Wohntraum mit Panorama-Seeblick

Umwandlung des Telekom-Hochhauses in Konstanz

In Konstanz soll aus dem alten Telekom-Hochhaus ein modernes Wohnhochhaus werden. Das Konzept des Architekturbüros Sauerbruch Hutton setzt dabei u.a. auf Schöck Isokorb zum erdbeben- und windlastsicheren Anschluss der Balkone.

Die Umnutzung des ehemaligen schmucklosen Konstanzer Fernmeldeturms in ein modernes Wohnhochhaus ist ein Vorzeige-Projekt. Das Konzept des international tätigen Architekturbüros Sauerbruch Hutton (Berlin) trägt der exklusiven Aussichtslage mit großzügigen Balkonanlagen Rechnung. Der sichere Anschluss war aufgrund einer sensiblen Gründung, der Lage im Erdbebenrisikogebiet sowie hohen Windlasten eine statische Herausforderung, die jedoch mit Schöck Isokorb zuverlässig gelöst werden konnte.

Vom Bürogebäude zum exklusiven Wohnhochhaus Ode Lofts Konstanz: Voraussichtlich 2025 soll das Vorzeige-Projekt fertiggestellt sein.
© Schöck Bauteile GmbH

Vom Bürogebäude zum exklusiven Wohnhochhaus Ode Lofts Konstanz: Voraussichtlich 2025 soll das Vorzeige-Projekt fertiggestellt sein.
© Schöck Bauteile GmbH
Nach Jahren des nahezu vollständigen Leerstands wird dem Post- und Büroturm aus den 1960er Jahren im Konstanzer Stadtteil Petershausen neues Leben eingehaucht. Mit 62 Metern Höhe ist er nach dem Münster das zweithöchste Gebäude der attraktiven Stadt am Bodensee. Die bundesweit tätige BPD Immobilienentwicklung GmbH, die das rund 11.500 Quadratmeter große Gesamtareal 2017 erworben hat, realisiert hier im Zuge einer Komplettsanierung das Wohnprojekt Ode Lofts. 2025 soll das Bauprojekt fertiggestellt sein.

Das 16-geschossige Hochhaus ist Teil einer innerstädtischen Quartiersentwicklung, die das gesamte sogenannte Telekom-Areal umfasst. Die Telekom wird weiterhin das 16. Geschoss belegen, in den Stockwerken darunter entstehen 98 hochwertige Loftwohnungen. Diese zeichnen sich durch eine lichte Raumhöhe von bis zu drei Metern, elegant geschwungene Balkone sowie ein atemberaubendes Panorama aus: Von der allen Bewohnern zugänglichen Dachterrasse im 16. Obergeschoss aus reicht der Blick Richtung Osten über den See bis in die Schweizer Alpen; Richtung Westen genießt man die Aussicht auf den Schweizer Seerücken und die malerische Hügellandschaft des Hegau.

Transformation eines Gebäudes in Bestlage

Sieger des im Vorfeld veranstalteten Architekturwettbewerbs ist Sauerbruch Hutton. Dem renommierten Berliner Architekturbüro gelingt mit umsetzbaren und gleichzeitig wirkungsvollen Eingriffen die ästhetisch und funktional überzeugende Umwandlung des vormals spröden, nüchternen Büroturms in ein modernes Wohnhochhaus mit außergewöhnlicher Anmutung.

Die ein Meter breite Erweiterung des Bestandsgebäudes ist in
diesem Geschoss bereits erstellt. 
© Schöck Bauteile GmbH

Die ein Meter breite Erweiterung des Bestandsgebäudes ist in
diesem Geschoss bereits erstellt. 
© Schöck Bauteile GmbH

Die Primärkonstruktion, an der sich auch die Wohngrundrisse orientieren, bleibt dabei erhalten und wird an den Fassadenlängsseiten um einen Meter erweitert. Ein davor liegender „Screen“ aus Balkonen mit partiellen Verglasungselementen verleiht dem Gebäude eine leichte Anmutung und ergänzt jede Wohnung um einen individuell bespielbaren Außenraum.

Dominanz des Baukörpers reduzieren

Material, Farbe und Details brechen die Dominanz des im Kontrast zu seiner Umwelt stehenden Hochhausriesen. „Die neue Fassade mildert ein Stück weit die Dimension, die dieses Gebäude hat. Die Balkone legen einen Faltenwurf um das Haus, wobei die Bekleidung mit farbiger Keramik fast eine textile Anmutung erzeugt“, fasst Vera Hartmann, Architektin und Geschäftsführerin bei Sauerbruch Hutton, das gestalterische Konzept zusammen. Eine Schiebeverglasung, mit der die Balkone zu zwei Dritteln windgeschützt geschlossen werden können, bringt die Fassade zusätzlich in Bewegung. Zusammen mit einer Fassadenverkleidung aus Aluminiumblech entsteht ein flirrendes Gesamtbild, das mit der Atmosphäre der umgebenden Stadtlandschaft korrespondiert. 

Die Balkone werden im Ortbetonverfahren erstellt und sind mit Schöck Isokorb an die Geschossdecke angeschlossen.
© Schöck Bauteile GmbH

Die Balkone werden im Ortbetonverfahren erstellt und sind mit Schöck Isokorb an die Geschossdecke angeschlossen.
© Schöck Bauteile GmbH

Rückbau und Erweiterung

Im ersten Schritt wurde der Büroturm vollständig entkernt und bis auf das Stahlbetonskelett zurückgebaut. „Wir konnten 93 Prozent der Rohbaustruktur erhalten und als Ressource nutzen. Unsere Berechnungen ergaben, dass wir so insgesamt 2.268 Tonnen CO2 eingespart haben“, sagt Vera Hartmann und ergänzt: „Das ist so viel, wie 2.268 Buchen in 80 Jahren binden.“

Für die Erweiterung wurde eine, dem vorhandenen Stützenraster folgende, neue Fassadenwand im Ortbetonverfahren erstellt und an das Bestandsgebäude angebunden. Diese besteht aus den vertikal verlaufenden Wandscheiben, sprich Fassadenstützen und den horizontal verlaufenden Geschossdecken. Die Hauptlast der Geschossdecken wird über die neuen Fassadenstützen abgetragen. Um die Statik zu gewährleisten, gründen die vertikalen Wandscheiben auf Mikropfählen. In die neu angesetzten Deckenstreifen wurde Schöck Isokorb T Typ K als tragendes Wärmedämmelement zum Anschluss der frei auskragenden Stahlbetonbalkone einbetoniert.

Die Hohlkörper, die das Gewicht der Balkone reduzieren, sind zwischen den Bewehrungslagen der Stahlbeton-platten platziert.
© Schöck Bauteile GmbH

Die Hohlkörper, die das Gewicht der Balkone reduzieren, sind zwischen den Bewehrungslagen der Stahlbeton-platten platziert.
© Schöck Bauteile GmbH

Balkonanschluss mit Schöck Isokorb

Die neue Geschossdecke – der Erweiterungsstreifen, der an die bestehende Geschossdecke angebunden wurde – lagert auf der neuen vorgesetzten Fassadenkonstruktion. Die Last der bis zu 12,9 Meter langen und 1,13 bis 2,43 Meter tiefen Balkonplatten von Ode Lofts wird geschossweise voll über Schöck Isokorb auf diese vorgesetzte Fassadenkonstruktion abgetragen. Seitliche Lagerpunkte existieren nicht. „Wir wollten den Anschluss mit Schöck Isokorb lösen, denn wir haben bereits in anderen Projekten gute Erfahrungen mit diesem bewährten Produkt gemacht, auch was die Planungsunterlagen und die Unterstützung des Herstellers bei Sonderlösungen angeht“, erklärt Tobias Tiyaworabun, Projektingenieur vom Ingenieurbüro Werner Sobek Frankfurt, die Wahl. Die vor dem Betonieren in die Balkonplatten eingelegten Hohlkörper führten darüber hinaus zu einer Lastminderung von circa 15 Prozent. Laut Tragwerksplaner war die Minimierung des Eigengewichts in Anbetracht des spezifischen Konstanzer Baugrunds und der sensiblen Gründung aus Mikropfählen eine entscheidende Überlegung zur Realisierung der neuen vorgesetzten Konstruktion.

Herausforderung Statik

„Wir mussten die Setzungen und Stauchungen der Fassade mit den daraus resultierenden Verformungen in die Planung einbeziehen und die Schalungen der Balkonplatten mit einer entsprechenden Überhöhung erstellen“, erläutert Tiyaworabun. Diese mussten geschossweise individuell vorgegeben werden, um die nachhaltige Lage der Balkone zu sichern. Der Aufwand, um dieses sensible System bemessen zu können, war enorm, wie der Statiker beschreibt: „Neben Dingen wie Ausschalfristen, Belastungen im Bauzustand, freitragende Unterrüstungen sowie Balkonbrüstungen oder Betonfestigkeit musste auch die Drehfeder des Isokorb berücksichtigt werden, weshalb wir laufend in enger Abstimmung mit Schöck waren.“

Baubegleitend erfolgten Vermessungen zur Überwachung der Verformung. Seit September 2023 sind alle Balkone angebracht.

Ein Screen mit geschwungenen Balkonen prägt die Optik von Ode Lofts Konstanz.
© Sauerbruch Hutton / BPD Immobilienentwicklung

Ein Screen mit geschwungenen Balkonen prägt die Optik von Ode Lofts Konstanz.
© Sauerbruch Hutton / BPD Immobilienentwicklung

Querkraftdorn Schöck Stacon verhindert Versatz

Damit auch die Balkonplatten in ihrer Reihung stabil und ohne Versatz „auf Linie“ bleiben, wurde Schöck Stacon Typ LD als einfache Lösung, bei der keine zusätzlichen Konstruktionen nötig sind, eingesetzt. Der Querkraftdorn verbindet die Platten über die Dehnfugen miteinander, überträgt die Querkräfte und ermöglicht gleichzeitig die erforderliche Beweglichkeit. Dadurch erfahren die Platten über die gesamte Fassadenbreite die gleiche Verformung. Das war nicht nur aus optischen Gründen wichtig, wie David Schreiber vom Regionalbüro Bodensee der BPD Immobilienentwicklung ausführt: „Auch um die Funktionalität der verschiebbaren Glaselemente auf Dauer sicherzustellen, darf es einfach keinerlei Verzug geben.“

Hohes Erdbebenrisiko und höchste Windlasten

Die Bodenseeregion ist Erdbebenrisikogebiet und mit Erdbebenzone 2 in der zweithöchsten Klasse eingestuft, bei der rechnerisch Intensitäten von 7 bis <7,5 (EMS-98) zu erwarten sind. Außerdem gilt für das Bauen in Konstanz die höchste Windklasse. Hier können Windlasten wie an der Nordsee auftreten. Diesen extremen Anforderungen werden die eingesetzten Schöck Isokorb Typen gerecht. Für Ode Lofts Konstanz wurde mit Isokorb T Typ K M10 VV1 und Isokorb T Typ H VV1 besonders leistungsfähige Typvarianten mit einer entsprechenden Aufnahmefähigkeit von H-Lasten im Erdbebenlastfall gewählt. Isokorb XT/T Typ H ist die einzige bauaufsichtlich zugelassene Lösung für Erdbeben in Europa.

Für David Schreiber war die Wahl eine klare Sache: „Wir mussten uns absolut auf die Trag- und Funktionsfähigkeit des Balkonanschlusses verlassen können. Deshalb haben wir uns nicht nur für den als Qualitätsprodukt bekannten Schöck Isokorb entschieden, sondern darüber hinaus die hochwertigste Ausführung gewählt, die für unsere Anforderungen zur Verfügung stand. Wir wollten keinerlei Risiko eingehen – und Schöck Isokorb ist einfach ein Referenzprodukt.“

Der nahtlose Übergang aus den Innenräumen ins Freie sorgt für Lebensqualität. In Sachen Energieeffizienz und Wärmedämmung entspricht der Anschluss der Balkone mit Schöck Isokorb aufgrund der neuen, vorgesetzten Fassadenkonstruktion Neubaustandard.
© Sauerbruch Hutton / BPD Immobilienentwicklung

Der nahtlose Übergang aus den Innenräumen ins Freie sorgt für Lebensqualität. In Sachen Energieeffizienz und Wärmedämmung entspricht der Anschluss der Balkone mit Schöck Isokorb aufgrund der neuen, vorgesetzten Fassadenkonstruktion Neubaustandard.
© Sauerbruch Hutton / BPD Immobilienentwicklung

Premium-Sanierung mit Nachhaltigkeitsfaktor

Durch die Revitalisierung des leerstehenden Büroturms gewinnt Konstanz 10.000 Quadratmeter Wohnfläche. „Das geltende Baurecht erlaubt nur noch fünf- bis sechsgeschossige Gebäude“, sagt Rainer Beitlich und ergänzt: „Durch die Umnutzung entstehen 98 Wohnungen mit Wohnflächen von 32 bis 188 Quadratmeter ohne zusätzliche Flächenversiegelung. Neben dem Erhalt der Bausubstanz schont das  auch die Umwelt.“

Schöck Bauteile GmbH

www.schoeck.com

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