischen Bagger noch warten?
Michael Heidemann: Nun ja, wir bieten zur Zeit den Cat Mikrobagger, den 300.9D, in einer elektro-hydraulischen Version an. Den kann man natürlich dann auch unbedenklich in geschlossenen Räumen betreiben. Aber das alles sind zur Zeit erst Versuche. Kein Hersteller bietet meines Erachtens derzeit eine Baumaschine mit Batterieantrieb an, die eine ganze Schicht unter Voll-Last durchhält. Aber wir arbeiten bereits an Lösungen.
THIS-Magazin: Herr Cordes, jetzt sind Sie der Boss von Zeppelin Baumaschinen – wie geht es weiter?
Fred Cordes: Thematisch werden wir massiv das Thema Digitalisierung weiter vorantreiben. Der Maschinenkonfigurater ist so ein typisches Beispiel, ein anderes ist das Online-Kundenportal. Darüber verkaufen wir bereits ein Drittel aller unserer Ersatzteile, die wir nicht selbst einbauen, die wir also einzeln verkaufen. Das ist der Anfang einer spannenden Entwicklung.
Darüber hinaus freue ich mich natürlich auf die nächsten drei bis fünf Jahre in unserer derzeitigen Konstellation. Ich freue mich natürlich, den Vorsitz in der Geschäftsführung der Zeppelin Baumaschinen GmbH zu übernehmen und gleichzeitig mit meinem alten wie neuen Chef zusammen zu arbeiten; wir haben ja bislang schon viele Dinge gemeinsam sehr erfolgreich auf den Weg gebracht.
THIS-Magazin: Und, Herr Heidemann, worauf freuen Sie sich?
Michael Heidemann (lacht): Wie immer auf die nächste Bauma.