Das dicke Ende
kommt noch ...

Konjunkturkrise und Baurezession

Die Konjunktur im Bausektor verläuft unspektakulär. Der Bereich konnte sich dem dramatischen Produktionsverfall in der Industrie, vor allem im Maschinenbau, weitgehend entziehen. Die Medien widmen sich der Exportschwäche des verarbeitenden Gewerbes und befassen sich weniger mit dem Bau. Zwar hat die allgemeine Rezession den Baumarkt erfasst, aber eine Alarmstimmung kommt nicht auf.

Viele setzen ihre Hoffnungen darauf, dass die beiden staatlichen Konjunkturprogramme im Gesamtvolumen von 80 Mrd. Euro im zweiten Halbjahr und vor allem in 2010 ihre heilsamen Wirkungen auf den öffentlichen Bau entfalten werden. „Der Staat baut wieder kräftig mit“, titelte zuversichtlich die „Frankfurter Allgemeine“. Der Staat wird es schon richten. Stimmt das? Zweifel sind angebracht. Für ein Ende der Baurezession und ein erneutes Wachstum am Baumarkt müssen auch die Privathaushalte und Investoren im Wohnungsbau, sowie die Industrie- und Dienstleistungsunternehmen ihren Beitrag leisten.

Die Baurezession ist wirklich da

Auch wenn die „gefühlte“ Baurezession milde ausfällt, die Zahlen belegen dass der Einbruch da ist. In den ersten sieben Monaten sank der baugewerbliche Umsatz im deutschen Bauhauptgewerbe um deutliche 7,6 Prozent gegenüber Vorjahr. Mit einem kleinen Minus von 2,5 Prozent konnte der öffentliche Bau die rasante Talfahrt im Wirt­schaftsbau (-10,4 Prozent) und im Woh­nungs­bau (-9 Prozent) höchstens etwas abbremsen. Den Trend umkehren konnten die staatlichen Bauausgaben nicht. Die Hoff­nung, dass der öffentliche Bau den Rück­gang im Wirtschafts- und im Wohnungsbau überkompensiert, wurde bisher nicht erfüllt. Und auch in der nahen Zukunft wird dies wohl nicht der Fall sein. Die Prognosen der beiden großen Bauverbände für 2009 sind nicht mehr zu halten: der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie glaubt dass der Umsatz im Bauhauptgewerbe um 3 Prozent abnehmen wird und der Zentral­verband des Deutschen Baugewerbes setzt auf ein Minus von lediglich 2 Prozent. Letztes Jahr war der Umsatz noch um 6,1 Prozent gewachsen.

Der öffentliche Bau kann nicht allein die „Lokomotive“ sein, die dem Konjunkturzug die nötige Geschwindigkeit gibt. Der baugewerbliche Umsatz teilt sich in drei große Blöcke auf: an der Spitze lag 2008 der Wirtschaftsbau mit 33,9 Mrd. Euro vor dem Wohnungsbau mit 25,9 Mrd. Euro und dem öffentlichen Bau mit 25,8 Mrd. Euro. Der Staatsanteil am Gesamtumsatz des Bauhauptgewerbes von 85,6 Mrd. Euro erreichte also lediglich 30 Prozent, die „Privaten“ hielten 70 Prozent. Solange sich der Privatsektor nach unten bewegt, wird es keinen neuen Aufschwung am Bau geben.

Man wird einwenden können, dass die mittelfristigen Perspektiven besser aussehen. Tatsächlich stieg der Auftragseingang des öffentlichen Baus im Zeitraum Januar-Juli um 0,1 Prozent; im Juli sank er gegen­über Vorjahr allerdings um 4,4 Prozent, was zumindest auf keine besondere Dynamik hinweist. Trotzdem darf nicht unterschlagen werden, dass, wie der Hauptverband hervorhebt, die Umsätze im öffentlichen Bau von Mai bis Juli jeden Monat gestiegen sind, im Juli um 6,4 Prozent. Allerdings kann bei den Auftragseingängen keine Rede davon sein, dass der Staat die Schwäche der Privaten ausgleicht, denn die schwere Krise im Wirtschaftsbau hält an: die Investi­tions­kürzungen des gewerblichen Sektors ergeben bis Juli ein Orderminus von 19,2 Prozent. Die Order für Fabrik- und Werkstattgebäude gaben gar um phänomenale 31 Prozent nach.

 

Wann greifen die Konjunkturprogramme?

Das erste Halbjahr hat enttäuscht. Aber wird nicht die zweite Jahreshälfte von den staatlichen Maßnahmen profitieren? Noch weiß man nicht genau ab wann die Konjunkturprogramme greifen. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist die Realisierungsphase bereits in vollem Gang. Ende August seien 20 Mrd. Euro einzelnen Projekten zuzuordnen gewesen und davon seien mindestens 70 Prozent durch konkrete Vorhaben unterlegt: Krankenhäuser, Schulen, Unigebäude, Sportstätten, usw. Eine Auflistung des Bundesrechnungshofes, laut der bis Mitte August nur 95 Mio. Euro abgerufen waren, führt in die Irre. Die Auflistung enthielt nämlich nur bereits vollendete und abgerechnete Baumaßnahmen. Für bereits laufende Projekte werden die Rechnungen erst viel später ausgestellt werden. Die Volumina der Konjunkturprogramme, die effektiv beim Bau ankommen, sind nicht so kolossal wie viele meinen. Der Hauptverband geht von einem bauwirtschaftlichen Impuls von etwa 19 Mrd. Euro aus, wovon sich 11 Mrd. auf das Bauhauptgewerbe und 8 Mrd. auf das Ausbaugewerbe beziehen. Auf zwei Jahre verteilt ist dies relativ übersichtlich.

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