Vererbte Altlasten
Bundesbauministerin Klara Geywitz steht unter Druck: Zu groß ist die Diskrepanz zwischen benötigtem bezahlbaren Wohnraum und der Zahl neu erbauter Wohneinheiten. Die Gründe der Misere sind ererbt: Seit langem erfordern Landflucht und veränderte Lebensvorstellungen eine höhere Zahl von Wohnungen in den Ballungsgebieten; auch erleben wir seit Jahren eine hohe Zuwanderung von Menschen, die zusätzlich untergebracht werden wollen. Ebenfalls nicht neu ist der Mangel an Fachkräften, der inzwischen die Bauindustrie spürbar ausbremst. Und über klamme Kassen klagen Kommunen, die eigentlichen Entscheidungsträger über Baugenehmigungen, bereits seit Jahren.
Dazu treiben kriegsbedingt Rohstoffmangel, Lieferverzögerungen, Preissteigerungen und steigende Zinsen ebenso die Kosten wie steigende (EU-)Anforderungen und wachsende Ansprüche: Neuer Wohnraum soll ökologisch, barrierefrei, perfekt wärme- und schallgedämmt sowie brandgeschützt sein – all das lässt sich mit dem Anspruch „bezahlbar“ nur schlecht vereinen.
Frühere Regierungen ließen diese Herausforderungen ein Stück weit links liegen – der letzte „richtige“ Bauminister ging vor 25 Jahren aus dem Amt. Immerhin: Die Erkenntnis, dass nur mehr Geld die Dinge nicht schneller, sondern nur teurer macht, hat sich durchgesetzt: Die Ministerin setzt daher auf Digitalisierung, auf
serielles Bauen, neue Wohnkonzepte und nicht zuletzt auf neue Technologien wie den Einsatz von Robotern auf Baustellen.
Wenn nun noch Förderprogramme gezielter eingesetzt werden, könnte sich wirklich eine neue, zielführende Wohnungsbaupolitik abzeichnen.