Von ganzheitlichen Sanierungsstrategien bis zur Energiewende
Die Rohrleitungsnetze in Deutschland zu erhalten, zu sanieren oder auszubauen, stellt in jeder Hinsicht eine erhebliche technische und ökonomische Herausforderung dar.
Gleichzeitig aber auch eine Verpflichtung für alle, die hieran mitwirken: Politiker, Auftraggeber und Unternehmen. Entscheidend sind umsetzbare Rahmenbedingungen und geeignete Instrumentarien und Techniken, um von Beginn an eine fachgerechte Ausführungsqualität sicherzustellen. Vor allem mit Blick auf wirtschaftliche aber auch nachhaltige Sanierungsstrategien sind ganzheitliche Lösungen gefragt – nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der enormen Anforderungen, welche die Energiewende an unsere Leitungsinfrastruktur stellt. Zwei renommierte Veranstaltungsreihen greifen dieses breite Themenspektrum in diesem Jahr gezielt auf: Am 18. und 19. September geben die 10. TAH-Sanierungstage einen grundlegenden Überblick über die wichtigsten Sanierungsverfahren und -techniken bei der Instandsetzung von Abwasserkanälen und am 26. September lädt die Uni Siegen zum 7. Symposium für grabenlose Leitungserneuerung ein. Zu den Partnern und Sponsoren der Veranstaltung zählt neben anderen namhaften Fachverbänden der RSV - Rohrleitungssanierungsverband e.V.
Weichen richtig stellen
Die Sanierung der Entwässerungsnetze der Städte und Gemeinden, einschließlich der privaten Abwasserkanäle, ist eine wichtige und nicht zu vernachlässigende Aufgabe, die neben der Betriebssicherheit, der Standsicherheit, Dichtheit und der Sicherstellung des Umweltschutzes einen wesentlichen Beitrag zur Werterhaltung des Kanalnetzes leistet. Um einen weiteren Verlust der Substanz der Abwasserkanäle zu vermeiden, muss das zur Verfügung stehende und investierte Geld zielgerichtet eingesetzt werden. Voraussetzung hierfür ist zunächst eine detaillierte Planung. Wie man die Weichen in der Praxis richtig stellt und wie man zu einer ganzheitlichen Sanierungsstrategie kommt, die Verfahrenswahl korrekt aus dem Sanierungskonzept herleitet und die Sanierung selbst vorbereitet, zählt zu den Themenschwerpunkten der 10. TAH-Sanierungstage. Zudem bringt das Seminar den Stand der modernen Sanierungstechnik auf den Punkt. Es werden diverse Verfahren und Techniken aus den Bereichen Reparatur, Renovierung und Erneuerung vorgestellt. Darüber hinaus geht es in der zweitägigen Veranstaltung um die Sanierung von Grundstücksentwässerungsleitungen. Die aktuelle Gesetzeslage, Darstellung der Sanierungsverfahren sowie das konstruktive Vorgehen bei der Grundstücksentwässerung werden vertieft. Außerdem wird der Umgang mit Mängeln der Kanalsanierung aus praktischer Sicht vorgestellt. Die Darstellung der neuen VOB/C sowie die Grundlagen der Ausschreibung von Sanierungsmaßnahmen runden das Programm ab. Die Veranstaltung wird von einer fachbezogenen Ausstellung begleitet.
Im Zeichen der Energiewende
Netze für die zukünftige Energieversorgung, Leitungen zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung und Kanäle für die umweltgerechte Abwasserableitung sind die bestimmenden Themen beim 7. Deutschen Symposium für grabenlose Leitungserneuerung. Zu der Veranstaltung am 26. September 2012 in der Universität Siegen werden 20 kompetente Referenten vortragen. Erwartet werden ca. 300 Teilnehmer. Begleitet wird die Veranstaltung von einer Fachausstellung, die über Produkte und Neuheiten informiert.
Zurzeit dürften bundesweit schon mehr als 5 Mio. km Ver- und Entsorugungsleitungen als Rohr, Kabel oder Kanal in der Erde vergraben sein. Obgleich man die Netze im Untergrund auf den ersten Blick nicht sieht, unterscheiden sie sich in Alter, Zustand und Funktion doch erheblich voneinander. Neben der Bestandswahrung gilt der zukünftigen, „neu“ zu erstellenden Leitungsinfrastruktur das Hauptaugenmerk. Die zukünftige Art der Energieversorgung ist nach den einschneidenden Ereignissen mit der Reaktorkatastrophe in den Fokus der Betrachtung geraten. Die angestrebte Energiewende hat den Bedarf an neuen und umweltverträglichen Energiegewinnungsverfahren offen gelegt. Wind- und Solarenergie zur Stromerzeugung benötigen ebenso wie Biogas oder Geothermik mit pumpfähigen Medien entsprechende Verteilungsnetze. Hier ist die bestehende Leitungsinfrastruktur zu ersetzen oder die vorhandenen Bestandteile anzupassen. Grabenlose Verfahren wie Erdkabelverlegung mit Bohrverfahren, die heute schon im erheblichen Maße zur umweltschonenden Verlegung beitragen, können traditionelle Bauweisen wie Freikabelverlegung zukünftig ersetzen.
Intensive Diskussion
Nicht weniger brisant sind die Leitungsthemen, die die Wasserwirtschaft in den Sparten Wasserversorgung und Abwassertechnik beschäftigt. Die Novellierung der Trinkwasserverordnung hat die strengen Anforderungen an die Wasserqualität deutlich unterstrichen. Der Bau und Betrieb von Wasserleitungsnetzen muss demnach so erfolgen, dass die hygienischen Aspekte trotz wirtschaftlich begrenzter Mittel umfassend berücksichtigt werden. Abwasser, zu dem auch Trinkwasser nach seinem Gebrauch wird, muss durch Kanalnetze den Kläranlagen zugeführt werden. Allerdings gelangt nur ein Teil des Abwassers zur Behandlung, da insbesondere im Grundstücksbereich viel Abwasser durch marode und undichte Anschlüsse ins Erdreich versickert. Die Diskussion um die Dichtheit der Grundstückentwässerung wird insbesondere in NRW vor dem Hintergrund des §61a Landeswassergesetz intensiv geführt. Den Bürgerinteressen, die hohe Kosten bei der Umsetzung der Dichtheitsprüfungen als Argument anführen, steht die aus umweltpolitischer und fachlicher Sicht notwendige Begrenzung der Exfiltrations- und auch Infiltrationsmengen gegenüber.
Breites Spektrum
„Gerade in Anbetracht des Zustandes von Leitungen und Kanalnetzen drückt viele Netzbetreiber der Schuh“, stellt RSV-Geschäftsführer Dipl.-Volkswirt Horst Zech fest. „Deshalb besteht dringlicher Handlungsbedarf, auch mit Blick auf die vielfältigen Herausforderungen, die die Energiewende mit sich bringt.“ Auf die sich hieraus ergebenden Fragestellungen wollen die Veranstaltungen in Gelsenkirchen und Siegen Antworten geben. Dementsprechend berichteten Referenten aus Theorie und Praxis, beleuchteten Anspruch und Wirklichkeit und vermittelten kompetent den exakten Stand der Technik sowie zukünftige Entwicklungen rund um die Sanierung von der Hausanschlussleitung bis hin zum Sammler. Details bei Planung, Kosten und Rechtsaspekten der grabenlosen Verlegung und Erneuerung wurden dabei ebenso angesprochen wie neue Regelwerke für Normung und Qualität.
Für RSV-Geschäftsführer Horst Zech, der sowohl in Gelsenkirchen als auch in Siegen verschiedene Themenblöcke moderiert und Vorträge über die „Instandhaltung von Abwasserkanalsystemen in Deutschland“ und „Hausanschlüsse: Sanieren oder Erneuern“ hält, profitieren Auftraggeber, Planer- und Ingenieurbüros sowie ausführende Unternehmen gleichermaßen vom Besuch der mit hochkarätigen Referenten besetzten Veranstaltungen. Gleiches gelte – mit Hinblick auf ein eventuelles späteres Engagement in der Sanierungsbranche – auch für die Zielgruppe der Studierenden.
Denn – auch diese Meinung vertritt Horst Zech – das Thema ganzheitliche Kanalsanierung hat sich längst zu einer generationsübergreifenden Aufgabe entwickelt. „Die Bestandserhaltung der Infrastruktureinrichtungen stellt eine der größten und wichtigsten Zukunftsaufgaben der Netzbetreiber dar“, ist Zech sicher. Hierfür macht sich der Rohrleitungssanierungsverband stark: Etwa indem er Standards für den Gas-, Wasser- und Abwasserbereich setzt oder sich für die Qualitätssicherung und die Förderung des Einsatzes von modernen und ausgereiften Sanierungsverfahren engagiert.
Kontakt
RSV - Rohrleitungssanierungsverband e. V.
49811 Lingen
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