Wohnungsbau:
Maßvoll nachverdichtet
Um die Frankfurter Innenstadt neu zu beleben, soziales und
familienfreundliches Wohnen zu ermöglichen, setzt die städtische
Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding auf maßvolle Nachverdichtung.
Südöstlich des Doms und nordwestlich der Alten Brücke wurde in einem Wohnquartier ein Mehrfamilienhaus in Passivhaus-Niveau errichtet. Das Gebäude steht innerhalb einer Blockrand-Bebauung, die stark durch den Baustil der 1950er-Jahre geprägt ist: im Osten, Norden und Westen durch vier- bis fünfgeschossige Wohnriegel, südlich durch eine kleinteilige Wohnbebauung – teilweise mit historischer Substanz. Das Bauvorhaben wurde durch das renommierte Büro Prof. Christoph Mäckler Architekten realisiert. Mit seinem Entwurf hat der Verfechter der Massivbauweise mit Ziegeln die Anmutung der historischen Bebauung am Römerberg in eine moderne Formensprache übersetzt.
Identitätsstiftende Lückenbebauung
Der rechteckige Baukörper ist in zwei zueinander verschobene, nahezu gleich große Gebäudeteile gegliedert. Charakteristisch sind die Satteldächer mit unterschiedlicher Firsthöhe und Dachneigung bei gleicher Traufhöhe sowie die schmalen Spitzgiebel. Die zentrale Erschließung mit Aufzug, Treppenhaus und Zugang zur Tiefgarage befindet sich in der Gebäudemitte auf der Südseite. Davon gehen jeweils die Wohnungen mit 60 bis 150 m² Fläche ab. Die lichte Raumhöhe von 2,70 m gehört zu den Besonderheiten des Gebäudes. Der Neubau hat fünf Vollgeschosse und ein Dachgeschoss.
Monolithische Bauweise
Da das gesamte Quartier mit einer Tiefgarage unterbaut ist, war die Gründung des Neubaus eine Herausforderung für die Tragwerksplaner. Das Mehrfamilienhaus steht auf einer Lastverteilungsplatte. Die Lasten werden über Stützen durch die bestehende Tiefgarage in eigene Fundamente (Kleinbohrpfähle) abgetragen. Die Außenwände bestehen aus einem 49 cm starken und mit Mineralwolle verfüllten Poroton-T7-MW. Mit niedriger Wärmeleitfähigkeit von 0,07 W/mK und einem resultierenden U-Wert von 0,14 W/m²K übererfüllt dieser Ziegel die aktuelle Energiesparverordnung (EnEV) in hohem Maße. Für optimale Statik sorgt die Druckfestigkeitsklasse 6. Die Wohnungstrennwände aus Poroton-24-er PFZ-Planfüllziegeln bieten bestmöglichen Schallschutz, ein sehr wichtiger Aspekt im mehrgeschossigen Wohnungsbau. Die nichttragenden Innenwände sind mit einer Stärke von 11,5 cm in Poroton-Mauerwerk konzipiert (HLz-20-1,4) und mit einem 15 mm starken beidseitigen Gips-Putz versehen. Dank abgestimmter Ergänzungsprodukte konnten Anschlussdetails sicher ausgeführt werden, mit dem Ergebnis einer energieeffizienten Wandkonstruktion in Passivhaus-Niveau. Die regulierende Wirkung von Poroton-Ziegeln auf das Raumklima ergänzt die positiven Eigenschaften monolithischer Wandkonstruktionen. Alle Geschossdecken sind als Filigranbetondecken ausgeführt. Das Holzsparrendach ist mit einer Zwischensparrendämmung versehen und schiefergedeckt. Die architektonische Eigenständigkeit der beiden Gebäudehälften wird durch die unterschiedlichen Putzarten und -farben unterstrichen: zum einen in Weiß mit Glattputz und zum anderen in Rot als Kammputz.
Energetisch der Zeit voraus
Beheizung und Trinkwassererwärmung erfolgen über Fernwärme. Alle Wohnungen verfügen über eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage zur Frischluftversorgung, bestehend aus dezentralen Einzelgeräten mit Wärmerückgewinnung. Einen weiteren wichtigen Beitrag zur positiven Energiebilanz des Gebäudes leistet eine innovative Aufzugsanlage, ebenfalls mit der Möglichkeit der Wärmerückgewinnung, die zum Vorwärmen des Trinkwassers genutzt wird. Laut EnEV 2014 werden die Anforderungen an die Gesamtenergieeffizienz von neu gebauten Wohn- und Nichtwohngebäuden ab dem 1. Januar 2016 um 25 % steigen. Die Wärmedämmung der Gebäudehülle muss zudem im Schnitt um 20 Prozent besser ausgeführt werden. Das Wohnprojekt in der Frankfurter Innenstadt ist bereits jetzt aus energetischen Gesichtspunkten etwas Besonderes.
In Massivbauweise mit dem Poroton-T7-MW errichtet und mit dreifach verglasten Fenstern versehen, erreicht das Gebäudeensemble einen sehr niedrigen Heizwärmebedarf und einen Jahres-Primärenergiebedarf von 25,7 kWh/m²a. Es demonstriert damit, wie die Bestimmungen der Europäischen Gebäude-Richtlinie für 2021 bereits in Angriff genommen werden. Denn von diesem Zeitraum an dürfen Neubauten nur noch als Niedrigst-energiehäuser errichtet werden.⇥■
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