30. Juni 1994

Am 8. März war mal wieder der Internationale Weltfrauentag. Auf den bau-bezogenen Social-Media-Kanälen, denen ich folge, summte und brummte es bei den zahlreichen mehr oder weniger gelungenen Versuchen, den weiblichen 50 Prozent der Gesellschaft wenigstens an diesem einen Tag im Jahr öffentlichkeitswirksam Respekt zu zollen. Viele dieser verbalen Verbeugungen sind nicht ganz frei von Eigennutz, denn angesichts des Fachkräftemangels legt man auf weibliche Leistungsträger auch in der Baubranche steigenden Wert – es geht nicht mehr ohne.

Das war mal anders. Schon seit Kaisers Zeiten bestand ein Beschäftigungsverbot für Frauen im Bauhauptgewerbe. Es wurde zwar während des zweiten Weltkriegs ausgesetzt, trat aber nach den gröbsten Aufräumarbeiten ab 1955 wieder in Kraft. Erst zum 30. Juni 1994 fiel dieses unsinnige Berufsverbot.

Im Rückblick eine absolut unverständliche, vor Arroganz nur so strotzende Regelung. Denn die von Frauen milliardenfach in der Care-Arbeit nachgewiesene enorme Arbeits- und Belastungsfähigkeit, die dafür erforderliche Flexibilität und Reaktionsfähigkeit prädestiniert geradezu für das stressige Baugeschäft.

Die Zeiten haben sich seit dem 30. Juni 1994 deutlich geändert: Anlässlich des diesjährigen Weltfrauentags hat sich der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie mit der Unterstützung von Bundesministerin Klara Geywitz dazu entschlossen, aus einem feierlichen Anlass einen Prozess zu machen und das FrauenNetzwerk-Bau zu gründen. Eine überfällige Entwicklung, die wir gerne mittragen, und über die wir in THIS auch in Zukunft berichten werden.


13 %

der Beschäftigten im Wirtschaftszweig Baugewerbe sind weiblich, im Wirtschaftszweig Bauhauptgewerbe liegt der Anteil sogar nur bei 10 %.

© Statistisches Bundesamt / Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

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