Dynamik in Beton gegossen

PumaVision Headquarters Herzogenaurach

Wer kennt ihn nicht, den springenden Puma – allseits bekanntes Logo des gleichnamigen Sportlifestyle-Unternehmens. Beim Neubau der Firmenzentrale PumaVision Headquarters in Herzogenaurach setzte die Puma AG ihrem Markenzeichen ein Denkmal: sie ließ den südlichen Abschluss der Multimediahalle dem charakteristischen PUMA Formstrip nachbilden. Die gewagte, leicht gewölbte Auskragung wurde in Beton der Festigkeitsklassen C 50/60 und C 40/50 erstellt.

Statisch gesehen trägt den 50 m langen Formstrip die Decke über der Multimediahalle. Sie ist als Betonverbunddecke ausgebildet, die auf einem Stahlraumfachwerk aufliegt, und besitzt eine Spannweite von 40 m. Anders als bei Hallendächern in der Regel üblich, stellt sie keine reine Dachdecke dar, sondern nimmt stattdessen zusätzlich die Lasten des dritten Obergeschosses mit der Kantine und dem darüber liegenden Flugdach auf. Damit sie diesen hohen Beanspruchungen standhalten kann, goss man sowohl die Decke als auch den gesamten Formstrip in Beton der Festigkeitsklassen C 50/60 und C 40/50. Erst nachdem die Decke ihre Endfestigkeit erreicht hatte, durfte die elegant geschwungene Auskragung ausgeschalt werden. Derartig hohe Betongüten setzte man innerhalb des Bauwerks sonst nur für statisch hochbelastete Stützen oder bei schlechter Witterung ein, um die Ausschalfristen zu verkürzen.

 

Multimediahalle

Die 1.500 Besucher fassende Multimediahalle ist Teil des viergeschossigen Brand Centers, das den östlichen Teil des u-förmigen Gebäudeensembles einnimmt und eine Nutzfläche von 10.000 Quadratmetern besitzt. Zusammen mit dem mehrgeschossigen Foyer und den fünf Showrooms eignet sich die Halle bestens für die Präsentation der innovativen Sportlifestyle-Kollektionen von PUMA sowie für Veranstaltungen.

Das oberste Geschoss beherbergt das Mitarbeiterrestaurant und eine großzügige Dachterrasse, die sich bei Bedarf als Cateringbereich nutzen lassen. Von hier aus bietet sich ein herrlicher Blick auf den 4.500 Quadratmeter großen Innenhof, das Herzstück der Anlage, um den sich die insgesamt drei Gebäudeteile gruppieren. In den Plattenbelag eingelassene LED-Lichtlinien in Rot und Weiß sowie fünf beleuchtete Wasserfontänen illuminieren den offenen Platz. Umlaufende Sitzstufen sowie eine technische Vorrichtung zur Übertragung von sportlichen Großereignissen machen ihn zu einem Ort des Dialogs und der Kommunikation.

 

„Schuhkarton“

Auf der anderen Seite des Innenhofs befindet sich mit dem Store- und Outletgebäude eine weitere Reminiszenz an den charakteristischen Stil des Sportlifestyle-Unternehmens: Mit seiner klaren rechteckigen Form und der roten Fassade aus Aluminiumverbundplatten soll es einen Puma-Schuhkarton symbolisieren. Auf einer Fläche von 2.700 Quadratmetern und drei Ebenen sind hier ein Puma-Store sowie das größte Puma-Outlet der Welt untergebracht. Den kundenfreundlich organisierten Einkaufsbereich komplettiert ein angegliedertes Restaurant. Zwischen dem Store- und Outletgebäude und dem Brand Center erstreckt sich – sozusagen als Rückgrat der gesamten Anlage – ein sechsgeschossiger, beidseitig verglaster Verwaltungsbau, der auf einer Bruttogrundfläche von 39.000 Quadratmetern Platz für rund 650 Mitarbeiter bietet. Er schottet den Innenhof und die übrigen Gebäudeteile von der Nordumgehung von Herzogenaurach ab. Um dem 130 Meter langen und 25 Meter hohen Bürogebäude die Wucht zu nehmen, entwarf Architekt Klaus Krex aus Nürnberg das dritte Obergeschoss als zurückgesetzte, reine Pfosten-Riegel-Konstruktion, so dass die beiden obersten Etagen beinahe über dem Rest zu schweben scheinen. Der großzügig gestaltete Empfangsbereich lädt zum Verweilen und Kommunizieren ein, bietet aber auch Raum für kleinere Produktpräsentationen. Ins Auge fällt hier vor allem die Aufzugsanlage aus glattem Sichtbeton, der sich auch in den oberen Geschossen im Erschließungsbereich fortsetzt. Der eigentliche Verwaltungstrakt ist als zweihüftige Anlage konzipiert, bei der sich um eine Binnenzone mit Nasszellen, Technik- und Lagerräumen, Teeküchen und Lounge Areas Licht durchflutete Büros gruppieren.

 

Energetisches

Doch das Sportlifestyle-Unternehmen setzte nicht nur auf eine moderne Formensprache und hochwertige Baustoffe, sondern legte auch besonderen Wert auf den Einsatz von erneuerbaren Energien. So befindet sich auf dem Dach des Puma-Stores eine 1.000 m² große Photovoltaikanlage, die jährlich 70.000 kWh Strom erzeugen und damit den Energiebedarf von 25 Drei- bis Vier-Personen-Haushalten deckt. Zusammen mit 140 m² an Solarmodulen, die in die Fassade des Stores integriert sind, ergibt sich eine CO2-Einsparung von 35 t/a. Die Warmwassererzeugung erfolgt zum Teil durch Solarkollektoren, eine unterirdische Zisterne ermöglicht die Verwendung von Regenwasser zur Spülung der WC-Anlagen.

Auf einer Fläche von etwa 1.500 m² sind die Dächer des PumaVision Headquarters extensiv begrünt und bieten damit einen natürlichen Klimapuffer. Mithilfe von moderner Betonkerntemperierung lassen sich die Gebäude umweltverträglich über Wärmepumpen grunderwärmen und -kühlen. Fernwärmeleitungen versorgen die Unternehmenszentrale mit Biogas. Eine derart vorbildliche haustechnische Ausstattung braucht sich wahrlich nicht zu verstecken: Architekt Krex ließ daher die Technikzentrale im Osten des PumaVision Headquarters mit Profilbauglas verkleiden. Mit LED’s rot hinterleuchtet, setzt sie schon von weitem sichtbar ein Zeichen.

[www.heidelbergcement.de]

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