Vorhang auf für ein besonderes Bauwerk

Sichtbetonflächen, vor Ort gefertigt und mit Matrizen strukturiert

Die Mitarbeiter der ARGE ZSC Arena sind mit den Bauarbeiten des Eishockeystadions der ZSC/GCK-Lions-Organisation betraut. Die Verantwortlichen entschieden sich für die Schalungsmatrizen der Firma Noe-Schaltechnik.

Die ZSC/GCK-Lions-Organisation ist mit mehr als 70 Mannschaften und 1.400 Spielerinnen und Spielern nach eigenen Angaben eine der größten Eishockey-Organisationen Europas. Jetzt bekommt sie in Zürich-Altstetten eine eigene Arena. Diese wird zwei Eisfelder und ein Parkhaus umfassen, auf dessen Dach eine Publikumsterrasse eingerichtet werden soll. Die Hauptarena ist auf circa 12.000 Fans ausgelegt. Sie wird von den Baubeteiligten gerne als „Hexenkessel“ bezeichnet, was sich sowohl auf die zu erwartende Stimmung als auch auf die Höhe des Gebäudes mit den steil angeordneten Besucherplätzen bezieht. Ein weiteres Eisfeld ist als Trainingshalle und Spielfeld für die Junioren und unteren Ligen eingebaut und bietet Platz für bis zu 300 Gäste. Im Außenbereich erweitern Terrassen und Höfe den Zuschauerraum. Sie sollen den Eissportbegeisterten vor und nach dem Spiel – und ganz besonders in den Pausen – die Möglichkeit für Diskussionen und Jubelgesänge bieten. Mit dem Bau des Gebäudeensembles ist die ARGE ZSC Arena (Marti AG Zürich, Barizzi AG Bertschikon) beauftragt.

Ein Vorhang aus Beton

Sie übernimmt unter anderem die Errichtung der komplexen Sichtbetonfassaden. Diese stellen ein besonderes Highlight des Gebäudekomplexes dar. Während die Längsseiten als konkave Wellen ausgebildet sind, zeichnen sich Nord- und Südfassade durch eine Formgebung aus, die an einen Vorhang erinnert. Dieser umschließt gläserne Bullaugen mit einem Durchmesser von circa 2,00 Meter und verleiht dem Objekt ein festliches Erscheinungsbild. Die Fassade der Arena wird in Ortbeton hergestellt und setzt sich nicht – wie man bei einer solch komplexen Gestaltung vielleicht annehmen könnte – aus einer tragenden Struktur mit vorgehängten Fertigteilelementen zusammen. Das hat zwar den Vorteil, dass bei perfekter Ausführung keinerlei Fugen sichtbar sind, fordert den Baustellenmitarbeitern jedoch größte Sorgfalt und viel Können ab – denn es gibt keine Chance für einen zweiten Versuch. Ihre Oberflächenstruktur erhalten die Betonfassaden durch die Schalungsmatrizen der Firma Noe-Schaltechnik.

Schalungsmatrizen

Das Unternehmen vertreibt diese schon seit vielen Jahren unter dem Namen Noeplast und bietet sowohl ein großes Spektrum an Standardstrukturen an als auch die Möglichkeit, persönliche Motivwünsche zu realisieren. Um eine individuelle Matrize anfertigen zu können, benötigt Noe Schaltechnik detaillierte Informationen darüber, wie das fertige Relief aussehen soll. Im Fall der Züricher Arena erfolgte das auf der Grundlage von 3D-Vektordaten. Aufgrund dieser Angaben fertigten die Noe-Mitarbeiter mit einer CNC gesteuerten, fünf-achsigen Fräsmaschine vorab das Modell. In mehreren Zwischenschritten und mit viel Handarbeit wird danach die endgültige Matrize gegossen. Entgegen einem Einsatz von Matrizen im Fertigteilwerk müssen diese beim Einsatz auf der Baustelle auf die Schalung fixiert werden um ein Verrutschen der Matrizen während des Betoniervorgangs zu verhindern. Hierfür werden die Matrizen vollflächig auf eine Trägerplatte aufgeklebt. Der Noe Service, die Matrizen am Produktionsstandort mit den Trägerplatten zu verleimen, garantiert eine temperaturbeständige und witterungsgeschützte Produktion und wird von den ausführenden Bauunternehmen gerne in Anspruch genommen. Auf der Baustelle werden die aufgeklebten Matrizen dann lediglich noch von der Schalungsrückseite her auf die Schalung aufgeschraubt und sind für den ersten Einsatz (bis 100 Einsätze möglich) bereit.

Auf der Baustelle

Die Anforderungen an die Sichtbetonfassaden der Eissportarena sind sehr hoch und alle Beteiligten legen größten Wert auf ein perfektes Resultat. Die mehr als 200 Betonierabschnitte (Takte/Etappen) sollen möglichst einheitlich sowie ohne sichtbare Übergänge der Matrizen- und Etappenstöße ausgeführt werden. Aus diesem Grund ist es das Ziel der Baustellenverantwortlichen, große zusammenhängende Flächen auf einmal zu erstellen. Die größten Betonierabschnitte sind 21,70 Meter lang und 11,59 Meter hoch. Hierfür werden mehr als 50 Matrizen in unterschiedlichen Formen und Größen bis 1,76 x 3,42 Meter und einem Gewicht von 590 Kilogramm eingesetzt. Um sichtbare Matrizenübergänge möglichst zu vermeiden werden allfällige Matrizenstöße mit vorgefertigten Füllmatrizen in der jeweiligen Matrizengeometrie und den Breiten von fünf und sieben Millimeter aufgefüllt und mit Füllmaterial verschlossen.

Vor dem Betonieren ist auf die Schalung resp. die Matrizen Trennmittel aufzutragen, um das Ausschalen zu ermöglichen. Bereits im Vorfeld hat die ARGE Baumeister Trennmittel verschiedener Hersteller getestet. Dabei wurde festgestellt, dass sich mit Noe-Schalwachs die besten Ergebnisse erzielen lassen und hat sich für dieses Produkt entschieden. „Beim Ausschalen ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu treffen“, sagt Marcel Lappert, Projektleiter der ARGE ZSC Arena. „Anfangs hatten wir damit etwas Schwierigkeiten. Denn ist der Beton bereits weitgehend ausgehärtet, entsteht ein Unterdruck. Dem begegnen wir, indem wir die Schalung bereits nach einem Tag lockern. Um den Beton von der Matrize zu trennen, nutzen wir spezielle Kissen, die dazwischen befestigt und langsam mit Luft gefüllt werden.“ Ein großer Vorteil der Strukturmatrizen ist, dass sie sich bis zu 100-mal einsetzen lassen. Dies wird auch beim ZSC-Lions-Projekt genutzt. Aufgrund der spezifischen Fassadengeometrie werden einige Matrizen voraussichtlich bis zu 30-mal eingesetzt werden.

Einmaliges Projekt

Mittlerweile hat Noe circa 45 Modelle produziert und mehr als 200 Matrizen mit insgesamt etwa 40 Lkw-Transporten auf die Züricher Baustelle geliefert. Dies ist der größte Einzelauftrag für Strukturmatrizen, den Noe bisher erhalten und ausgeführt hat. Selbst für die ausführende ARGE Baumeister ist es eine ganz neue Erfahrung. Marcel Lappert: „Um uns auf diese Aufgabe vorzubereiten, haben wir nach ähnlichen Projekten Ausschau gehalten. Wir wollten uns vorab informieren, welche Schwierigkeiten auf uns zukommen können und wie diese zu lösen sind. Doch wir haben weltweit kein vergleichbares Projekt gefunden. Deshalb macht es mich ausgesprochen stolz, dass wir mit der Arbeit so gut vorankommen und dass jeder auf der Baustelle derart engagiert mitarbeitet, um die geforderte hohe Qualität erreichen zu können.“ Die Eröffnung der Swiss Life Arena ist für August 2022 geplant. Sie wird dann ein wichtiger Magnet für Sportfans, Eventbegeisterte und Architekturliebhaber sein.

Noe-Schaltechnik Georg Meyer-Keller GmbH + Co. KG

www.noe.de

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