acqua alta: Fachleute diskutieren Voraussetzungen für erfolgreichen Katastrophenschutz
Katastrophenschutz beginnt nicht erst dann, wenn die Katastrophe eingetreten ist. Für einen erfolgreichen Hilfseinsatz ist es von entscheidender Bedeutung, dass bereits im Vorfeld entsprechende Maßnahmen ergriffen worden sind. Das setzt eine enge Vernetzung der verantwortlichen Institutionen und Organisationen wie zum Beispiel Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW), Hochschulen und Behörden voraus. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die acqua alta vom 10. bis 12. November im CCH – Congress Center Hamburg. Auf dem internationalen Kongress für Klimafolgen und Hochwasserschutz präsentieren Experten aus dem In- und Ausland aktuelle Forschungsansätze und auf der begleitenden Fachmesse stellen Unternehmen neue Produkte rund um den Katastrophenschutz vor.
Als Stadt an der tideoffenen Elbe ist die Hochwassergefahr für Hamburg vor allem durch Sturmfluten allgegenwärtig. Rund ein Drittel des Stadtgebietes gilt als überflutungsgefährdet. Holger Poser, Leiter des Referats Katastrophen- und Bevölkerungsschutz in der Behörde für Inneres, wird auf dem Kongress der acqua alta darlegen, wie sich die Hansestadt auf die permanente Bedrohung vorbereitet: „Die Schutzmaßnahmen reichen von Straßensperren über die Räumung des Hafens bis hin zur Evakuierung besonders gefährdeter Bereiche. Alle Aktionen werden vom Zentralen Katastrophendienststab der Behörde für Inneres koordiniert und auf die jeweils prognostizierten Wasserstände abgestimmt. Flankiert werden die Maßnahmen durch eine offensive Aufklärung der Bevölkerung und entsprechende Warnungen.“
Auf die so wichtige Kommunikation mit der Bevölkerung beim Katastrophenschutz wird explizit beim Round Table „Einsatzmanagement und Kommunikation“ eingegangen. Professor Walter Leal, Leiter des Forschungs- und Transferzentrums „Applications of Life Sciences“ an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, diskutiert mit Vertretern von Hilfsorganisationen über dieses zentrale Thema.
„Kommunikation, Kooperation, Koordination – das sind wichtige Schlüsselbegriffe bei der Gestaltung eines effektiven und beständigen Katastrophenschutzes auf nationaler und internationaler Ebene“, sagt Albrecht Broemme, Präsident des THW. Sie bilden das stabile Geflecht eines funktionierenden Netzwerks aus staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen, auf das sich die Einsatzkräfte im Katastrophenfall verlassen. „Ein solches Netz muss bereits im Vorfeld geknüpft werden und nicht erst, wenn die Katastrophe eingetreten ist. Umso wichtiger ist eine Veranstaltung wie die acqua alta, weil sie eine internationale Plattform der Kommunikation und des Austausches bietet.“ Auf dem Kongress der acqua alta wird Broemme im Plenum „Bevölkerungsschutz“ über die Trinkwasserversorgung in Katastrophenlagen sprechen. „Wasser ist d a s Lebenselixier. Unsere hochqualifizierten Teams und eine moderne Ausstattung sichern im Einsatzfall das Überleben der Menschen vor Ort“, betont Broemme.
Wie man sich in der französischen Hauptstadt auf steigende Hochwasser der Seine einstellt und welche Folgen das in der Metropole hat, stellt der frühere Generalsekretär für Katastrophenschutz von Paris, Gérard Charguellon, dar. In dem internationalen Ansatz besteht für Reinhard Vogt, Geschäftsführer des Hochwasserkompetenzzentrums Köln, der besondere Stellenwert der acqua alta: „Katastrophen machen nicht vor Ländergrenzen Halt. Darum ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiches Katastrophenschutz-Management. Die acqua alta präsentiert sowohl den aktuellen Forschungsstand als auch neue Ansätze und Technologien.“ Als vielversprechendes Beispiel im Hochwasserschutz bezeichnet Vogt das Projekt NOAH, an dem sich Deutschland, Irland und die Niederlande beteiligen. NOAH verfolgt das Ziel, allen maßgeblichen Stellen die hochwasserrelevanten Informationen schnellstmöglich bereitzustellen, um Krisensituationen effizienter bewältigen zu können. Ein zentraler Baustein ist das digitale Hochwasserinformationssystem FLIWAS (FLut Informations- und WArnSystem), das sich auch an die breite Öffentlichkeit richtet.
Große Bedeutung misst Vogt, der auf dem Kongress der acqua alta das Plenum „Bevölkerungsschutz“ moderieren wird, der begleitenden Fachmesse bei: „Die Ausstellung bietet Katastrophenschutz zum Anfassen. Sie ist für jeden Praktiker die optimale Gelegenheit, um sich auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Und da tut sich einiges, der Sandsack ist schon lange tot. Gleichzeitig erlaubt die Fachmesse einen Vergleich der verschiedenen Verfahren und Systeme. Dadurch können die Einsatzmöglichkeiten im Ernstfall optimiert werden.“
Eine wirkungsvolle Alternative zum Sandsack stellt das Unternehmen European Flood Control (EFC) aus Bremen auf der Fachmesse der acqua alta vor. Die europäische Vertretung der International Flood Control, dem weltgrößten Hersteller von auffüllbaren und wieder verwertbaren Sandsackersatzsystemen, präsentiert den Mehrzweckschlauch „Tigerdam“. General Manager Thomas Tjaden erläutert das Prinzip: „Der ,Tigerdam‘ wird einfach mit Wasser gefüllt und kann schnell und flexibel eingesetzt werden. Im Vergleich zur Arbeit mit Sandsäcken wird der Personalaufwand erheblich reduziert.“ Ein weiterer Vorteil laut Tjaden: „Mit seiner widerstandsfähigen Hülle kann der Mehrzweckschlauch auch im Gefahrgutbereich eingesetzt werden.“ Seine Bewährungsprobe hat der „Tigerdam“ bei der Überschwemmung in New Orleans (USA) 2005 bestanden, wo er eingesetzt wurde.
Die acqua alta, 4. Internationaler Kongress mit Fachmesse, beschäftigt sich vom 10. bis 12. November 2009 im CCH – Congress Center Hamburg mit den Themen Klimafolgen, Hochwasserschutz, Katastrophenmanagement und Wasserwirtschaft. Allen beteiligten Organisationen, Forschungsinstituten, kommunalen Spitzenverbänden und Branchen bietet sie eine Plattform für den fachlichen Austausch und die Entwicklung gemeinsamer Strategien zur Bewältigung dieser globalen Gemeinschaftsaufgaben. Weitere Informationen zu Kongress und Messe finden sich im Internet unter www.acqua-alta.de