Auf neuen Wegen durch Monschau

Barrierefreie Pflasterflächen in gebundener Bauweise

In der Altstadt von Monschau wurde das Pflaster erneuert. Dabei durchliefen die alten Pflastersteine ein „Urban Mining“: Das verbaute Material wurde geborgen und wieder aufbereitet. Danach fanden die Steine zurück an ihren ursprünglichen Einsatzort.

Aus dem ehemals holprigen Kopfsteinpflaster sind mithilfe der passenden Mörtel und einer geeigneten Verlegeart ebene, barrierefreie Wegeflächen geworden. Der Baustoff Trass spielte dabei eine wichtige Rolle und spielte seine Fähigkeiten zusätzlich bei Arbeiten an den äußeren Burganlagen des Eifeldorfes aus.

Monschau liegt eingebettet in den Naturpark Hohes Venn-Eifel. Enge Gassen führen durch ein historisches Stadtbild mit einem gut erhaltenen Bestand an Fachwerk- und Bruchsteinhäusern. Die Bausubstanz des Stadtkerns stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Altes Pflaster ist nicht barrierefrei

Die Pflastersteine im Bestand zeugten jedoch mit ungeraden Oberflächen und ausgespülten Fugen von einer jahrhundertelangen Abnutzung. Insbesondere für Menschen, die mit Rollstuhl oder Kinderwagen in der Stadt unterwegs waren, stellte das Pflaster ein Hindernis dar. Im Rahmen eines größeren Sanierungskonzeptes entschied sich die Stadt Monschau deshalb, das Pflaster zu erneuern, um eine barrierefreie Wegeführung durch die Altstadt zu schaffen.

Alte Steine haben noch lange nicht ausgedient

Das mit dem gesamten Sanierungskonzept beauftragte Ingenieurbüro H. Berg & Partner brachte die Idee ein, bei der gewünschten Erneuerung der Pflasterflächen auf Urban Mining zu setzen. Das alte Pflaster wurde hierfür zunächst ausgebaut und zu einem nahe gelegenen Natursteinbetrieb transportiert. Hier wurden dann die unebenen Kopfflächen der Steine abgesägt und begradigt. Ein Abflämmen der Steine brachte ihr natürliches Aussehen wieder zum Vorschein. Nach dieser Aufbereitung konnten fast alle Steine wiederverwendet werden.

Mit Rücksicht auf die Bedeutung, die der Tourismus besonders in der wärmeren Jahreszeit für die Stadt hat, wurden die Bauarbeiten auf den Zeitraum von Januar bis Mai begrenzt. Die gesamten Arbeiten im Zuge des übergeordneten Sanierungskonzeptes zogen sich aufgrund dieser Einschränkung über mehrere Jahre bis zu ihrem vorläufigen Abschluss im Jahr 2024 hin.

Die gebundene Bauweise spielt ihre Vorteile aus

Das erneuerte Pflaster wurde in der gebundenen Bauweise verlegt. Ausschlaggebend dafür war, dass eine barrierefreie Fläche auf diese Weise besser realisiert und langfristig erhalten werden kann. Gleichzeitig bedeutet die gebundene Bauweise aber auch einen geringeren Aufwand bei der Reinigung der Flächen. Beim Einsatz von Kehrmaschinen besteht nicht die Gefahr, Material aus den Fugen auszutragen. Auch kann die gebundene Bauweise mit einer besseren Lastabtragung punkten. Obwohl die Straßen in der Altstadt hauptsächlich für Fußgänger vorgesehen sind, müssen sie in den Morgenstunden auch den Verkehr durch die teils schweren LKW der Anlieferer verkraften.

Das Pflaster wurde mit einem aufeinander abgestimmten Produktsystem für die gebundene Bauweise verlegt, das von Tubag, einer Marke der Sievert SE, stammt. Das System setzt auf eine Kombination von Pflasterfugenmörtel, Haftschlämme und drainfähigem Bettungsmörtel. Alle drei Produkte verwenden Trass als Zuschlagstoff. Die Trassbeigabe verleiht den Mörteln optimale Verarbeitungseigenschaften und wirkt Kalkausblühungen entgegen.

Der Trass-Pflastermörtel TPM-D 4 bildet als Bettungsmörtel auf einer wasserdurchlässigen Asphalttragschicht die Grundlage für den weiteren Oberbau. Eine entscheidende Bedeutung kommt der sorgfältigen Verwendung der Trass-Haftschlämme TNH rapid zu, denn sie sorgt für den sicheren Verbund der Schichten. Nur durch diese sichere Verbindung kann der Oberbau die auftretende Last von schweren Fahrzeugen gleichmäßig aufnehmen und verteilen. Ganz konsequent wurde deshalb jeder Pflasterstein vor dem Verlegen einzeln in die Haftschlämme getunkt. Die frische, perfekt eingestellte Haftschlämme wies einen genau festgelegten Wassergehalt und immer die gleiche Konsistenz auf.

Als Pflasterfugenmörtel kam der PFH von Tubag zum Einsatz. Er wurde speziell für den Straßenbau und Flächen mit hoher Verkehrsbelastung entwickelt. Für Monschau wurde der PFH so eingestellt, dass er punktgenau nach rund 15 bis 25 Minuten anzog. Der Abbindeprozess wurde im Werk chargenbezogen auf die jeweilige Temperatur der wechselnden Jahreszeiten vor Ort abgestimmt. So blieb er gut von der Pflasteroberfläche abwaschbar, war jedoch nicht so weich, dass beim Reinigen der Steine die frischen Fugen wieder ausgeschwemmt worden wären.

Durch das punktgenaue Abbindeverhalten des PFH konnte eine Schwammputzmaschine für die Reinigung der Pflasterflächen eingesetzt werden. Sie ist für diese Arbeiten ideal, da sie das Spülwasser aufnehmen kann. Bleibt dieses zu lange in den Fugen stehen, können die obersten Bereiche des Fugenmörtels Schaden nehmen und ihre Frost-Tausalz-Beständigkeit verlieren. Der Erfolg der Kombination aus Pflasterfugenmörtel und Schwammputzmaschine zeigt sich in einem ebenen Fugenschluss, der die Anforderungen an eine barrierefreie Fläche hervorragend erfüllt.

Bei der Verfugung sind keine Arbeitsfugen entstanden, da selbst große Flächen zügig nacheinander verarbeitet werden konnten. Auch dies ist in erster Linie dem PFH geschuldet, der durch seinen Trassgehalt ein hoch fließfähiges und selbstverdichtendes Produkt ist und spannungsfrei erhärtet. Dank der speziellen Eigenschaften des Fugenmörtels reichte durchschnittlich ein Tag aus, um etwa 400 Quadratmeter Pflasterfläche zu verfugen.

Schweizer Bauweise

Bei der Verarbeitung der Pflasterflächen kam größtenteils die Schweizer Bauweise zur Anwendung. Hierbei wird die gesamte Pflasterfläche ohne quer zur Fahrtrichtung verlaufende Dehnungsfugen hergestellt, da diese als Schwachstelle angesehen werden.

Möglich wurde die querfugenfreie Schweizer Bauweise nicht zuletzt, durch den Einsatz der Haftschlämme. Diese sorgt für einen sicheren Verbund der Schichten, durch den der Druck so gut auf die Fläche verteilt werden kann, dass der gesamte Aufbau auch ohne Dehnungsfugen den Belastungen standhält. Auch das E-Modul des Pflasterfugenmörtels spielte eine Rolle für das Gelingen dieses Vorgehens. In der gesamten in dieser Bauweise ausgeführten Fläche sind bisher keine Risse aufgetreten.

Sebastian Quetsch, Produktmanager für die Bereiche GaLaBau und Straßenbau bei Tubag/Sievert, lobt die Ausführung durch die Firma Backes Bau: „Die Bauabschnitte in der Schweizer Bauweise wurden optimal ausgeführt. Das zeigt sich nicht nur in der ebenen und rissfreien Gesamtfläche, sondern auch bei Richtungswechseln im Verband sowie in kurvigen Straßenbereichen. Hier wurden die Steine vor Ort handwerklich exakt auf die passende Größe gespalten und passgenau eingefügt.“

Auf ebenem Grund durch Monschau

Wer heute durch Monschau flaniert, spürt deutlich unter den Füßen, wenn er über den neu gemachten Pflasterbelag läuft. Der barrierefreie Bereich konzentriert sich derzeit noch auf den inneren Stadtkern. Umso deutlicher fällt auf, dass andere Straßenbereiche noch im ursprünglichen Zustand verblieben sind. Doch wenn die Mittel dafür bereitstehen, soll sich auch hier das Bild wandeln.

Neue Fugen für die Brücke am Eselsturm

Produkte mit Trassbeigabe können ihre Vorteile nicht nur bei Pflasterflächen ausspielen. Auch am Mauerwerk der Burg Monschau sind trasshaltige Produkte zum Einsatz gekommen. Dabei ging es um einen Durchgang unter der Brücke am Eselsturm. Er führt hinab in die Altstadt und ist Teil der äußeren Burganlage.

Das Gewölbe im Durchgang, die Gewölbebögen und ein Teil der Mauern an den Stirnseiten der Brücke wurden im Herbst 2022 instandgesetzt. Hierbei ging es hauptsächlich um die Ausbesserung einer schadhaften Verfugung.

Die Untersuchung des Bestandsmörtels auf putzschädigende Salze brachte erhöhte Werte an den Tag. Das beauftragte Ingenieurbüro Raupach Bruns Wolf entschied sich nach Rücksprache mit der ausführenden Firma und dem Baustoffhersteller für den Einsatz eines Fugenmörtels mit erhöhter Sulfatbeständigkeit. Mit dem Tubag HSM 2a wurde ein passender Restaurierungsmörtel mit hohem Sulfatwiderstand gefunden.

Da auch ein Teil des Steinmaterials aus Grauwacke und Schiefer ausgetauscht werden musste, kam ebenfalls ein Trass-Werksteinmörtel zum Einsatz. Zusätzlich erfolgte eine Vernadelung des Mauerwerks mit einem Trass-Verpressmörtel zur Stabilisierung.

Das ausgebesserte und stabilisierte Mauerwerk wurde maschinell im Trockenspritzverfahren neu verfugt. Der Fugenmörtel wurde anschließend vorsichtig mit einem festen Strahlgut abgestrahlt, um eine leicht raue Oberfläche zu erzielen und so das Erscheinungsbild wieder möglichst genau dem historischen Zustand anzugleichen.

Trass: regional und nachhaltig

Der Rheinische Trass, der die Verarbeitungs- und Produkteigenschaften aller in Monschau eingesetzten Mörtelvarianten verbessert, stammt aus der Vulkaneifel. Er entstand bei einem Ausbruch des Laacher-See-Vulkans vor rund 13.000 Jahren. Bereits in dieser explosiven Zeit wurde ein energieintensiver Brennprozess vorweggenommen. Das macht Trass zu einem natürlichen Baustoff mit einer sehr guten Ökobilanz. Da Trass einen Teil anderer Binde-mittel im Mörtel wie beispielsweise Kalk oder Zement ersetzen kann, verbessert er die Umweltbilanz des Gesamtprodukts. In Monschau trägt der vielseitige Baustoff dazu bei, das historische Stadtbild auf nachhaltige Weise zu bewahren.

Tubag / Sievert SE
www.tubag.com

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