Bauunternehmer schauen vorsichtig auf 2011

Während die Bauunternehmen ihre aktuelle Lage im Herbst 2010 so positiv sehen wie zuletzt bei der Sonderkonjunktur durch die Wiedervereinigung, sind sie hinsichtlich der Zukunft etwas skeptischer als noch im Sommer. Insbesondere die Tiefbauunternehmen sehen pessimistischer ins nächste Jahr. Dies ergab eine Umfrage des Industrie- und Handelskammertages bei 1.770 Unternehmen der Bauwirtschaft, die im September stattfand.

 

Geschäftslage

Im Vergleich zu allen anderen Wirtschaftszweigen verzeichnete die Bauwirtschaft die stärkste Lageverbesserung: Der Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Meldungen erreichte mit Plus 26 Punkten einen Wert, der zuletzt im Zuge der Sonderkonjunktur nach der Wiedervereinigung erreicht wurde. 90 % der befragten Bauunternehmen beurteilen im Herbst 2010 die eigene Geschäftslage als „gut“ (36 %) bzw. „befriedigend“ (54 %). Nur jedes zehnte Bauunternehmen bewertet die eigene Geschäftslage als „schlecht“. In den Umfrageergebnissen spiegeln sich neben der guten Entwicklung im Wohnungsbau auch die gestiegenen Bauausgaben der Gebietskörperschaften im Rahmen der Konjunkturprogramme wider: So ist die positive Entwicklung in der Bauwirtschaft vor allem vom Ausbaugewerbe getrieben. Dessen Lagesaldo verbesserte sich vom Frühsommer bis Herbst um 30 auf 38 Punkte. Demgegenüber erreichte der Hochbau „nur“ einen Wert von 22 und der Tiefbau lediglich von 15 Punkten.

 

Geschäftserwartungen

Während sich die Zukunftsaussichten im Handel, bei den Dienstleistungen und in der Industrie im Vergleich zur Frühsommerumfrage verbesserten bzw. gleich blieben, haben sich die Geschäftserwartungen der Bauunternehmer leicht eingetrübt. Der Saldo aus „besser“- und „schlechter“-Meldungen hat sich von Minus eins auf Minus fünf verschlechtert. Hier machte sich die seit April zu beobachtende Abschwächung der Auftragseingangs im Bauhauptgewerbe bemerkbar. Der Anteil der Optimisten, die für die kommenden 12 Monate eine „bessere“ bzw. „gleiche“ Geschäftslage erwarten ist von 81 auf 78 % zurückgegangen. Besonders pessimistisch sind die Tiefbauunternehmen: Deren Erwartungssaldo ist um 29 Punkte auf Minus 24 eingebrochen, das ist der stärkste Rückgang im Branchenvergleich. Diese Entwicklung ist ein Spiegelbild der überdurchschnittlich schlechten Entwicklung der Auftragseingänge im Tiefbau und besonders im Straßenbau. Die Tiefbaubetriebe meldeten für den Zeitraum von Januar bis August einen Orderrückgang von 2,1 %, im Straßenbau brachen die Aufträge sogar um 9,1 % ein. Am optimistischsten sind die Unternehmen des Ausbaugewerbes: Deren Erwartungssaldo liegt weiterhin mit Plus eins im positiven Bereich.

 

Investitionsplanungen der Industrie

Die guten Geschäftserwartungen in der Industrie wirken sich weiterhin positiv auf die Investitions­dynamik der Industrieunternehmen aus: Der Saldo aus „höhere“- und „geringere“-Meldungen hinsichtlich der Investitionsabsichten im kommenden Jahr hat sich weiter verbessert und erreichte einen Wert von Plus 22 Punkten. Aufgrund der verbesserten Auslastung der Industrieunternehmen gewinnt das Investitionsmotiv „Kapazitätserweiterung“ wieder an Bedeutung: 30 % der Industrieunternehmen gaben dies als Motiv für Inlandsinvestitionen an (Herbst 2009: 16 %). Demgegenüber haben das „Ersatz-“ und das „Rationalisierungs-Motiv“ etwas an Bedeutung verloren, die Anteile sanken von 64 auf 60 % bzw. von 49 auf 46 %.


Petra Kraus,

Berlin

E-Mail: petra.kraus@bauindustrie.de

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