Was lange währt ...
35 Jahre nach Schließung der Deponie „Obere Wiesen“ in Villingen-Schwenningen soll die Auswaschung von Schadstoffen aus der Altablagerung in das Grundwasser verhindert werden.
Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, im Dreiländereck Deutschland, Schweiz und Frankreich, verfügt über die höchste Industriedichte in Baden-Württemberg. Die Stadt Villingen-Schwenningen ist mit rund 81.000 Einwohnern ihr Oberzentrum. Einstmals eines der Zentren der deutschen Uhrenindustrie ist Villingen-Schwenningen heute ein wichtiger Standort der Automobilzulieferindustrie.
Grundwasser in Gefahr
Die Kehrseite dieser wirtschaftlich starken Region war für Jahrzehnte die Deponie „Obere Wiesen“. Auf dem rund 10 Hektar großen Areal, das unmittelbar am Fluss Brigach liegt, wurde für rund ein halbes Jahrhundert Kies gefördert, bevor eine rund 2,6 Hektar große Teilfläche 1951 ohne entsprechende Baumaßnahmen zur Haus- und Gewerbemülldeponie umfunktioniert wurde. In den folgenden 25 Jahren wurden 630.000 Kubikmeter unterschiedlichster Materialien auf dem Gelände abgelagert. Dabei wurden auch die durch den Kiesabbau entstandenen Seen, in denen sich das Grundwasser sammelte, mit Deponiegut verfüllt. Wie in dieser Zeit üblich, wurde nicht zwischen belasteten Abfällen, Bauschutt oder Hausmüll unterschieden. Von den Bürgern erhielt das Areal schnell den wenig schmeichelhaften Namen „Villinger Drecksloch“. Im Rahmen der Deponieschließung 1976 wurde eine Schicht Oberboden aufgebracht, deren Dicke jedoch über der Müllablagerung zwischen 10 cm und 3 Metern schwankt. Eine fachgerechte Abdichtung gegen eindringendes Oberflächenwasser fand gemäß dem Stand der Technik nicht statt. Auch eine Profilierung des Geländes, die ein geregeltes Abfließen des Regenwassers gewährleistet hätte, wurde nicht erstellt. All dies führte zu einer nachgewiesenen Grundwassergefährdung.
Blick nach vorn
35 Jahre nach Schließung der Deponie wurden 2011 geeignete Maßnahmen zur Abdichtung der Altablagerung und zum Schutz des Grundwassers durch die Schleith GmbH durchgeführt. Dabei war für Planer und Ausführende vom ersten Moment an klar, dass man die Uhr nicht zurückdrehen konnte. Es ging also nicht darum die Fehler der Vergangenheit rückgängig zu machen, sondern mit den heute zur Verfügung stehenden Techniken eine bestmögliche Verbesserung der Situation herzustellen.
Umfangreiche Erdbewegungen
Die Planungen rund um die Sanierung der Altablagerung waren umfangreich. Die Bauarbeiten im Rahmen der Landesgartenschau in Villingen-Schwenningen wurden mit der erforderlichen Sanierung der ehemaligen Deponie „Obere Wiesen“ verknüpft. Große Teile des Schwenninger Bahnhofsgeländes wurden in dieser Zeit zu einer Parklandschaft umgestaltet. Insgesamt wurden im Jahr 2008 im Rahmen des Erdbaus 55.000 Kubikmeter vom Landesgartenschaugelände Schwenningen auf das ehemalige Deponiegelände Villingen gebracht und bis zum Beginn der Bauarbeiten vor Ort zwischengelagert.
In die Planungen wurden auch Baumaßnahmen mit einbezogen, bei denen Rekultivierungsboden gewonnen werden konnte. Rund 8.000 Kubikmeter Erdaushub vom Neubau des Parkhauses am Klinikum Villingen-Schwenningen konnte ebenfalls für die Deponiesanierung genutzt werden. Es handelte sich um unbelasteten Boden mit sehr guten geotechnischen Eigenschaften.
Abdichtung maßgenau erstellt
Zu den vorbereitenden Arbeiten gehörten auch Tragfähigkeitsmessungen mittels der dynamischen Lastplatte. Sie ergaben, dass die gesamte Sanierungsfläche nicht ausreichend verdichtet war, um die neuaufzubringenden Schichten ohne Setzungen zu tragen. Aus diesem Grund wurden Teile der Fläche mechanisch nachverdichtet und zusätzlich mit einer Tragschicht aus Recyclingmaterial mit Produktcharakter gemäß ISTE in der Qualität nach LAGA Z 1.1 überbaut. Nachdem diese Arbeiten abgeschlossen waren und das Gelände die planmäßige Profilierung mit definierten Neigungsverhältnissen erhalten hatte, konnte die neue Abdichtung erstellt werden.
Dazu wurden rund 27.000 Tonnen Dichtlehm mit Gütenachweis zweilagig in einer Gesamtstärke von 50 cm bergfrisch aufgebracht. In den Dichtlehm wurde ein Randgraben mit einem Gefälle von teilweise nur 1-2% modelliert, der ausgekleidet mit einer Kunststoffdichtungsbahn als Oberflächenentwässerung dient. Dem Lehm folgt eine Schicht Drainageschotter. Zwischen beiden Schichten ist ein Trennvlies verlegt. Als Rekultivierungsschicht wird unter anderem Bodenaushub von der Neubaumaßnahme Parkhaus Klinikum in Villingen-Schwenningen verwendet.
Biofilter eingebaut
Als eine der letzten Bauleistungen wird am höchsten Punkt der ehemaligen Deponie ein Biofilter, mit den Dimensionen 10 m x 10 m, eingerichtet. Das unter der Abdichtung entstehende Methangas wird über Drainagen gezielt zu diesem Fenster geführt, um dann im Biofilter, einem Gemisch aus Rindenmulch und Mutterboden, schadlos mit dem Luftsauerstoff zu oxidieren.
Während der Bauarbeiten musste ständig auf eine unmittelbar neben der Altablagerung verlaufende 110 Kilovolt-Hochspannungsleitung geachtet werden. Mindestabstände zwischen der Leitung und den Baufahrzeugen mussten zu jeder Zeit eingehalten werden. Zudem durfte durch Profilierungsarbeiten die Standsicherheit der Strommasten, die sich am Fluss der Deponie befinden, nicht gefährdet werden.
Auch logistisch bot die Baustelle einige Herausforderungen für die Spezialisten von Schleith. Das Brigachtal ist eine Engstelle im Verkehrsnetz der Region. Um die Belastung der an die Deponie angrenzenden Gemeinde Marbach zu minimieren, wurde vom Bauherren für alle Transporte zur Baustelle eine Anfahrts- und eine Abfahrtsroute vorgegeben.↓
Ende gut alles gut
Was lange währt, wird endlich gut! 35 Jahre nach Schließung der Deponie wurden lange fällige Arbeiten zur Sicherung der Umwelt vorgenommen. Auch für die Spezialisten der Schleith Umwelttechnik keine alltägliche Aufgabe. Die teilweise sehr geringe Stärke der alten Deckschicht oder die mangelhafte Tragfähigkeit des Untergrundes waren nur zwei der Besonderheit dieser Baumaßnahme. Letztlich wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Bauherren und den örtlichen Behörden alle Herausforderungen erfolgreich gemeistert und ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Ob das Ziel mit den durchgeführten Bauarbeiten erreicht wurde, werden regelmäßige Wasserproben über einen Zeitraum von drei Jahren zeigen.
Die Schleith Gruppe ist ein überwiegend in den Regionen Hochrhein, Breisgau und im westlichen Bodenseegebiet tätiges Bauunternehmen. Das Leistungsspektrum umfasst die Bereiche Tiefbau, Straßenbau, Umwelttechnik und Ingenieurbau. Die Spezialisten des Bereiches Umwelttechnik realisieren Projekte im gesamten Bundesgebiet und im benachbarten Ausland. Modernes Projektmanagement, umfassend ausgebildete Fachleute in allen Bereichen des Unternehmens und ein moderner Maschinenpark sind die Säulen des stetig wachsenden Erfolgs. Mit der Flexibilität eines klassischen Mittelständlers nimmt sich das Unternehmen kleinen wie großen Projekten mit der gleichen Einsatzbereitschaft an.