Wie ein Fels in der Landschaft
Schiefer: Eleganter Schutz für Dach und WandBauten begeistern vor allem dann, wenn die Idee einer Geometrie konsequent umgesetzt wird. Die zwei Schiefermonolithen am Ortseingang einer kleinen Ortschaft wirken in ihrer Perfektion wie zwei galaktische Körper.
Herausragende Bauten wirken oft wie Skulpturen – sowie im Vorgebirgsland der polnischen Beskiden, 50 Kilometer südwestlich von Katowitze. Die zwei in dunklen Schiefer gehüllten Häuser am Ortseingang einer kleinen Ortschaft wirken in ihrer Perfektion wie zwei galaktische Körper. Das Bauwerk hat bis auf die von der Bauordnung geforderten geneigten Dachflächen nichts mit den Nachbarbauten gemein und regt die Ortsansässigen zu so mancher Diskussion an.
Schiefer pur
Die skulpturale Wirkung des Anwesens basiert auf einer puristischen Gestaltung aller Umschließungsflächen. Schieferdach und Schieferfassade des Wohngebäudes und des danebenliegenden Garagentraktes gehen fast ansatzlos ineinander über. Der konsequente Entwurf der Architekten Robert Skitek und Jakub Zygmunt von RS+ Robert Skitek, Architekten aus Tychy, Polen, ist ohne Regenrinne, Dachfenster, Antenne, Schornstein oder Schnee-Stopper in der Geometrie ungestört. Um einen solchen felsenhaften und fast seidig glänzenden Baukörper zu realisieren, musste vor allem die Wasserführung unsichtbar organisiert werden. Dafür ist das Betonplateau, auf dem der obere Teil des Gebäudes steht, auf drei Seiten des Gebäudes als Flachdach ausgebildet. Das Regenwasser fliest vom Dach über die Fassade auf die aufgeständerten Holzterrassen und durch die Fugen auf das darunterliegende Flachdach. Die Wasserführung der Straßenseite wird hingegen über eine im Rasen und vor dem Garagentor integrierten Linienentwässerung organisiert.
Präzision im Raster
Um den Charakter einer Skulptur möglichst perfekt umzusetzen, wurden die Schieferflächen besonders präzise ausgeführt. Die Dachdecker deckten die Monolithen mit einer Rechteck-Doppeldeckung aus Rathscheck Schiefer ein. Die verwendeten Schiefer der Marke Intersin von Rathscheck Schiefer sind auf den 35° geneigten Dächern und auf der Fassade, trotz unterschiedlicher Größe und Überdeckung, in der Ansichtsfläche gleich groß, was den monolithischen Charakter der Bauwerke nochmals betont. Auch die handwerklich präzise gedeckten Außenecken, ohne sichtbare Blechverwahrungen, folgen dem Wunsch des Architekten nach einer monolithischen bis ins Detail ungestörten Gebäudehülle.
Galaktisches Einfamilienhaus
Die Idee des Einfamilienhauses wird deutlich, blickt man von der Talseite auf das Objekt. Das von der Straße aus sichtbare Erdgeschoss steht auf einem Betonplateau, das mit einer niedrigen Sichtbetonmauer dreiseitig umrahmt ist. Dem abfallenden Gelände folgend wächst das Gebäude nach unten. Im unteren Geschoss, das von drei Seiten Tageslicht erhält, sind Kinder- und Schlafzimmer angesiedelt. Auch Bad, Fitness-, Lager- und Wirtschaftsräume finden hier Platz. Auf dem Plateau hinter dem Garagenteil liegt die von Straßenlärm und Blicken geschützte, zum Süden und Osten ausgerichtete Terrasse, darunter eine zweite schattige Terrasse. Von hier aus haben die Bauherren einen unverbaubaren Blick ins Tal. Die Dachfläche des Wohngebäudes ist zweilagig mit 2 x 15 cm Mineralwolle gedämmt mit Unterdeckbahnen abgedeckt und die Schiefer auf 4 x 6 cm dicken Konter- und Dachlatten fixiert. Die Fassade ist ebenfalls zweilagig mit 10 + 5 cm Mineralwolle gedämmt. Dach und Fassade sind an den schräg verlaufenden Ortgängen mit farbigen, dem Schiefer angepassten Aluminiumblechen verwahrt. Das ungewöhnliche Einfamilienhaus in Felsenoptik ist konsequent mit dem seidig glänzenden Schiefergestein bekleidet. So ist sichergestellt, dass die Gestaltungsidee der Architekten dauerhaft erhalten bleibt. Und die Diskussionen in der Nachbarschaft sind lediglich der Beweis, dass gute Architektur anregend wirkt.